Essen-Rellinghausen. Ende der 1990er Jahre kaufte die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald den damals sehr maroden Blücherturm, einen Gerichtsturm aus dem 16. Jahrhundert, und baute ihn in Eigenregie um. Seit 15 Jahren finden dort Ausstellungen statt. Das wird am 19. und 20. Oktober mit den Bürgern aus dem Stadtteil gefeiert. Auch ein Bücher-Verkauf ist geplant.

Nicht mehr gebraucht, verfallen, abgerissen - dieses Schicksal drohte in den 1980er- Jahren dem im 16. Jahrhundert als Gerichtsgebäude erbauten Blücherturm. Doch es kam - zum Glück - anders. Der Blücherturm entwickelte sich vom Relikt aus düsterer Zeit zum Vorzeige-Denkmal Rellinghausens. Dass der Turm der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung steht, ist der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald zu verdanken. Sie kaufte den zweigeschossigen Turm 1997, restaurierte ihn in Eigenregie und gestaltete ihn innen komplett neu. Das erforderte nicht nur viel Geld, Arbeit und Engagement, sondern auch Durchhaltevermögen. Denn das Baudenkmal geriet damals in politische Turbulenzen, wie sich Johannes Stoll, der heutige Vorsitzende der Bürgerschaft, erinnert.

„Der damalige Bezirksvorsteher karrte Falken aus Überruhr in den Turm, um eine Nutzung vorzutäuschen und der spätere Direktor des Ruhrmuseums stufte den Turm als ,untauglich für Ausstellungszwecke’ ein“, so Stoll. Angesichts der zahlreichen Ausstellungen, die in den vergangenen 15 Jahren dort stattfanden, offenbar eine echte Fehleinschätzung. Rund 15 Jahre kämpfte die Bürgerschaft darum, den seit 1980 leer stehenden Turm von der Stadt zu übernehmen. „Dann setzte sich der gesunde Menschenverstand durch, vielleicht auch, weil erforderliche Unterhaltungsarbeiten zeigten, dass auch ein leer stehender Gerichtsturm die Stadt Geld kostet“, blickt Stoll zurück.

War der Kaufpreis mit 20 000 D-Mark noch überschaubar, musste die Bürgerschaft rund 320 000 D-Mark in den Umbau investieren - eine Summe, die nur mit Hilfe von Spenden und Stiftungsgeldern aufgebracht werden konnte. Im Oktober 1998 war es dann soweit: Die damalige Oberbürgermeisterin Annette Jäger weihte den umgestalteten Turm ein, der seitdem als Ausstellungsraum und Treffpunkt für Geschichtsinteressierte dient.

Der Blücherturm bleibt trotz seiner aktuellen Nutzung aber auch ein Mahnmal: Im 16. Jahrhundert war er Gefängnis, Folterkammer und Schauplatz von Hexenprozessen. Von 1570 bis 1595 wurden dort rund 40 Menschen zu Hexen erklärt und hingerichtet.

„Das 15-Jährige wollen wir am Wochenende gemeinsam feiern“, sagt Johannes Stoll von der Bürgerschaft. Der Turm ist am Samstag und Sonntag, 19. und 20. Oktober, jeweils ab 15 Uhr geöffnet. Am Samstag gibt es Würstchen, am Sonntag Kaffee und Kuchen. Im Dachgeschoss können die Besucher alte und neue Bücher, Grafiken, Zeichnungen und vieles mehr erwerben.