Essen-Rüttenscheid. . Seit ein paar Tagen wird Autofahrern auf der Paulinenstraße ihr Tempo angezeigt. Konsequenzen drohen den Verkehrssündern nicht – vielmehr setzt die Stadt auf den „psychologischen Effekt“. Ebenso wie bei fest installierten Starenkästen, die zwar außer Betrieb sind, aber noch der Abschreckung dienen.

Die orangefarbenen Ziffern drücken direkt aufs Gewissen, wenn man es mit der Geschwindigkeitsbegrenzung nicht so genau genommen hat: Seit ein paar Tagen misst eine mobil einsetzbare Tafel an der Paulinenstraße das Tempo. Verkehrssünder müssen dabei keinerlei Konsequenzen wie Punkte oder Bußgelder fürchten. Es ist vielmehr der psychologische Effekt, auf den Unfallkommission und das Amt für Straßen und Verkehr setzen.

„Viele Autofahrer werden langsamer, sobald sie sehen, wie schnell sie fahren. Leider gibt es in seltenen Fällen auch das andere Extrem – andere gehen noch mal extra aufs Gas“, bedauert Dieter Schmitz, Leiter des Amts für Straßen und Verkehr. Vor gut zwei Jahren stiftete Energieversorger RWE der Stadt vier Tafeln. Die dienen nicht nur der Abschreckung, sondern sind auch in der Lage, die Anzahl der Verkehrsteilnehmer und die entsprechenden Geschwindigkeiten zu speichern. Dabei gibt die Tafel keinerlei Auskunft über Art des Fahrzeugs oder gar Nummernschilder. „Dennoch ist es für uns in der Verkehrsplanung natürlich nützlich, diese Daten im Anschluss auszuwerten“, sagt Schmitz.

Nach maximal einem halben Jahr würden die Tafeln wieder umgesetzt. „Sonst ist der Gewöhnungseffekt zu groß“, erläutert Schmitz. So wie an der Veronika­straße, wo die Tafel zuvor angebracht war.

Stadt darf nicht überall blitzen

Dort fristet auch ein alter und recht verwitterter Starenkasten noch sein Dasein; funktionsfähig ist er schon lange nicht mehr. „Die festen Starenkästen müssten einmal im Jahr gewartet werden, der Aufwand dafür ist zu groß. Dennoch bleiben sie wegen des abschreckenden Effekts stehen“, erläutert Schmitz. Viel effektiver seien mobile Radaranlagen, sagt auch Stadtsprecher Stefan Schulze: „Die verbliebenen acht Starenkästen im Stadtgebiet sind bei Ortskundigen bekannt. Da wird kurz vorher abgebremst und danach wieder Gas gegeben, was nicht Sinn der Sache ist. Hinzu kommt, dass wir rein rechtlich gar nicht mehr überall mit festen Anlagen blitzen dürfen.“ Lediglich die bestehenden „Rot-Blitzer“ sind scharf geschaltet.

Bei der Suche nach geeigneten Standorten für die mobilen Geschwindigkeitstafeln spielten Kriterien wie Unfallhäufungen und Umgebung eine maßgebliche Rolle. „An der Paulinenstraße etwa finden sich ein Altenheim und ein Spielplatz, was natürlich ausschlaggebende Gründe waren“, so Schmitz. Jan Böhmer, der im Seniorenstift St. Andreas am Empfang sitzt, freut’s: „Seit Anfang der Woche beobachte ich, wie schnell die Leute hier unterwegs sind. Die meisten fahren deutlich unter den erlaubten 50 km/h, das ist doch schon ein schöner Erfolg.“