Essen-Rüttenscheid. . Horst Zimmer (77) wuchs an der Huyssenallee auf. Obwohl er seit 50 Jahren in Bayern lebt, ist die Liebe zur Heimat immer bestehen geblieben: Er gehört zu den ersten Bank-Spendern im Grugapark.

Horst Zimmer hat der Gruga eine Bank gespendet. Er ist einer von bislang 18 Menschen, die sich an einer Aktion des Gruga-Stiftungsvereins beteiligen: Sie alle haben von ihrem privaten Geld eine Bank gekauft, die in dem städtischen Park aufgestellt wird.

Horst Zimmer ist 77 Jahre alt und lebt seit 50 Jahren am Starnberger See. Der Arbeit wegen verließ seine Familie die Heimatstadt Essen und ging in den Süden der Republik. „Eine innere Verbindung zu Essen ist bei mir aber immer geblieben“, sagt Zimmer. Aufmerksam verfolgt er noch immer, was sich in seiner Heimat tut. Deshalb hat er auch die Postausgabe der WAZ abonniert. Jeden Tag lässt er sich eine Ausgabe in das Seniorenheim schicken, in dem er inzwischen lebt. Ihn interessiert das kulturelle Geschehen in der Stadt: Was ist los in der Philharmonie, was kommt im Aalto auf die Bühne und was wird im Grillo gespielt? Auch, wenn in der Stadt gebaut wird, und die Zeitung darüber berichtet, ist Horst Zimmer ein aufmerksamer Leser. Durch einen Artikel in der Zeitung hatte der pensionierte Bankkaufmann auch davon erfahren, dass Privatleute eine Bank für die Gruga spenden können. „Ich bin kein reicher Mann“, sagt er, „aber für eine Bank hat es gerade noch gereicht.“

Sonntags-Spaziergang war Pflicht

Wenn Horst Zimmer über seine Kindheit und Jugend in Essen spricht, werden bei ihm viele Erinnerungen wach. Aufgewachsen ist er an der Huyssenallee: „Das war früher eine ganz, ganz tolle Straße“, sagt er. Mit Rollschuhen und mit dem Tretroller war er dort unterwegs, an der „Klümpkes-Bude“ hat er sich von seinem Taschengeld „Schwarze Mäuse“ und Sprudelwasser gekauft. Auch die Erlöserkirche an der Friedrichstraße hat er oft besucht. „Wir haben damals sehr gerne in Essen gelebt.“ Doch dann kam der Krieg. Horst Zimmer und sein Bruder wurden nach Ostpreußen evakuiert, später legten Bomben Essen in Schutt und Asche. Es war eine Zeit der Sorgen: „Die Eltern hatten große Angst um uns, und wir Kinder hatten große Angst um unsere Eltern.“ Die Wohnung in der Huyssenallee 50 wurde zerstört. Doch nach dem Krieg kam die Familie über Umwege zurück nach Essen, zunächst wohnten sie in der Ruine, die einst ihre Wohnung war. Später lebten sie an der Krawehlstraße, Ecke Goethestraße.

„Mein Vater hat immer sehr viel gearbeitet“, sagt Zimmer. „Aber jeden Sonntag sind wir mit der ganzen Familie spazieren gegangen.“ Die Ausflüge führten in den Heissiwald, zum Baldeneysee – oder eben in den Grugapark. „Meine ganze Familie hat die Gruga immer sehr geliebt.“ Den Rosengarten, den Bauerngarten, das Alpinum und das Rhododendron-Tal sind Zimmer in guter Erinnerung behalten. Oft hat er dort während seiner Zeit als Schüler des Helmholtz-Gymnasiums gesessen, und an der frischen Luft seine Hausaufgaben gemacht.

Die Bank von Horst Zimmer steht jetzt am Waldsee in der Gruga. Eine Bekannte hat ihm vor einiger Zeit Fotos von seiner Bank nach Starnberg geschickt. „Ich werde wohl aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dort hin kommen, um sie mir anzusehen“, sagt Zimmer. „Das ist traurig, aber wenigstens gibt es jetzt in Essen etwas, das an meine Familie erinnert.“

Stiftungsverein Grugapark wirbt für Patenschaften

Bürger spenden Bänke: Seit Juli wirbt der Stiftungsverein Grugapark dafür, dass Menschen Patenschaften für bis zu 50 neue Bänke in dem Park übernehmen können. 18 Bank-Bestellungen sind bislang seit dem Start des Projekts beim Stiftungsverein eingegangen. Ein Großteil der gespendeten Bänke ist bereits aufgestellt worden. Ab März, also nach der Winterpause, werden weitere Bänke folgen. „Wir sind mit dem bisherigen Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Ulrike Streich, Geschäftsführerin des Stiftungsvereins. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Resonanz so groß sein wird.“

Plakette erinnert an Spender

Regelmäßig erhalte sie Anfragen von Bürgern, die auch eine Bank spenden wollen. Spannend seien die dann folgenden Gespräche, in denen sie oft die Gründe für die Bank-Patenschaften erfährt: „Jede Bank erzählt eine persönliche Geschichte“, sagt Streich. Je nach Größe kosten die Modelle zwischen 610 und 970 Euro. Sie werden in den Franz-Sales-Werkstätten von Menschen mit Behinderung gefertigt. Sie sollen bis zu 20 Jahre halten.

An den Bänken werden auf Wunsch kleine Plaketten angebracht, die auf den Spender hinweisen. Der Stiftungsverein Grugapark, der sich die Verschönerung der Gruga auf die Fahnen geschrieben hat, ist ständig auf der Suche nach neuen Mitgliedern: Privatpersonen, die dem Verein beitreten möchten, zahlen jährlich 50 Euro. Unternehmen können ab einer Zahlung von jährlich 240 Euro Mitglied werden.

Infos zu Bank-Spenden bei Geschäftsführerin Ulrike Streich: 886 7120 oder per Mail an: ulrike.streich@gge.essen.de