Südostviertel. . Das Jugendforum St. Michael gehört jetzt zu den Einrichtungen, die von der Ausgabestelle der Essener Tafel im Wasserturm mit gesunden Lebensmitteln versorgt werden. Die Idee zu den Kindertischen entstand aufgrund einer Erbschaft.
Zwischen Hausaufgaben, Spielen und Theaterprobe toben rund 20 Kinder durch die Räume im Jugendforum St. Michael an der Steubenstraße. Auf der Theke stehen Kisten mit Weintrauben, Äpfeln, Orangen, Paprika und Gurken. „Wenn die Kinder aus der Schule kommen, haben sie natürlich Hunger“, sagt Petra Neumann, Sozialarbeiterin im 1997 eröffneten Jugendforum. Die vitaminreiche Kost kommt von der Essener Tafel. Die unterhält in unmittelbarer Nähe im Wasserturm an der Steeler Straße ihre Sammel- und Ausgabestelle und beliefert seit rund einem Monat das Jugendforum als zwölften Kindertisch.
Neue Theatergruppe
Die Kinder der Grundschule am Wasserturm und der Friedensschule kommen in der Regel direkt nach dem Unterricht ins Jugendforum und bleiben dort bis 17.30 Uhr. Sie machen Hausaufgaben, spielen und nehmen an der seit Anfang Februar bestehenden Theatergruppe teil, die als erstes Stück gerade „Peter Pan“ probt. „Obst steht immer bereit, das Gemüse schneiden wir in Stückchen. Bevor wir mit der Theaterprobe beginnen, setzen wir uns gemeinsam hin und essen. Neben gesunder Ernährung sollen die Kinder ja auch so etwas wie Tischkultur erlernen“, sagt Neumann.
Bereits früher organisierte das Jugendforum ein Frühstücksangebot in Kooperation mit der Schule am Wasserturm, das mit Lebensmitteln der Tafel bestückt wurde. Das Projekt lief irgendwann aus, der Bedarf an Lebensmitteln für Kinder blieb. „Manchmal kochen wir gemeinsam mit den Kindern. Gemüseauflauf zum Beispiel“, erklärt Petra Neumann. „Aber die Kinder mögen Gemüse eigentlich lieber roh.“ Die Sozialarbeiterin ist froh, dass ihre Einrichtung jüngst in die Riege der offenen Kindertische aufgenommen wurde. „Das Wort ,offen’ ist uns ganz wichtig. Es können nicht nur Kinder der Gemeinde das Angebot wahrnehmen“, erläutert Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel. Die Kindertische lägen den Mitgliedern sehr am Herzen. „Viele Kinder können sich in der Schule nicht konzentrieren, will sie nichts gegessen haben“, ergänzt Klaus Wehlmann, zweiter Vorsitzender.
Und genau deshalb sei es so wichtig, dass von Einrichtungen wie dem „Zug um Zug“ in Borbeck jeden Morgen Pausenbrote für die Kinder der umliegenden Schulen geschmiert würden. „Die Kindertische bekommen von uns zusätzlich zu den Lebensmitteln eine geringe finanzielle Unterstützung, um Sachen zuzukaufen, die wir nicht liefern können“, sagt Sartor.
Mit dem Kindertisch im Jugendforum ist die Zahl der von der Essener Tafel versorgten Jugendeinrichtungen auf zwölf gewachsen. „Die Idee mit den Kindertischen entstand aufgrund einer Erbschaft“, blickt der Vorsitzende Jörg Sartor auf die Gründung der „Jugendabteilung“ zurück. „Damals dachten wir, das Geld würde zwölf oder dreizehn Jahre reichen, um die sechs Kindertische zu bestücken.“ Bei inzwischen zwölf Einrichtungen reichten die Mittel vielleicht noch fünf Jahre. „Trotzdem würden wir auch noch weitere Institutionen dazu nehmen, wenn der Bedarf besteht“, versichert der Vorsitzende der Essener Tafel.
Der Vorteil von Erbschaften sei, dass man das Geld einfach „abarbeiten“ könne, während man bei Spenden nur begrenzt Zeit habe, sie auszugeben. Manchmal erfahre er, dass die Tafel für weitere Erbschaften vorgesehen sei, wenn Rechtsanwälte nach den Vereinsdaten fragten. „Natürlich wissen wir nicht, von wem und wie viel“, sagt er und hofft - ganz im Interesse des Vereinsziels, Bedürftigen und gerade auch Kindern mit Lebensmitteln zu helfen - auf weitere Erbschaften von Menschen, die keine Nachfahren haben und mit ihrem Geld Gutes tun wollen. „Bei sehr viel Geld könnte man auch eine Stiftung gründen, so dass nur die Zinserträge verbraucht würden“, sagt Sartor. Ohne Spenden könne die Tafel ihre Aufgabe nicht erfüllen. So waren auch für den Austausch eines Kühlfahrzeuges vor kurzem Zuwendungen nötig.