Essen-Rüttenscheid. . Der Planer Ursus A. Wegst übernimmt „Anne Bude“ für ein einmaliges Projekt: Dort soll an den Wochenenden Platz für Kunst- und Kulturveranstaltungen geschaffen werden - in Wohnzimmeratmosphäre auf 27 Quadratmetern.

Treffen in der Zweibar, Ursus Alexander Wegst bestellt sich einen Cappuccino, wie so oft. Wenige Minuten später kommt Olaf M. Meier, Betreiber des Weinlokals „Chat Noir“, durch die Tür, alle grüßen sich herzlich. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft, hier am unteren Ende der Rü.

Für genau dieses Publikum wollen Ursus A. Wegst und Mitstreiter wie Mediengestalter Bernd Schlüter ein Projekt ins Leben rufen, das ein wenig an das Fernsehformat Nightwash erinnert, aber speziell auf den Kiez rund um die Anna­straße zugeschnitten werden soll. Welche Räume würden sich da besser eignen als die leerstehende „Anne Bude“?

Vernissage und Lesungen

Wegst betreibt im ehemaligen Plakatkunsthof an der Anna­straße ein Planungsbüro, ist Architekt. Kunst und Kultur haben dabei schon immer eine große Rolle im Leben des 49-Jährigen gespielt. In den Neunzigern war er als Schlagzeuger der Band „Partypopes“ in ganz Deutschland unterwegs. Was ihm dabei in seinem Kiez immer fehlte, war eine kleine aber feine Plattform für Kunst jedweder Art. „Vor allem die Annastraße hat unheimlich viel kreatives Potenzial. Galerien, Fotografen, Agenturen, Künstler haben sich dort angesiedelt. Und Anne Bude war immer mittendrin genau auf der Achse zwischen Crosskultur und Chat Noir, Plakatkunsthof und Zweibar. Da ist jetzt ein Loch entstanden, das wir mit Leben füllen wollen“, sagt Wegst. Er sieht das Vorhaben, für das die Stadt noch die nötigen Genehmigungen erteilen muss, als „Non-Profit-Experiment“.

Ist der Nutzungsänderungsantrag bei der Stadt durch, soll der ungewöhnliche Kiosk, der noch keinen Namen hat, aller Voraussicht nach ab Mai an den Start gehen. Erhalten bleibt der kultige Holztresen der „Anne Bude“-Betreiber Wolfgang und Elli Gdanietz. Es soll Schaufenster sein für die Künstler, die dort auftreten. Vernissage, Musik, Lesungen - für Wegst ist prinzipiell „alles denkbar“.

Kultur-Wohnzimmer

Dafür wird das traditionsreiche Büdchen entkernt und modernisiert, rundum werden im Innenbereich Sitzbänke angebracht. Zwischen 30 und 40 Kulturliebhaber sollen auf 27 Quadratmeter „Wohnzimmer-Größe“ Platz finden, vis-à-vis zum jeweils auftretenden Künstler. „Wir wollen den direkten Kontakt schaffen“, sagt Wegst. Die traditionsreiche Geschichte als klassische Bude nimmt damit ein Ende. Das kleine Kulturschaufenster soll immer freitags und samstags von 18 Uhr bis Mitternacht öffnen. „Wir wollen keine Konkurrenz für die Gastronomiebetriebe sein, sondern vielmehr alle mit ins Boot holen“, erklärt Wegst das Konzept. „Hätten wir einen Schirmherren, wäre das Charles Baudelaire“, sagt Wegst. Wie der französische Wegbereiter der modernen Literatur soll auch der Kiosk die kreativen Köpfe unterhalten und zusammenbringen. „Wir haben hier noch keine echte Bohème. Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir mit all den Folkwang-Künstlern und der Kreativwirtschaft hier das Potenzial dafür haben“, ist Wegst überzeugt.