Essen-Bergerhausen. . Jochen Hoch hat sich mit seinem Ersatzteillager auf die Citroën DS spezialisiert. Zur „Techno Classica“ veranstaltet er einen „Contre Salon“ für Frankophile. Seit er seine erste Freundin in der Citroën DS des Großvaters spazieren fuhr, hat ihn das Modell nicht mehr los gelassen.

Eine französische Radiomoderatorin säuselt leise durch die Lautsprecherboxen. Die Wände der rund 300 Quadratmeter großen Werkshalle an der Schürmannstraße sind übersät mit der berühmten Doppelspitze, dem Logo des französischen Autobauers Citroën. Seit er seine erste Freundin in der Citroën DS des Großvaters durch das Essener Umland spazieren fuhr, hat Joachim Hoch das stromlinienförmige Modell, das zwischen 1955 und 1975 produziert wurde, nicht mehr los gelassen.

„,Du immer mit deiner alten Zitrone’, haben meine Freunde früher immer gespottet“, erinnert sich Hoch und lacht. Anfang der 1980er Jahre geht die Liebe zur DS so weit, dass der technische Zeichner sie zum Beruf macht. Hoch beginnt, ein Ersatzteillager aufzubauen und alte DS anzukaufen. Von Monsieur Wallior, einem Citroën-Händler aus dem Elsass, kauft er seine erste „Deponage“, einen Transporter. Der freundliche, damals 80-jährige Herr packt noch ein paar Tüten Ersatzteile obendrauf: Der Grundstein für den mittlerweile 30 Jahre alten Betrieb ist gelegt. Dabei war der Anfang nicht leicht: „Auf dem Oldtimer-Markt in Mannheim wollte niemand meine Teile. Also begann ich, meine Fühler verstärkt nach Frankreich auszustrecken“, erinnert sich Hoch.

„Die Faszination für das Wolkenauto verbindet“

Heute stammen 40 bis 50 Prozent der Kunden aus dem Nachbarland, das für den 54-Jährigen längst eine zweite Heimat geworden ist. Er lernte in den 1980ern Französisch, pflegt zu vielen Kunden einen freundschaftlichen Kontakt. „Die Faszination für das Wolkenauto verbindet“, sagt Hoch. Wolkenauto, weil man eben himmlisch fahre. Das liegt an der hypnopneumatischen Federung, die das Fahrzeug für die damalige Zeit so einzigartig machte.

Viele der Schätzchen werden in der Werkshalle auf Vordermann gebracht. Etwa der olivgrüne Citroën HY, ein Kleintransporter von 1961, der in ein paar Wochen als kultiger Eiswagen wieder über die Straße rollt. Hoch sucht gezielt nach den alten Citroën-Modellen, hat sich in der Fan-Szene mittlerweile einen Ruf erarbeitet. Erst kürzlich etwa gab ein älterer Herr aus Frankreich seine himmelblaue DS bei ihm ab, weil er sie bei Hoch „in guten Händen weiß“. „Solche Fälle begegnen uns häufiger. Auf meiner Suche in Frankreich bin ich einmal auf eine DS gestoßen, die im Garten abgestellt war. Der Inhaber war Deutscher, der sich während der Besatzungszeit in eine Französin verliebt hatte und blieb. Für 1000 Franc verkaufte er mir den Wagen, die Geschichten von ihm aber waren unbezahlbar. Jeder Wagen erzählt etwas über seinen Besitzer“, sagt der 54-Jährige.

Fan-Szene in Thailand

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Mit Daniel Schmitz hat sich Hoch einen weiteren „Zitronen-Verrückten“ zur Hilfe geholt. Der 30-Jährige blies seine ursprünglichen Berufspläne ebenfalls ab. Er hat das Ersatzteillager im Blick, gibt die Anfertigung vom Tankdeckel bis hin zur Unterlegscheibe in Auftrag. Der Bestand an Original-Ersatzteilen schrumpft schließlich - die Fangemeinde aber wächst. „Vor kurzem hat sich in Bangkok ein DS-Club gegründet, generell wird die Szene in Thailand größer. Mittlerweile liefern wir weltweit“, weiß Schmitz.

Für Jochen Hoch ist die DS - übrigens auch die Abkürzung für Déesse, die Göttin - auch Lebenseinstellung. „DS fahren ist etwas für Individualisten, Porsche- und Mercedes-Oldtimer fahren kann ja jeder“, sagt Hoch und lacht verschmitzt. Ein Grund, warum er parallel zur großen „Techno Classica“ eine eigene Schau auf die Beine stellt, einen „Contre Salon“, wie er sagt (s. Infobox). Aus der Zitrone ist längst ein Lebensinhalt geworden.