Ulrich Fisahn betreibt seit 1986 die Brunnen-Apotheke im Südviertel. Neben der Gesundheit seiner Kunden liegt ihm auch die Weiterentwicklung seines Quartiers am Herzen.
„Pillendreher“ bezeichnete man früher leicht spöttisch den Beruf von Ulrich Fisahn. „Pillen stelle ich schon lange nicht mehr her, aber Salben, Lotionen und manchmal auch Kapseln“, sagt Fisahn. Der freundliche Apotheker steht seit 1986 in seiner Brunnenapotheke, verkauft mitten im Südviertel alles, was der Gesundheit dient.
Fisahn arbeitet nicht nur im Südviertel, er lebt auch hier und ist ein ausgewiesener Fan des Quartiers, das seiner Meinung nach allzu oft neben Rüttenscheid verblasst. Oder, noch schlimmer, als Anhängsel des mächtigen Nachbarn wahrgenommen wird. Dabei habe das Viertel seinen eigenen Charme, weise eine heterogene Mischung auf, die man so leicht in der Stadt nicht wiederfinden würde. „Hier leben Alte, Junge, Alternative, Studenten, Migranten, Familien und Yuppies friedlich beisammen“, weiß Fisahn, der (fast) alle schon in seiner Apotheke begrüßen durfte. Gemessen an der Frequenz, mit dem die Türglocke das Kommen und Gehen seiner Kunden meldet, könnte man das zumindest glauben. „Mit vielen meiner Kunden bin ich gemeinsam alt geworden“, sagt der 57-Jährige, „aber genauso viele habe ich aus den Augen verloren.“ Gerade gut situierte Familien mit mehreren Kindern seien meist an den Rand der Stadt gezogen. „Die kommen ja nicht aus alter Verbundenheit aus Heisingen oder Überruhr in meine Apotheke.“
Die Urbanität des eng bebauten Südviertels habe eben leider auch zur Folge, dass das Angebot an großen Wohnungen oder Einfamilienhäusern und an altengerechten Wohnungen begrenzt sei. Dafür gebe es hier fast alles, was man zum Leben brauche. „Als Einzelhändler stärke ich natürlich auch den Einzelhandel und kaufe in den umliegenden Geschäften ein.“ Aber das wird immer schwieriger: „Der Metzger ist weg, die Post, Schlecker, der Elektrohandel nebenan, das Reformhaus und der Blumenladen“, zählt Fisahn auf. „Das waren auch für mein Geschäft Frequenzverstärker“, seufzt Fisahn.
Für die Leute im Viertel ist der Apotheker mehr als ein Verkäufer von Arzneimitteln. Er berät, tröstet, steht mit Rat und manchmal auch Tat zur Seite. Der Slogan „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ wird von Kunden auch missverstanden. Manche fragen Fisahn nach dem Weg, dem nächsten Blumengeschäft oder wo sie einen Rasenmäher finden. „Bei Empfehlungen für Ärzte halte ich mich zurück.“
Beratungspflicht seit 2012
Anders sieht es bei Beratungen zu Arzneimitteln aus: Seit Mitte 2012 besteht eine Beratungspflicht für Apotheken, „der ich allerdings schon seit Beginn meiner Tätigkeit nachkomme“. Es erfordere Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis herauszufinden, wer Beratung annimmt und wer nicht. „Kunden, die seit Jahrzehnten Abführmittel einnehmen, werde ich nicht von deren Schädlichkeit überzeugen können.“ Je länger die Beipackzettel für Medikamente werden, desto komplexer sind die Fragen. Auf viele weiß Ulrich Fisahn eine Antwort, andere lassen ihm keine Ruhe: „Wenn mich todkranke Kunden fragen, wie ihre Überlebenschancen sind.“