Essen-Bredeney. . Der Heilpraktiker Axel Keienburg hat eine Jugendstil-Villa am Bredeneyer Kreuz saniert. An dunklere Kapitel erinnert bis heute ein Luftschutzbunker im Kellergewölbe. In unserer Sommer-Serie „Geschichten aus Stein“ nehmen wir historische Häuser im Süden unter die Lupe.

Hinter der Holztür geht es steil die Treppe hinab ins Kellergewölbe. Auf den dicken Mauern haben sich einige achtbeinige Mitbewohner niedergelassen, kühle Feuchtigkeit kriecht in den Nacken. Hinter einer schweren, noch original erhaltenen Stahltür mit rostigen Scharnieren zeigt uns Axel Keienburg den Luftschutzbunker, in dem die einstigen Bewohner der Jugendstilvilla am Bredeneyer Kreuz wohl einige bange Stunden ausharren mussten. Auch Flüchtlinge wurden dort untergebracht, haben ältere Nachbarn Keienburg erzählt.

Dachschäden durch Brandbomben

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„Bis auf kleinere Dachschäden durch Brandbomben ist das Haus weitestgehend unversehrt geblieben“, sagt der Heilpraktiker, der das einzige, frei stehende Haus an der Bredeneyer Straße 1990 kaufte und seither liebevoll restauriert: 1997 wurde das Dach neu gedeckt, 2006 erhielt die Fassade einen neuen, blassgelben Anstrich und auch die typischen Jugendstil-Ornamente strahlen seither in frischem Weiß. „Eigentlich bin ich wie die Jungfrau zum Kinde zu diesem Altbau gekommen“, erzählt Keienburg, der seit 1987 seine Praxis in dem historischen Gemäuer betreibt. „Als es zum Verkauf stand, hätte ich mich nicht von den schönen Räumen trennen können“, erzählt der 52-Jährige. Zu sehr waren ihm die hübschen Ornament-Fliesen im Erdgeschoss, die geschwungene Holztreppe, die prächtigen Türen und die hohen Decken da schon ans Herz gewachsen. Ein Bild von 1912 hängt noch im Eingang, das das Haus gut zehn Jahre nach seiner Fertigstellung zeigt.

Das Herzstück des Hauses aber, das liegt direkt unter dem Dach. Keienburg baute den typischen Spitzboden über seiner Wohnung aus, hat sich dort ein ruhiges Refugium mit Blick über die Stadt geschaffen. Alte Eisennägel in den gut erhaltenen Trägerbalken lassen fast noch die Wäsche erahnen, die dort damals auf den gespannten Leinen zum Trocknen aufgehängt wurde.

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„Früher wurden Häuser anders bewohnt als heute. Das zeigen auch die Toiletten in den Treppenaufgängen, die ich gerne erhalten wollte. Die Badezimmer in den Wohnungen wurden erst nachträglich eingebaut“, erzählt Keienburg. Viel über die ehemaligen Bewohner weiß er nicht, bedauert er. Ein Kaufmann für Süßwaren habe hier einmal gewohnt, das fand er bei der Renovierung seiner Praxis im Erdgeschoss heraus. Andere, alte Dokumente seien wohl im Krieg verschütt gegangen, mutmaßt er. Bei aller Liebe für historische Ästhetik ist Keienburg dennoch ein Mann, der gern nach vorne schaut. Den Keller mit den alten Lehmböden würde er gern noch ins 21. Jahrhundert führen und sanieren. Vielleicht geben die Mauern ja dann doch noch ein Stück ihrer Geheimnisse preis.

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