Essen-Rüttenscheid. . Seit 20 Jahren leitet Sozialarbeiter Jürgen Humburg das Jugendhaus „Emo“ an der Julienstraße - und hat es längst als Konzert- und Veranstaltungsort etabliert .

„Ich kann die Welt nicht mehr hören“, singt Mello Bündgen, während Musikerkollege José Hidalgo ihn inbrünstig auf der Cajón, der Kistentrommel aus Peru, begleitet. Mit ihren Texten üben sie Gesellschaftskritik, wollen mit ihrer Musik und ihren Filmen zum Nachdenken anregen - und sich gleichzeitig kreativ austoben. Das ist zugegeben an diesem Ort nichts Ungewöhnliches. Freitagabend, Emo-Jugendhaus. Die Künstlergruppe „Kindheitstraum(a)“ steht auf der Bühne, davor haben es sich die Zuschauer auf Kissen mit Popcorn und Club Mate gemütlich gemacht. Über die Leinwand flimmern später Kurzfilme der sechsköpfigen Combo und eine Dokumentation über das Werden Open Air.

„Für uns alle ist das ein unkommerzielles Hobby, bei dem wir uns ausprobieren können - ohne Zwänge oder Vorschriften“, erklärt Mello Bündgen. Eben daher rühre auch der Name: „Wir wollen nicht, dass der Traum zum Trauma wird und man in all den geregelten Strukturen bei Studium und Job selbst untergeht“, erklärt Bündgen und ergänzt augenzwinkernd: „Mit meiner Kindheit hat der Name nichts zu tun, ich bin gut behütet auf einem Acker in Kupferdreh groß geworden.“

Kopf und Herz im Emo: Sozialarbeiter Jürgen Humburg.
Kopf und Herz im Emo: Sozialarbeiter Jürgen Humburg. © WAZ Fotopool

Menschen wie Mello Bündgen sind es, denen Jürgen Humburg ein künstlerisches Zuhause gibt. Der 50-Jährige ist Kopf und Herz des Emo. Seit 20 Jahren leitet er das Jugendhaus der evangelischen Kirche - und hat es längst als Konzert- und Veranstaltungsort etabliert. Vor kurzem erst standen Hypertext aus Norwegen und die deutsche Indiepop-Hoffnung Astairre dort auf der Bühne. Am kommenden Freitag treten bei der 24. Auflage der Poetry-Slamreihe „Slamassel“ bekannte Wortakrobaten aus ganz NRW gegeneinander an.

Das Emo ist eben nicht nur Nachwuchsförderer: Etablierte Künstler haben den Charme des Jugendhauses längst für sich entdeckt. Dennoch hat auch Humburg gemerkt, wie sich Jugendkultur in zwei Jahrzehnten gewandelt hat: „Es reicht nicht mehr, einfach die Tür auf zu schließen und einen Kickertisch aufzustellen. Die Angebote müssen zielgerichteter sein.“ Entsprechend vielfältig ist mittlerweile das Angebot. Angefangen vom Schülercafé, das täglich um 9 Uhr öffnet, über diverse Kindergruppen mit Bastel- und speziellen Kino-Angeboten bis hin zum offenen Bereich, in dem Jugendliche ihre Freizeit verbringen können, ist der Wochenplan von Jürgen Humburg ziemlich voll. Einen anderen Job könnte sich der Sozialarbeiter dennoch nicht vorstellen: „Schon 1993 wusste ich, dass das hier das Richtige für mich ist.“