Margarethenhöhe. . Die Kirchenmusikerin Heidemarie Kuhs von der ev. Gemeinde Margarethenhöhe freut sich über den Trend zum Singen und hat deshalb eine offene Gruppe und ein Angebot für Männer ins Leben gerufen.

Singen ist wieder angesagt: Jahrelang galt Chorgesang gerade bei jüngeren Menschen als angestaubt, doch inzwischen begeistern sich für das musikalische Hobby wieder mehr Menschen - junge wie alte. Ein Trend, den auch Heidemarie Kuhs (57), Kirchenmusikerin der ev. Gemeinde Margarethenhöhe, seit einiger Zeit beobachtet und für den Aufbau neuer Gruppen nutzt. „Der Trend zum Singen mag vielleicht auch etwas mit den zahlreichen Casting-Shows im Fernsehen zu tun haben“, vermutet Kuhs, die seit zwölf Jahren auf der Margarethenhöhe tätig ist. „Die Tatsache, dass ich damals den Kirchenchor völlig neu aufbauen musste, hatte auch etwas Gutes: Die Mitglieder sind im Schnitt deutlich jünger als in anderen Chören“, spricht Kuhs das Problem der Überalterung an.

Früher hätten einfach mehr Menschen gesungen - auch mangels anderer Freizeitmöglichkeiten. „Als ich Kind war, gab es nur die Musik, die ich selbst gemacht habe. Meinen ersten Plattenspieler habe ich erst mit 14 bekommen“, erinnert sich die Kirchenmusikerin. Heute komme es auf die Frühförderung und die Einstellung der Eltern an, ob Kinder zum Singen kämen und auch dabei blieben. „Wenn man sie zum Chor, Flötenunterricht und Ballett schickt, wird es dann oft auch zu viel“, weiß Heidemarie Kuhs aus Erfahrung.

Auch bei den Erwachsenen gibt es einen Trend zum Singen. So hat Kuhs vor einem Jahr eine offene Singgruppe ins Leben gerufen, die sich etwa alle vier Wochen zu frei vereinbarten Terminen trifft. Fünf, sechs Sängerinnen aus der Gemeinde gehörten zum Stamm, Neugierige aus dem gesamten Stadtgebiet kämen sporadisch. „Das Angebot ist für alle gedacht, die nicht regelmäßig zu Proben kommen wollen oder können“, sagt die Berufsmusikerin. Der Kreis besteht überwiegend aus Frauen. Und damit auch Männer, die glauben, sie könnten nicht singen, sich trauen, gibt es seit kurzem eine eigene Gruppe für sie, die sich inzwischen dreimal - jeweils am Samstagvormittag - getroffen hat.

„Mit Männern muss man anders arbeiten, muss auf ihre natürliche Vitalität eingehen“, erläutert Kuhs und präzisiert: „Die wollen erst mal losschmettern, gern so etwas wie ,Marmor, Stein und Eisen bricht’ oder ,Lady in Black’.“ Ein Senior, Ende 80, habe sich schon beschwert, dass zu viel auf Englisch gesungen werde, lacht Kuhs und freut sich über den neuen Trend zum Singen.