Essen-Südviertel. . Der Kult-Kiosk „Anne Bude“ ist geschlossen: Betreiber Wolfgang Gdanietz übernimmt mit Ehefrau Elli die Läden seines verstorbenen Bruders „Bambus-Klaus“ auf Sylt und in Österreich. Nut gut, dass einige Stammkunden aus Essen schon ihren Besuch auf der Insel angekündigt haben.

Die Jalousien sind geschlossen, Klümpkes für die gemischte Tüte, Zeitschriften von Playboy über Gazetto dello Sport bis Hürriyet und die „Höllenfrikadellen“ längst weggeräumt. Was aber am meisten fehlt an der Annastraße, Ecke Brigittastraße, sind Wolfgang Gdanietz und seine Frau Elli, die den Kiez mit der wohl ungewöhnlichsten Bude der Stadt zusammen gehalten haben. „Anne Bude“ ist seit wenigen Wochen Geschichte, der Designkiosk der Kulturhauptstadt 2010 verwaist. „Wahma Budee“ steht mit Kreide auf der verschlossenen Tür und so mancher Stammgast wird wohl wehmütig.

Aktuell im „Klaus Thaler“ in Österreich

Wolfgang Gdanietz führt das Erbe seines Bruders „Bambus-Klaus“ weiter, der im vergangenen November kurz vor seinem 56. Geburtstag einem Lungenkrebsleiden erlag (wir berichteten). Mit seiner „Bar am Meer-Bushaltestelle“ hatte der aus Essen stammende Gastronom, Entertainer und Sänger auf Sylt Kultstatus erreicht, vor allem die „Vollmondparty“ waren legendär. Er entdeckte die Hamburger Entertainerin Ina Müller, die bei ihm ihren ersten Thekenjob hatte.

„Es war der Wunsch meines Bruders, dass ich sein Lebenswerk weiterführe“, sagt Wolfgang Gdanietz am Telefon. Aktuell schmeißt er gemeinsam mit seiner Frau das „KlausThaler“ in Österreich, eine Aprés-Ski-Hütte, die sein Bruder vor 20 Jahren eröffnete und immer in den Wintermonaten von Dezember bis Mitte März betrieb. Anderthalb Meter Schnee liegen dort zurzeit, erzählt Gdanietz, und gibt lachend zu, dass er zwei linke Füße und mit dem Skifahren „nichts am Hut hat“. So schön es in den Alpen ist, dem passionierten Segler fehlt der Baldeneysee und vor allem „der Kiez“ mit all den Stammkunden, sagt er: „Das war immer wie ein großes Wohnzimmer bei uns, das fehlt schon.“ Public Viewing-Events, spontane Partys in lauen Sommernächten, der Stammtisch auf dem Bürgersteig: „Anne Bude“ war weit mehr als ein Kiosk, auch für Wolfgang und Elli Gdanietz.

„Es war eine gute Zeit“

Dabei war es eher ein Zufall, als die beiden die Bude vor knapp acht Jahren übernahmen. „Elli hat immer belegte Brötchen in dem Kiosk gekauft. Die Besitzerin damals fragte uns, ob wir den Laden nicht weiterführen wollen“, sagt der gelernte Grafikdesigner, der „Anne Bude“ eigentlich als Nebenjob betreiben wollte. „Doch daraus wurde nichts, der Betrieb war zeitaufwendiger, als wir dachten. Aber es war eine gute Zeit“ resümiert Gdanietz. Ab März wird der kleine Verkaufsraum mit neuem Leben gefüllt und einem Konzept, „das zum Kiez passt“, ist zu hören. Wie genau das aussieht, will der neue Besitzer demnächst verraten.

Ab April führen Wolfgang und Elli Gdanietz die Bar auf Sylt im Sinne von „Bambus-Klaus“ weiter. Ganz ohne den Pott geht es dort aber nicht, verrät Gdanietz: „Einige Stammkunden haben ihren Besuch schon fest zugesagt, darauf freuen wir uns natürlich.“