Essen-Rüttenscheid. . Tabea Tarbiat ist Ende des Jahres in Lars von Triers „Nymphomaniac“ und im neuen Film von Helge Schneider zu sehen. Jetzt will die Rüttenscheiderin selbst hinter die Kamera

Immer wieder zähmt Tabea Tarbiat die widerspenstigen, dunklen Locken, die ihr beim Gestikulieren ins Gesicht fallen. Ihre Haare haben Symbolcharakter - schließlich ist die 28-jährige Schauspielerin keine Frau, die immer den schnurgeraden Weg wählt - und der Widerstände nicht viel ausmachen. Eigenschaften, die sie in diesem Jahr gleich zwei Mal auf die Kinoleinwand bringen: So ist die Rüttenscheiderin in Nebenrollen im neuen und mit Stars wie Charlotte Gainsbourg besetzten Werk „Nymphomaniac“ des Skandalregisseurs Lars von Trier ebenso zu sehen wie in der Komödie „00 Schneider im Wendekreis der Eidechse“, wo sie an der Seite Helge Schneiders eine Zahnarzthelferin mimt. Von Trier beschreibt Tarbiat als „grandios und bewundernswert“, selten habe sie sich an einem Set wohler gefühlt. Bei Helge Schneider sei es „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen, der Mülheimer sei einfach ein großartiger Künstler. Mehr mag Tarbiat nicht verraten, schließlich steht für beide Filme nicht einmal der Kinostart fest, der voraussichtlich in den Herbst fällt.

„Verrückte Zeit“ in New York

Für Tarbiat kein Grund, sich zurückzulehnen: Aktuell arbeitet sie an ihrem ersten Drehbuch, will dafür noch in diesem Jahr eine eigene Produktionsfirma gründen. Nur vor der Kamera zu stehen, reicht ihr nicht: „Ich habe bei meiner Arbeit als Schauspielerin gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, selbst zu inszenieren“, sagt Tarbiat, die ihr Talent dafür im vergangenen Jahr bei der „Versionale“ bewies, einem internationalen Festival für Theaterregie. Dort räumte sie auf der Rü-Bühne, einem der bundesweit fünf Spielorte, den Jurypreis ab. Natürlich waren es die Essener Bühnen, die Tarbiat den Weg ebneten, etwa das Theater Testh. Hier begleitete sie vor allem Olinka Feldekova. Von der Schauspielerin wurde Tarbiat in Gesang und Schauspiel ausgebildet - ehe sie sich entschloss, nach New York zu gehen. „Ich hatte mich natürlich auch an der Folkwang beworben, wo ich gnadenlos durchgerasselt bin“, erzählt Tarbiat. Ein Jahr lang lernt und spielt sie am „Lee Strasberg Theater & Film Institute“, wohnt in einem von Nonnen geführten Haus mitten in Manhattan. „Um die Miete zu mindern, habe ich Teller gewaschen. Es war eine schöne und verrückte Zeit“, erinnert sich die ehemalige BMV-Schülerin. Mit 16 Jahren wollte sie die Schule schmeißen und Schauspielerin in Hamburg werden - konnte von ihren Eltern aber noch umgestimmt werden.

Heute kann sich die Rüttenscheiderin kaum vorstellen, ihre Heimat zu verlassen - auch, wenn sie für Fernsehproduktionen wie „Pastewka“ und diverse Filmprojekte häufig quer durch die Republik tingelt. „Hier ist mein Rückzugsort, an dem ich meine Ruhe habe und mich nicht ständig über den Job unterhalten muss. Das wäre in Städten wie Köln oder Berlin vermutlich anders“, sagt Tarbiat, die auch den Samstags-Bummel über den Markt vermissen würde. Ihr Ziel sei auch, den Filmstandort Ruhrgebiet zu stärken. „Hier gibt es so viele interessante Locations. Nicht zuletzt durch den Tatort in Dortmund gewinnt das Revier in der Film- und Fernsehlandschaft an Bedeutung“, sagt Tarbiat.

Apropos Tatort: An der „aufgeregten Kritik“ an Ermittler Til Schweiger will sich Tarbiat nicht beteiligen, wie sie sagt: „Es ist faszinierend, was er für den deutschen Film getan hat. Schweiger rockt alles selbst - Drehbuch, Schauspiel, Produktion, Filmmusik.“ Für Tarbiat, die mit ihren Dreharbeiten Ende des Jahres beginnen will, ein Stück weit Vorbild: „Ich habe einfach Bock auf ein Gesamtkunstwerk“, sagt sie und wirft enthusiastisch ihre Locken in den Nacken. Sie zu zähmen ist aussichtslos.