Interesse an Spielplatzpatenschaften wächst. Verwaltung und Politik unterstützen das ehrenamtliche Engagement der Bürger
Essener Süden. Nina Altenhoff-Zabel und Peter Günster haben eine Vision. Sie wollen sich gegenüber der Konkurrenz profilieren und ihrer Klientel etwas bieten, das es so im Umkreis noch nicht gibt: eine Vogelnestschaukel. "Damit hätten wir sozusagen ein Monopol", erklärt Altenhoff-Zabel. 45 000 Euro und ein Frühsommer stehen den beiden für die Umsetzung ihrer Ideen zur Verfügung. Die beiden sind frischgebackene Spielplatzpaten und ihre Motivation ist groß.
Noch ist das Grundstück am Heymannplatz kahl. Das soll sich durch die Installation der Schaukel, einer Rutsche und durch die Einrichtung eines Kleinkindbereichs jedoch schnellstens ändern. Auch für den Spielplatz Netheweg in Bergerhausen sind große Planungen im Gange. "Im Moment sieht es etwas trostlos aus", erklären die zuständigen Patinnen. "Aber wir starten höchst motiviert in unsere Arbeit", bekräftigen Michaela Uhlendahl und Susanne Kühnast beim jährlichen Spielplatzpatentreffen in der Villa Rü.
Als sie klein waren, nutzten sie die Spielfläche in Bergerhausen selbst, nun tun es ihre Kinder. "Ich wollte einfach gerne einen Beitrag leisten und mich für den Spielplatz einsetzen", erläutert Michaela Uhlendahl die Gründe für ihr Engagement. "Die Kinder brauchen Anlaufpunkte", ergänzt Kollegin Susanne Kühnast.
Zwei Drittel der insgesamt 33 Spielplätze im Bezirk II werden inzwischen durch Spielplatzpaten betreut - Tendenz steigend. "Das Interesse an den Patenschaften wächst. Es gibt viele Ortstermine mit Nachwuchspaten", berichtete die Kinderbeauftragte Irmgard Krusenbaum (Grüne), als das Thema kürzlich in der Bezirksvertretung II diskutiert wurde.
Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Paten sei überdurchschnittlich gut. Der Andrang war sogar so groß, dass der in der letzten Haushaltsplanung festgesetzte Förderbetrag von 1085 Euro nicht mehr ausreichte und für das Jahr 2009 aufgestockt werden musste. Im gesamten Stadtgebiet werden momentan etwa 210 von 439 Plätzen betreut - eine gute Quote. Vor allem im Vergleich zum Jahr 1994, als das Projekt gerade erst gestartet war und nur für 27 Spielplätze Patenschaften bestanden.
Die Stadt fördert das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderschutzbund. Außerdem erhalten die Paten von vielen Seiten Hilfe und Rat. Grün und Gruga, Ordnungsamt, Straßenverkehrsamt, Polizei, Kinderbüro und nicht zuletzt die Kinderbeauftragte helfen, wenn es Probleme gibt. Die gibt es vor allem beim Thema Vandalismus. So wurden kurz nach Installation einer Kletterwand auf dem Spielplatz an der Hedwigstraße einfach die Griffe abmontiert.
Auch ganze Spielgeräte wurden schon gestohlen. Oft sind die Plätze durch Hundekot beschmutzt, manchmal treffen sich Jugendliche und hinterlassen ihren Müll - Dinge, die den Spielplatzpaten das Leben schwer machen. Dinge, über die bei den regelmäßigen Treffen der Patengruppen und beim jährlichen Treffen aller Spielplatzpaten gerne diskutiert wird. "Wenn es Probleme mit Vandalismus oder Alkoholmissbrauch auf den Spielplätzen gibt, nehmen die Paten schnell Kontakt zu uns auf. Wir bemühen uns aber ohnehin, regelmäßig dort präsent zu sein", erklärt Franz Kühnl vom Bezirksdienst der Polizei.
"Es gibt nun einmal Höhen und Tiefen", erzählt Eva Hofmann, die sich seit acht Jahren als Spielplatzpatin engagiert. Zusammen mit sieben Partnern kümmert sie sich um den Spielplatz an der Manfredstraße. Über die Jahre haben die Paten es geschafft, eine nahezu perfekte Organisation aufzubauen. "Wir haben ein gemeinsames Sparbuch eingerichtet und können durch unsere interne E-Mail-Liste schnell und einfach kommunizieren", berichtet Eva Hofmann. Auch bei der Beantragung neuer Spielgeräte haben die erfahrenen Paten mittlerweile den Durchblick. In den nächsten zwei Jahren soll eine Tischtennisplatte angeschafft werden.