Stadtwald. . Im Sommer war der S-Bahnhof Stadtwald wegen Modernisierungsarbeiten gesperrt. Seitdem seien lediglich die Bahnsteige erhöht worden, beklagt sich Anwohner und Bahnnutzer Helmut Nömer. Er vermisst die versprochenen Aufzüge und ärgert sich über zu wenig Sitzgelegenheiten und Abfalleimer an den Bahnsteigen.
„Ist die Modernisierungsoffensive der Bahn auf dem Abstellgleis gelandet?“, fragt sich Helmut Nömer. Der 82-Jährige, pensionierter Hauptabteilungsleiter Nahverkehr bei der Deutschen Bahn, wohnt unmittelbar am S-Bahnhof Stadtwald und beobachtet die Entwicklung dort intensiv. Die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs liege ihm noch immer am Herzen.
Erfreut nahm er die Ankündigung der Bahn AG zur Kenntnis, die Haltepunkte der S 6, darunter auch den Bahnhof Stadtwald, zu modernisieren und behindertengerecht umzugestalten. Dass die Bahnstrecke von Anfang Juli bis Mitte August für rund fünf Wochen komplett gesperrt war und offensichtlich umfangreiche Arbeiten am Bahnhof stattfanden, ließ den Anwohner und Bahnnutzer hoffen, dass die Anlage fahrgastfreundlicher werde.
Doch Helmut Nömer ist enttäuscht. „Zwar wurde der Bahnbetrieb einigermaßen pünktlich wieder aufgenommen - die Wartehäuschen kamen mit Verspätung -, aber da waren eigentlich nur die Bahnsteige für den ebenerdigen Einstieg um 20 Zentimeter erhöht worden“, so Nömer. „Was fehlt, sind vor allem die Aufzüge. Erst durch sie würde der Bahnhof für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen und Eltern mit Kinderwagen wirklich nutzbar.“ Doch von Aufzügen sei noch nichts zu sehen. Was das Gleis Richtung Düsseldorf betrifft, verspricht die Bahn AG auf Anfrage, dass der geplante Aufzug zum Ende des zweiten Quartals 2013 genutzt werden könne.
Komplizierter ist die Situation am Bahnsteig Richtung Essen-Hauptbahnhof. Das für den Aufzugbau notwendige Gelände gehört zur Seniorenresidenz Arkanum und damit einer Gemeinschaft aus vielen Eigentümern, die sich nicht auf einen Verkauf der Fläche an die Bahn AG einigen konnten. „Warum pachtet die Bahn AG nicht das Gelände für einige Zeit von der Eigentümer-Gemeinschaft?“, fragt Nömer. Später könne man ja das alte Stellwerkhaus als Durchgang nutzen. Das sei eigentlich nicht mehr in Betrieb, beherberge aber noch signaltechnische Anlagen. Wenn man die entferne, könne, vermutet Nömer, ein Zugang zum Aufzug über das Gelände der Bahn hergestellt werden.
Laut Bahn AG werden die Verhandlungen über einen möglichen Pachtvertrag mit der Arkanum-Residenz wieder aufgenommen, nachdem ein Weg gefunden sei, das Vertragsverhältnis unter Berücksichtigung der rechtlichen Belange abschließen zu können.
„Dieser Aufzug wird nicht im Rahmen der aktuellen Baumaßnahme gebaut werden können“, so die Bahn AG in einer schriftlichen Stellungnahme.
Den Bahnnutzer und Anwohner Helmut Nömer ärgert aber nicht nur die Verzögerung in Sachen Aufzug. Er wundert sich, dass es am Gleis Richtung Essen-Hauptbahnhof 19 Sitzgelegenheiten gibt, aber auf dem Bahnsteig Richtung Düsseldorf nur fünf und damit seiner Meinung nach viel zu wenig.
Auch die Zahl der Abfalleimer sei eher übersichtlich und ihre Platzierung in seinen Augen eher fragwürdig. „Die Ausstattung der Bahnsteige wurde auf Grundlage der Kundenfrequenz geplant“, erklärt die Bahn AG. Auch hierbei sei die endgültige Positionierung zum Abschluss der Maßnahme im Sommer 2013 vorgesehen.
Das gelte auch für die erneute Anbringung einer sogenannten H-(Halt-)Tafel, einer Anzeige, die dem Lokführer signalisiert, wie weit er am Bahnsteig vorfahren muss. „Im Zuge der Arbeiten ist die Tafel weggefallen und jetzt müssen die Fahrgäste teils bis zu 50 Meter hinter dem Zug herrennen, um noch eine Einstiegsmöglichkeit zu erwischen“, beobachtet Helmut Nömer, der sich ärgert, dass die Verantwortlichen bei der Bahn auf seine wiederholten Anfragen und Anregungen zum Thema nicht reagiert hätten.