Essen. . Mittlerweile verbindet der Verein„Kreative Klasse“ 100 Firmen – und hat damit auch beim NRW-Wirtschaftsministerium Interesse geweckt. Im September steigt die dritte Auflage des „Extraklasse“-Festivals. Warum die Branche immer wichtiger wird, verrät Architekt Oliver Koschmieder.

Sie gelten zwar offiziell als Verein, betrachten sich aber vielmehr als Netzwerk der Kreativwirtschaft in Essen und dem Ruhrgebiet: Die „Kreative Klasse“ steckt mitten in den Vorbereitungen zum dritten „Extraklasse“-Festival, bei dem sich vom 12. bis 15. September zahlreiche Kreativschaffende u.a. in Rüttenscheid und auf der Margarethenhöhe präsentieren. Warum die Branche immer mehr an Bedeutung gewinnt, verrät Architekt Oliver Koschmieder, Sprecher der Initiative und Berater bei der Kommunikationsagentur „Brandrevier“.

Wie hat sich die Kreative Klasse seit ihrer Gründung 2011 entwickelt?

Oliver Koschmieder: Wir freuen uns über steigende Mitgliederzahlen. Anfangs waren wir gut 20 Firmen, mittlerweile kommen wir auf 100 Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen – wobei der Designsektor vom Produkt- bis zum Grafikdesign bei uns überwiegt.

Warum ist die Vernetzung wichtig?

Wir haben gemerkt, dass wir untereinander viele Synergieeffekte schaffen können. So konnte ich etwa Monira Helmy helfen, als sie einen Experten für den Umbau ihres Familiencafés „Spielwerk“ gesucht hat.

Architekt Axel Koschany und Professor Andreas Fritzen ermöglichte unsere Plattform den Studentenwettbewerb zum Thema „Wohnen im Krupp-Quartier“. Wir bringen Social-Media-Berater mit Anwälten, Fotografen mit Grafikdesignern zusammen. Es gibt viele solcher Beispiele.

Das klingt nicht gerade nach einer homogenen Truppe.

Ganz und gar nicht – genau davon profitieren wir ja. Die Kreativbranche lässt sich nicht in eine Schublade stecken, ist sehr vielseitig und wächst. Das sieht auch das NRW-Wirtschaftsministerium, zu dem Kontakte bestehen und das Interesse an einer Zusammenarbeit angekündigt hat. Das freut uns sehr und zeigt, dass wir mittlerweile als Größe in der Branche wahrgenommen werden.

Sie stammen selbst aus Koblenz, kamen 2009 nach Essen. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Kreativlandschaft in der Stadt?

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Das lässt sich ja schon direkt vor der Haustür messen. Speziell auf Hinterhöfen in Rüttenscheid und dem Südviertel kommen ständig neue Kreative hinzu, haben in kürzester Zeit viele junge Läden mit frischen Ideen geöffnet. Das ist keine Entwicklung, die sich politisch steuern oder diktieren lässt. Im Ruhrgebiet generell gibt es noch eine Menge Potenzial, hier ist der Markt nicht so gesättigt wie etwa in Hamburg oder Berlin. Stattdessen ist alles eher im Fluss, was die ehrenamtliche Arbeit für die Kreative Klasse umso spannender macht.

Was erwartet die Besucher der Extraklasse?

Das Festival ist quasi unsere Keimzelle. Den Auftakt macht am 12. September die „Creative Stage Ruhr“ mit anschließendem Austausch in der Weststadthalle. Dabei setzen wir in diesem Jahr einen Design-Schwerpunkt – schließlich hat sich Essen als „Unesco City of Design“ beworben. Mit dem Abend zeigen wir, wie gut die Stadt auf diesem Sektor bereits aufgestellt ist.

Was ist im Süden der Stadt los?

Nachdem der Markt „Rü-Union“ im vergangenen Jahr ausfallen musste, gibt es am 14. September auf dem Hinterhof an der Witteringstraße eine Neuauflage. Dort stellen sich auch heimische Betriebe wie „Zwei machen Schmuck“, der Plattenladen „New Lifeshark Records“ und die „Wohngemeinschaft“ vor. Außerdem wiederholen wir vormittags den Design-Markt auf der Margarethenhöhe, der ebenso wie die „Rü-Union“ viel Handgemachtes und Ausgefallenes bietet.