Essen-Rüttenscheid. . Die Interessengemeinschaft Rüttenscheid verschärft in einem offenen Brief an die Bezirksvertretung den Ton: Zusätzliche Taxi-Plätze schadeten dem Stadtteil, heißt es darin. Einige Gastronomen haben sogar angekündigt, eine Unterschriften-Aktion zu starten.

Eigentlich sind die elf zusätzlichen Taxi-Stellflächen an Rüttenscheider, Girardet- und Wittekindstraße beschlossene Sache. Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, verschärft in einem offenen Brief an die Bezirksvertretung II nun dennoch den Ton. Er wirft den Politikern vor, dem Stadtteil zu schaden und in ihrer Entscheidung lediglich den „Taxi-Lobbyisten“ gefolgt zu sein, ohne Gastronomen und Anwohner gehört zu haben.

Krane selbst holte das nun nach und fragte bei den angrenzenden Kneipen und Restaurants wie Eigelstein, Kokille, Pelayo, Plan B, Cabalou und Lorenz nach. Einhellig hätten ihm die Gastronomen versichert, dass sie weder durch die Stadt noch durch die Politiker vor Ort informiert worden sein. Zudem lehnen sie weitere Stellflächen ab, das Lorenz spricht sogar von einem „schädlichen Vorhaben“. Schließlich würden mit den Halteplätzen künftig täglich ab 21 Uhr Stellflächen für potenzielle Gäste und Anwohner blockiert. Zwei Gastronomen wollen mit Unterschriftenaktionen gegen das Vorhaben mobil machen.

Taxi-Genossenschaft wirbt für mehr Plätze

In einem Arbeitskreis hatte die Bezirksvertretung gemeinsam mit der Verwaltung über den Antrag der Essener Taxi-Verbände beraten. „Vor allem rund um das Girardethaus sind die Plätze an den Wochenenden unterdimensioniert. Gerade einmal zwei Plätze stehen da zu Verfügung, dabei ist das Fahrgastaufkommen größer als etwa vor dem Arosa-Hotel“, hat Harry Schierhofer, Vorstandsmitglied der Genossenschaft Taxi Essen, beobachtet, deren Flotte rund 330 Fahrzeuge umfasst.

Für Heinz-Leo Draese, Fraktionsvorsitzender der CDU im Bezirk II, gibt es entsprechend nichts mehr zu diskutieren. „Allein die Aussage, dass häufig Taxis im Eingangsbereich des Eigelstein stehen, zeigt doch den Bedarf. In den Kneipen rund um das Girardethaus wird nun mal Bier getrunken und die Gäste sind auf Taxis angewiesen“, so Draese. Ähnlich sieht das SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Lankes, wenngleich er entschärft: „Wir wollen die Stellflächen zunächst nur für ein Jahr einrichten und uns anschauen, wie sie angenommen werden. Danach können wir immer noch neu entscheiden.“

Krane kritisiert auch, dass die Zustimmung jeglicher Daten entbehre. So gebe es keine Zahlen über ein erhöhtes Fahrgastaufkommen oder darüber, wie oft Taxis tatsächlich auf der Straße halten müssten. Wie es aussieht, wird die Diskussion trotz des Beschlusses erst mal weiter geführt werden können: Solange die Haushaltssperre gilt, wird ohnehin kein einziger zusätzlicher Taxi-Platz geschaffen.

Kommentar: Reden hilft

Eines der elementaren Bestandteile der Politik – egal ob auf Bundes-, Landes- oder Kommunal-Ebene – ist die Kommunikation. Wer wüsste das besser als die Stadtteilpolitiker der Bezirksvertretungen, die naturgemäß immer ein Ohr beim Bürger haben sollten. Nun verlangt niemand, dass die Volksvertreter für jede Entscheidung gleich eine groß angelegte Bürgerumfrage starten. Der vorliegende Fall um die Taxi-Stellplätze zeigt aber einmal mehr, dass es mitunter durchaus nützlich sein kann, alle Seiten zu hören. Das erfordert allein schon die Emotionalität des Themas, wird in diesem Stadtteil schließlich um jeden Quadratmeter Parkplatz mit harten Bandagen gekämpft. Wie sieht es vor Ort aus? Ist das Fahrgast-Aufkommen tatsächlich derart gestiegen? Was denken die umliegenden Gastronomen? Fragen, die man durchaus allen Betroffenen stellen kann, um sich eine objektive Meinung zu bilden.

Nur die Taxi-Betreiber zu hören, die klar ein wirtschaftliches Interesse haben, ist etwas zu einfach – wenngleich sie natürlich berücksichtigt werden müssen. Politik ist ein Kompromiss-Geschäft, bei dem es niemals allen recht gemacht werden kann. Man sollte es aber zumindest versuchen.