Essen-Rüttenscheid. Seit 1991 führt Werner Settels die Villa Rü. Vor dem Parkfest am Samstag, 15. Juni, blickt er mit Kollegin Alexandra Bremer zurück auf zwei turbulente Jahrzehnte – in denen das heutige Bürgerzentrum noch reines Jugendzentrum war und so manche wilde Party erlebte.

Werner Settels hat seinen Humor in all den Jahren als Sozialpädagoge in der Villa Rü nie verloren, ein lockerer Spruch kommt ihm immer über die Lippen. Vielleicht ist es diese Gelassenheit, die den Sozialpädagogen und Kollegin Alexandra Bremer trotz Sparkursen und Stellenkürzungen durch das Jugendamt in ihrer Arbeit immer bestärkt haben. Auch an diesem Morgen, an dem einige Glasscherben und ein klebriger Fußboden noch von der Party am vergangenen Wochenende zeugen. „Einige Jugendliche übertreiben es leider, da müssen wir die Kaution für die Räume wohl einbehalten“, sagt Settels. 1991 aber, als der heute 59-Jährige die Einrichtung an der Girardetstraße übernahm, ging es mitunter noch wilder zu. „Wir waren früher ein reines Jugendzentrum. Hier wurden viele Konzerte gespielt, auch der offene Treff hat uns oft Kopfzerbrechen bereitet“, erinnert sich Settels.

Seit 2008 präsentiert sich die Villa Rü, die bis 1980 eine Hauptschule war, bewusst als Bürgerzentrum. Die Schwerpunkte liegen auf Elternbildungs- sowie Kinder- und Jugendarbeit. Dort kommen Tagesmütter und junge Eltern zusammen, hat die Kita Hotzenplotz ein Domizil gefunden, wird Hausaufgabenbetreuung angeboten, werden regelmäßig pädagogische Vorträge zur Unterstützung von verzweifelten Eltern gehalten. Im August soll zudem eine Kindertagespflege U3-Betreuung bieten. Um ein Bürgerzentrum für alle zu werden, fehlt Werner Settels aber noch etwas: „Um uns wirklich offen aufzustellen, müsste das Gebäude barrierefrei umgebaut werden, ein erster Schritt wären Toiletten im Erdgeschoss“, sagt Settels, der damit vor allem Senioren stärker einbeziehen möchte.

Veränderte Bedürfnisse

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„Wir könnten tolle Kooperationsprojekte mit Kindern realisieren, die Konzepte dafür liegen alle schon in der Schublade“, sagt Erzieherin Alexandra Bremer. Sie kümmert sich seit 16 Jahren vor allem um die Arbeit mit Mädchen, bietet jeden Dienstag von 16 bis 20 Uhr einen offenen Treff für Mädchen ab zwölf Jahren an. „Ich arbeite viel mit Musik und Gesang. Seit Beginn der Casting-Shows rennen uns die Mädels zu den Karaoke-Workshops die Türen ein“, erzählt Bremer.

Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen hätten sich durch den Ausbau der Ganztagsangebote in Schulen, verstärkten Freizeitstress und nicht zuletzt durch eine technische Omnipräsenz geändert: „Früher reichte es, wenn wir eine Tischtennisplatte aufgestellt haben. Heute muss es die Playstation mit Beamer und Großleinwand sein. Außerdem haben Kinder immer weniger Zeit zum Freispiel, ihre Woche ist oft genauestens durchgetaktet“, bedauert Settels. Auch deswegen kooperiert die Villa Rü mit benachbarten Schulen, wo Settels und Bremer regelmäßig mit Bewegungsprojekten vorbeischauen: „Denn auch das hat sich geändert: Kinder bewegen sich weniger, die Motorik hat sich verschlechtert“, so Settels.

Kein Wunder also, dass bei der 13. Auflage des Rüttenscheider Parkfestes am Samstag, 15. Juni, Toben und Spielen eine große Rolle spielen werden: „Entstanden ist das Fest 1999 aus der Stadtteilkonferenz, in der sich viele Einrichtungen und Träger, die im Stadtteil mit Kindern arbeiten, zusammengetan haben“, erinnert sich Settels. Viele Vereine, die in der Villa Rü längst ein festes Domizil gefunden haben, präsentieren sich dann ebenfalls – von Greenpeace bis zum portugiesischen Kulturzentrum. Demnächst soll eine Broschüre Licht in den Dickicht der Angebote bringen. Settels: „Das ist längst überfällig – hier ist so viel los, da verliert man leicht den Überblick.“