Rellinghausen. . Der Rellinghauser Apotheker Klaus-Hartmut Iltgen ist auch Mediator. Er bringt zerstrittene Parteien an einen Tisch, um außergerichtlich Kompromisse zu finden.
Eigentlich sind die beiden Berufe von Klaus-Hartmut Iltgen (70) inhaltlich gar nicht so weit voneinander entfernt. „Mir liegt das Wohlbefinden, die Gesundheit des Menschen am Herzen“, sagt der Apotheker, der aus voller Überzeugung auch Mediator ist. Und so versucht er, nicht nur mit Arzneien, sondern auch mit strukturierten, zielführenden Gesprächen zu helfen. „Konflikte verursachen Unwohlsein, Schlafstörungen und Krankheit. Deshalb muss man sie lösen“, sagt der Rellinghauser und hat deshalb vor fünf Jahren sein „Haus der Mediation“ eingerichtet.
Mediation ist ein Verfahren, um Streitigkeiten selbstverantwortlich und außergerichtlich mit Hilfe eines neutralen Dritten beizulegen. Und zwar möglichst so, dass die Interessen aller berücksichtigt werden und sich die Kontrahenten später noch in die Augen schauen, bestenfalls weiter miteinander leben oder arbeiten können. „Dass genau vor einem Jahr das sogenannte Mediationsgesetz in Kraft trat, ist sicher ein Gewinn für die Gesellschaft, da es eine rechtliche Grundlage für unsere Arbeit schafft“, sagt Iltgen, der auf rund 20 Jahre Erfahrung in Sachen Mediation zurückblickt. Er hofft, dass sich die Zusammenarbeit mit Jugendamt und Schiedsstellen weiter verbessert.
Im Haus der Mediation, zu dem auch der Garten gehört, gibt es Sitzplätze verschiedener Art, denen aber eines gemeinsam ist: „Es soll eben keine Gerichtsatmosphäre herrschen. Die Menschen sollen sich wohlfühlen. Nur so kann man Sprachlosigkeit überwinden“, sagt der Mediator.
Hinter den vordergründigen Problemen steckten oft Traumata aus der Vergangenheit. Am häufigsten vermittelt Iltgen bei Familien- oder Partnerstreitigkeiten, an zweiter Stelle stehen Nachbarschaftskonflikte. Immer größere Bedeutung bekomme die Vermittlung bei drohenden Insolvenzen. „Je früher man einen Mediator einschaltet, desto größer die Erfolgsaussichten“, erklärt Iltgen. Die Gespräche sollen helfen, teure und nervenaufreibende Gerichtsverfahren zu vermeiden. Sie müssen freiwillig sein, offen und vertraulich verlaufen - ganz gleich, ob sich die Mediation über anderthalb Stunden oder anderthalb Jahre hinzieht. Am Ende sollten die Partner eine verbindliche Vereinbarung unterzeichnen. Die Kosten für das Verfahren werden zwischen den Parteien geteilt.
Iltgen arbeitet mit einem Team von zwölf Mediatoren zusammen, die aus unterschiedlichen Berufen kommen und je nach Fall eingesetzt werden. Zwei bis drei Fälle pro Woche würden an ihn herangetragen - Tendenz steigend.
Klaus-Hartmut Iltgen ist eigentlich Apotheker. Die Reichsadler-Apotheke, die im kommenden Jahr 145-jähriges Bestehen feiert, ist ein Familienunternehmen. Dass Iltgen Pharmazie studierte und die Apotheke übernahm, war aber nicht vorgegeben, sondern sein Wunsch: „Ich habe acht Geschwister, da hätte es auch jemand anderes machen können.“
Sein erster Kontakt mit dem Thema Mediation ergab sich, als er kurz nach der deutschen Wiedervereinigung bei der Privatisierung im Gesundheitswesen mitwirkte. „Damals durfte ich in den neuen Bundesländern helfen, obwohl ich als Apotheker hier ja eigentlich Präsenzpflicht habe“, sagt der Rellinghauser. Bei der Privatisierung von Apotheken und Praxen habe es meist mehrere Interessenten und damit Konflikte gegeben.
Iltgen vermittelte zwischen den Parteien und Bedürfnissen, versuchte Lösungen zu finden - und war so bereits unbewusst als Mediator tätig. Im Rahmen einer einjährigen Ausbildung an der Fachhochschule Potsdam erwarb er dann das Zertifikat, um offiziell als Mediator arbeiten zu können.