Essen-Haarzopf. . Das Presbyterium der evangelischen Gemeinde Haarzopf hat sich entschlossen, die Sanierung der einsturzgefährdeten Kirche an der Raadter Straße durchzuführen. Mindestens eine Million Euro wird das Projekt kosten, im Januar geht es los. Zusätzlich zu den zusagten Fördergeldern braucht die Gemeinde jetzt jede Menge Spenden.
Die Entscheidung ist gefallen: Die evangelische Gemeinde Haarzopf wird ihre marode und stark einsturzgefährdete Kirche an der Raadter Straße sanieren lassen. Im Januar werden die wetterunabhängigen Arbeiten im Inneren der 100 Jahre alten, ehemals „modernsten Kirche der Rheinprovinz“ starten. Als die denkmalgeschützte Kirche zum Jubiläum verschönert werden sollte, waren die schweren Schäden an den Leimbindern entdeckt worden, die das gesamte Gewölbe halten. Diese werden im ersten Bauabschnitt, der 2014 abgeschlossen werden muss, erneuert.
Monatelang hatte die Gemeinde angesichts der Sanierungskosten in Höhe von einer Million Euro überlegt, ob das Projekt zu stemmen sei. Nachdem das Bundesbauministerium 200 000 Euro, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 100 000 Euro zusagt und Gemeindeglieder schon 40 000 Euro Spenden in Aussicht gestellt hatten, entschloss sich das Presbyterium, die Sanierung in Angriff zu nehmen. 250 000 Euro wird die Gemeinde aus ihren Rücklagen bereitstellen, so Pfarrer Guido Quinkert. Bleibt ein Betrag von 400 000 Euro, den die Gemeinde aus Spenden aufzubringen hofft. Sollte das nicht gelingen, müsste man notfalls das Pfarrhaus verkaufen.
„Die neuen Leimbinder werden neben den alten angebracht. Dazu ist ein Kran erforderlich. Die Schwierigkeit wird sein, das Gewicht bei den Arbeiten so zu verteilen, dass die Bodenfliesen und die Fußbodenheizung nicht beschädigt werden“, sagt Pfarrerin Elisabeth Müller. Die Konstruktion aus Stahlseilen, die derzeit die einsturzgefährdeten Wände abstützt, bleibt während der Arbeiten.
Im zweiten Bauabschnitt werde die historische Putzverzierung rekonstruiert, die Kirche werde neu gestrichen und die Kassetten-Struktur der alten Eichentüren würde wieder freigelegt. Insgesamt werden die Arbeiten mindestens zweieinhalb Jahre dauern.
Standort nicht aufgeben
Der Entscheidung für die Sanierung sei folgende Überlegung vorausgegangen: „Die Alternative zur Sanierung wäre der Abriss gewesen. Da wir den Standort wegen des Friedhofs aber nicht aufgeben können, hätten wir eine Friedhofskapelle neu bauen müssen. Abriss und Neubau hätten dann auch eine halbe Million Euro gekostet - und dafür hätten wir keine Fördergelder bekommen“, erläutert Elisabeth Müller die Entscheidung.
„Viele Menschen hier sind froh, dass die Kirche saniert wird. Wir hoffen deshalb auf eine große Spendenbereitschaft“, sagt Quinkert. Das Projekt sei wichtig, aber genauso wichtig sei, dass die Gemeinde ihre eigentliche Arbeit, deren Schwerpunkt im Kinder- und Jugendbereich liege, wie bisher weiterführen werde.
Die Kirche sei den rund 3300 Gemeindegliedern in Haarzopf und Fulerum nicht nur deshalb ans Herz gewachsen, weil sie das einzige sehenswerte Baudenkmal im Stadtteil und natürlich ihre geistliche Heimat sei, sondern auch, weil es der einzige größere Versammlungsraum in Haarzopf sei. In der Vergangenheit hätten dort immer wieder Schulveranstaltungen und Bürgerversammlungen stattgefunden. „Unsere Kirche ist auf jeden Fall ein Treffpunkt für den Stadtteil“, sagt Pfarrer Quinkert.