Essen-Südviertel. . Raritäten aus Kleiderschränken in aller Welt: Seit 1985 betreibt Rainer Dohmann seinen Second-Hand-Shop „Positiv“ am Isenbergplatz. Dabei hat er längst fest gestellt, dass jeder Trend zurück kommt - von der Schlaghose bis hin zum Parka.
„Sieht das nicht stark aus“, sagt Rainer Dohmann schmunzelnd und hält ein Sakko hoch, dessen Anblick in den Augen schmerzt: So grell, so bunt, so schrill ist das Kleidungsstück aus den Siebzigern, dass Wigald Boning und Helge Schneider ihre wahre Freude daran hätten. Auch Dohmann hat seinen Spaß und kramt enthusiastisch im ungewöhnlichen Sortiment seiner nostalgischen Second-Hand-Boutique „Positiv“: Es gibt Schlaghosen, Palästinensertücher, lila Latzhosen, Schlapphüte, US-Parka, Zylinder, Hippiekleider, Westernstiefel und, und, und… „Alles Originale“, sagt Dohmann.
Gehrock aus den Zwanzigern
Ein Grund, warum sich gerade Film-, und Theaterproduktionen häufig mit Kostümanfragen an den 52-Jährigen wenden. Denn wer den Laden auf der Rellinghauser Straße betritt, begibt sich auf eine Reise durch die Zeit. „Luzern 1917“ steht auf dem Kragen einer Schweizer Uniformjacke, die neben einem Gehrock aus den Zwanzigern hängt. „Kleidung aus dem letzten Jahrhundert ist meine Spezialität“, sagt Rainer Dohmann und zieht zum Beweis eine blau-gelbe Lederjacke mit Schulterpolstern aus dem Regal. Die könnte glatt Thomas Anders von Modern Talking getragen haben. „Stimmt“, sagt er.
Seit 1985 führt Dohmann zusammen mit seiner Frau Gabi den etwas anderen Second-Hand-Laden am Isenbergplatz, hat allen Krisen und Flauten getrotzt. War es damals gerade bei jungen Leuten Kult, sich hier einzukleiden, lebt Dohmann heute von Kunden, die auf Motto-Partys gehen und das entsprechende Outfit suchen. „Ich musste mich in den vergangenen Jahren schon drei Mal neu erfinden, um den Kundengeschmack zu treffen“, sagt Dohmann und ehe man sich versieht, ist er schon wieder in den Untiefen seines Ladens verschwunden. Diesmal taucht er mit einer „Krachledernen“ und einem Dirndl auf. Sein Fundus scheint unerschöpflich. In knapp 30 Jahren sammelt sich halt viel an.
Sein Herz hängt besonders an den ledernen Motorradjacken. Aber auch für die guten alten Schlaghosen hat der Familienvater ein Faible: Er kauft sie nicht nur über den Großhandel ein, er näht sie auch selbst: Das heißt, er verwandelt normale Jeanshosen in Hosen mit Riesenschlag, näht Keile und Säume aus buntem Stoff ein, stickt Peace-Zeichen auf die Oberschenkel. Selbstgenäht sind auch die gemusterten „Teppichjacken“ und die Umhängetaschen aus alten Jeans. Doch wie die Hosen mit dem weiten Schlag, sind Teppichjacken und Jeanstaschen derzeit nicht der Renner. Sehr zu Dohmanns Bedauern: „Die nehme ich zwar aus dem Sortiment, hoffe aber, dass sie bald wieder gefragt sind.“ Denn, und das haben ihm die vergangenen Jahrzehnte gezeigt, „jeder Trend kommt irgendwann wieder“.