Essen-Rüttenscheid. . Sechs Künstler, ein kreatives Zuhause - das Hinterhofatelier „61a“ in der Girardetstraße öffnet am Samstag wieder seine Türen für Besucher und bietet Gelegenheit, den Künstlern über die Schulter zu schauen.
Der mit Farbtupfern übersäte Holzfußboden knatscht ein wenig. Aus einem kleinen Heizlüfter strömt warme Luft in das gemütliche Hinterhof-Atelier „61a“ an der Girardetstraße. Kaffeeduft mischt sich in den Geruch von Farben und Lacken und man könnte sich glatt verlieren auf diesem alten Dachboden, der bis 1986 der Lagerraum eines Maler- und Lackiererbetriebes war. Den Charme der Räume schätzen auch Ilse Straeter, Regina Schmolke, Johanna Timaeus und Maria Wuch, die mit Gisela Jacksch und Volker Niehusmann in dem Gemeinschaftsatelier ein künstlerisches Zuhause gefunden haben.
Die Lebenswege sind dabei so unterschiedlich wie die ausgestellte Kunst. Da ist etwa Regina Schmolke, die bis vor zehn Jahren als Kinderkrankenschwester arbeitete. „Familie und Beruf haben oft keinen Platz mehr gelassen für die Kunst. Heute nehme ich mir die Zeit“, sagt Schmolke, die auf ihren Bildern mit so ungewöhnlichen Materialien wie Mullbinden arbeitet. „Kunst hält jung“, ist die 70-Jährige überzeugt, und ihr Mitstreiterinnen geben ihr Recht. Darunter Ilse Straeter, die schon 1997 das Atelier für sich entdeckte. Bekannt sind vor allem ihre Tanz-Skizzen und -Malereien, zu denen sie sich im Aalto und an der Folkwang-Hochschule inspirieren lässt. Die Kunst begleitete die 65-Jährige dabei ein Leben lang: Auf einer einjährige Tour durch Europa im VW-Bulli mit ihrem Mann Ulrich Straeter in den Siebzigern ebenso wie als Kursleiterin der Arka-Kulturwerkstatt auf Zollverein.
Dort lernte sie auch Maria Wuch kennen. Nach 20 Jahren im Schuldienst hatte die 57-Jährige 1998 genug, widmete sich fortan nur noch der Kunst. In 40 bis 50 Schichten trägt sie verschiedene Materialien und Gesteine auf die Leinwände auf. Ein zeit- und arbeitsintensives Verfahren, das den Bildern ungewöhnliche Tiefe verleiht.
Nur einen Raum weiter eröffnet Johanna Timaeus dann eine neue, abstrakte Bilderwelt aus bunten Gesichtern, die sie immer wieder übermalt. „Man kann an einem Bild immer weiter malen“, ist die ehemalige Lehrerin überzeugt. Zeit genug hat sie dafür: „Künstler gehen nie in Rente“, sagt Ilse Straeter schließlich und die Damenrunde nickt zustimmend. Ihre Berufe haben sie zwar aufgegeben - nicht aber ihre Berufung.