Essen.Stadtwald. . Die Gesamtschule Süd pflegt seit sechs Jahren eine intensive Partnerschaft, die von praktischer Hilfe lebt. Gerade ist wieder ein Team aus sechs Schülern, Helfern und Lehrer Rudi Kretschmer mit vielen Eindrücken vom Einsatz vor Ort zurückgekehrt. Nach zwei Wochen Arbeit hatten die Jugendlichen weitere zwei Wochen Zeit, das Land zu bereisen.

Deutsche Schüler bauen eine Schule in Südafrika und fahren danach knapp 3500 Kilometer durch das Land: Was in Zeiten knapper Kassen wie realitätsfernes Wunschdenken anmutet, ist in der Gesamtschule Süd seit sechs Jahren Wirklichkeit. Gerade ist Lehrer Rudi Kretschmer mit insgesamt sechs jungen Männern und Frauen sowie zwei Helfern aus einer Vorschule in Witbank zurück in Essen. Zu erzählen haben die Schüler eine Menge.

„Als die Kinder uns zum Abschied vorgesungen haben, da musste ich schon schlucken. Man sieht einfach, wofür man das alles tut.“ Nico Weicher (19) ist schon das zweite Mal nach Südafrika mitgeflogen. 2009 war er schon einmal mit der Schule in Witbank, rund eineinhalb Autostunden von Johannisburg entfernt. Schon damals gingen die Eindrücke unter die Haut und das Abschlusskonzert der mittlerweile rund 250 Vorschulkinder hat den jungen Mann auch in diesem Jahr keineswegs kalt gelassen.

Nicht immer waren es so viele Jungen und Mädchen, die ihren Gästen nach zwei Wochen Arbeit hinterher gewunken haben, wenn sie im Anschluss noch einmal zwei Wochen lang durch das Land getourt sind. Beim ersten Besuch von Kretschmer und Co. waren es noch 60, da stand aber nur ein vereinzeltes Schulhaus. In den vergangenen Jahren haben die Gesamtschüler aus Stadtwald zwei Stelzenhäuser gebaut und enorm viel für die Infrastruktur vor Ort getan. „Es ist schon Wahnsinn, wenn man sieht, wie sich das alles hier verändert hat“, berichtet Zimmermann Christoph Knop, der zusätzlich jedes Jahr dabei war und seinen Urlaub opfert.

Auch diesmal war für die Schüler ordentlich „praktischer Unterricht“, also anpacken, angesagt. „Wir haben zwei Tage lang ein rundes Loch mit zwölf Metern Durchmesser für das Fundament des dritten Schulgebäudes gegraben“, berichtet Nico Berns (18). Hauptaugenmerk lag auf der Versorgung des Geländes mit Wasser. Nachdem Bohrungen in 71 und 85 Metern Tiefe sowie ein Wünschelrutengänger keine Ergebnisse erzielten, haben die Jungen und Mädchen zwei 10 000-Liter-Wassertanks angekarrt. Zusätzlich haben sie unter anderem Dachrinnen angelegt, die Geräte auf dem Spielplatz repariert und gestrichen, einen alten Wassertank mit Südafrika-Banner bemalt, zwei Fußballtore geschweißt und einbetoniert. „Dabei haben sich so einige von uns einen Sonnenbrand geholt“, erzählt Nico Weichert.

Doch das ist nicht das einzige „Mitbringsel“ der Schüler. Viele, viele Fotos werden die Erinnerung an die spannende Zeit wachhalten.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Nach dem Aufenthalt in Witbank machten sich die Schüler auf zur Tour ins angrenzende Königreich Swasiland und entlang der südafrikanischen Küste.

„Das war schon der Hammer. Die Löwen haben einfach auf der Straße gelegen“, berichtet Schüler Nico Berns (18) von der ersten Etappe der Tour. Sie führte nach Swasiland. Elefanten, Giraffen, Zebras oder Nashörner sind dort im Nationalpark keine Seltenheit: „Der Elefant stand nachts auf unserem Zeltplatz“, ist Nico Berns immer noch begeistert. Weiter ging es zur „Coffee Bay“, einer der malerischsten Stellen des Ostkap. Zwei Tage lang hatten die Schüler hier „Auslauf“, durften sich in der Bucht mit Schwimmen, Trommelkurs oder Strandreiten die Zeit so angenehm wie möglich gestalten.

In der Uribi-Schlucht war der Gruppen-Jüngste Nico Würger (15) auch der Mutigste. Er war der einzige, der einen 216-Meter-Bungee-Sprung von der Blukrans-Brücke wagte. Das Haitauchen – man wird in einem Käfig ins Wasser gelassen – war für Philip Seegers (17) das wohl einschneidendste Erlebnis der Tour: „Man ist geschützt, aber die Haie sind ganz nahe“, sagt er. Von Kapstadt flog die Gruppe zurück.