Essen-Fulerum/Haarzopf. . Der Bürgerverein Haarzopf/Fulerum hat zusammen mit der Evangelischen Gemeinde Unterschriften gesammelt, um das Feld an der Humboldtstraße zu erhalten.

Der Bürgerverein Haarzopf/Fulerum, die evangelische Gemeinde Haarzopf und zahlreiche Bürger machen nun mit ihrem Vorhaben ernst, freie Flächen in den beiden Nachbarstadtteilen vor Neubauten zu schützen: Sie überreichten Bürgermeister Rudolf Jelinek 650 Unterschriften, mit denen sie ein Zeichen gegen die Bebauung landwirtschaftlicher Areale setzen und sich einen Bürgerentscheid vorbehalten wollen.

Verlust von Erholungsraum

Konkret richtet sich die Bürgerwut derzeit gegen ein Gebiet, das auf den Schreibtischen der Fachleute nur „Östliche Humboldtstraße“ heißt. Knapp vier Hektar der weitläufigen Felder zwischen dem Haarzopfer Zentrum und dem Rhein-Ruhr Zentrum sollen bebaut werden. „Nach meiner Einschätzung sind 90 Prozent der Leute hier dagegen“, so Gustav Diekmann vom Bürgerverein. Von August bis November 2012 lagen die Unterschriftenlisten aus. „Wir möchten zunächst informiert werden, was auf uns zukommt“, erläutert Horst Holtwiesche, Vorsitzender der Bürgerschaft.

Ob es dabei bleibt? Auf Gegenliebe wird hier überhaupt kein Wohnbau stoßen. Und nicht nur hier: Neue Häuser sollten in Haarzopf/Fulerum nur in bestehenden Wohngebieten gebaut werden, so der Verein. Er führt u.a. den Verlust von Erholungsraum, ökologische Auswirkungen und ein schlechtes Landschaftsbild ins Feld.

Damit bekommt der Bürgerverein aus der Bevölkerung Rückenwind. In den vergangenen Jahren sind mehrere Neubauprojekte in Haarzopf und Umgebung realisiert worden. Die Bebauung des Feldes würde weh tun, schließlich ist es für Haarzopfer und Fulerumer weniger die „Östliche Humboldtstraße“, sondern eines der Felder, auf denen in jedem Sommer viele Kinder Erdbeeren sammeln gehen. Nicht erfreut ist natürlich auch der Pächter der landwirtschaftlichen Flächen von Thyssen-Krupp in dem Gebiet, Bauer Ferdinand Scheidt. Für ihn bedeute dies rund 15 Prozent weniger Platz. „Das würde uns schon treffen“, sagt er.

Auch die direkten Nachbarn kämpfen. Das Presbyterium der Gemeinde hat mit einem Beschluss seine Ablehnung gegen das Projekt zementiert. Pfarrerin Elisabeth Müller weist darauf hin, dass die nötige Infrastruktur mit Schulen und Kindergärten fehle: „Wir sind nicht per se gegen Neubauten. Wenn ich aber zu Taufgesprächen mit jungen Eltern gehe und deren Sorgen höre, bin ich entsetzt.“

Planung soll im Sommer stehen

Für die rund vier Hektar große Fläche an der Humboldtstraße, kurz vor der Mülheimer Stadtgrenze, gibt es einen politischen Beschluss, dort ein Neubauprojekt zu entwickeln. Im Februar 2012 beauftragte der Ausschuss für Stadtplanung die Verwaltung, sich mit einer Planung für das Gelände der Firma Thyssen-Krupp auseinander zu setzen. Daran werde zur Zeit gearbeitet, so Stefan Schulze vom Presseamt der Stadt. „Konkrete Planungen liegen noch nicht vor. Wir rechnen mit detaillierten Ergebnissen ab Sommer“, sagt Schulze. Ein Potenzial von rund 90 so genannter Wohneinheiten sieht man für das Gebiet. Das könnten z.B. 45 Doppelhäuser sein.

Die Verwaltung ist, unabhängig von den wirtschaftlichen Interessen einzelner Investoren und Eigentümer, an einer Steuerung der Stadtentwicklung durch Neubauprojekte stark interessiert. Sie versprich t sich davon, den Einwohnerschwund in Essen zu stoppen oder die negative demografische Entwicklung gar umzukehren.