Margarethenhöhe. . Drei Kooperationspartner planen auf der Margarethenhöhe einen Stammtisch für Männer mit Demenz. Das Angebot richtet sich an Rentner aus der Stahlbranche. Die Organisatoren wollen die Erkrankten über die Verbundenheit zu ihrer früheren Firma erreichen.

Männer haben oft eine starke emotionale Verbindung zu ihrem Beruf und Arbeitgeber, die auch im Rentenalter bestehen bleibt. Diese Erkenntnis wollen jetzt die Diakoniestationen Essen, die Betriebskrankenkasse Novitas und die Margarethe-Krupp-Stiftung mit Unterstützung des Betriebsrats der Thyssen-Krupp AG nutzen und einen Stammtisch für Männer mit Demenz ins Leben rufen. Zielgruppe sind ehemalige Arbeiter und Angestellte aus der Stahlbranche, insbesondere solche, die bei Thyssen-Krupp tätig waren.

Männer, die an Demenz erkranken, nehmen bestehende Angebote wie Betreuungscafés viel seltener wahr als Frauen in vergleichbarer Situation - sei es, weil sie sich nicht angesprochen fühlen oder die Angebote zu wenig auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Der Stammtisch soll an jedem vierten Mittwoch im Monat von 14.30 bis 16 Uhr auf der Margarethenhöhe stattfinden.

„Der Ort steht noch nicht genau fest, aber es sollte eine traditionsreiche Gastronomie auf der Margarethenhöhe sein, die barrierefrei zu erreichen ist“, sagt Ingo Behr von den Diakoniestationen. Die Bezeichnung „Stammtisch“ wird Programm sein. „Die Männer sollen sich in der Kneipe beim Bier treffen, sich zwanglos unterhalten, vielleicht Skat spielen oder gelegentlich einen Vortrag hören“, so Behr. Jochen Biefang von der Margarethe-Krupp-Stiftung schlägt eine Führung durch die Gartenstadt oder die Besichtigung der Musterwohnung vor. „Dabei spüren die Teilnehmer der Krupp-Geschichte nach.“

„In Duisburg, wo ja Stahl ebenfalls eine große Rolle spielt, läuft ein ähnlicher Stammtisch seit gut einem Jahr mit Erfolg, so dass wir auf die Erfahrung dort zurückgreifen können. Der Bedarf für ein solches Angebot ist eindeutig vorhanden“, erklärt Susanne Wißmann von der BKK Novitas. Sie mache die Erfahrung, dass sich Männer, die erste Anzeichen von Demenz bei sich feststellen, immer mehr zurückziehen. „Ihre Vergesslichkeit ist ihnen unangenehm, keiner soll es merken“, so Wißmann. Aber sie weiß aus Erfahrung: Kommt die Rede auf den ehemaligen Arbeitgeber, leuchten die Augen der Männer. Man spüre eine große Verbundenheit mit der Firma, die Neugier, was sich dort heute tue.

Genau dieses Interesse wollen die Beteiligten nutzen, um die Männer aus der Isolation zu holen, ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und gleichzeitig auch die pflegenden Partnerinnen einzubinden. Geplant sind Vorträge zur Geschichte Thyssen-Krupps, Filme über Produktionsabläufe und Exkursionen zu Produktionsstätten. Wißmann: „Die Männer freuen sich erfahrungsgemäß über Werksbesichtigungen, kehren gern noch mal an den Ort zurück, an dem sie gearbeitet haben.“

Um für den Stammtisch für Männer mit Demenz zu werben, wird es am Mittwoch, 4. September, ab 17 Uhr eine Info-Veranstaltung bei Thyssen-Krupp, Thyssen-Krupp-Allee 1, Gebäude Q2, geben. Die Organisatoren des Stammtischs wollen über ihre eigenen Netzwerke, mit einem Flyer, aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda möglichst viele betroffene Männer erreichen.

Der Männerstammtisch ist als Ergänzung zu den sechs Betreuungscafés der Diakonie-Stationen in Essen, zum Tanzen in Frintrop und anderen Angeboten gedacht. In Essen gibt es laut Ingo Behr rund 9000 Menschen, die an Demenz erkrankt sind, jährlich kämen 2500 neu Erkrankte hinzu.

„Das Problem ist da und wird noch zunehmen. Da macht es Sinn, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen“, erklärt Geschäftsführer Thomas Möller, warum sich die Margarethe-Krupp-Stiftung für das Projekt engagiert. „In Duisburg hat es sich so ergeben, dass sogar die Ehrenamtlichen - fast nur Frauen - ehemalige Thyssen-Krupp-Mitarbeiterinnen sind. Das muss natürlich nicht so sein. Wir würden uns auf jeden Fall mehr Männer als Betreuer wünschen“, erklärt Susanne Wißmann von der BKK Novitas.

Anmeldungen zur Informationsveranstaltung sind ab sofort unter 185 30 94 (Diakonie-Station Margarethenhöhe) oder unter 43 21 680 (Pflegestützpunkt Novitas) möglich.