Bredeney. . Renate und Matthias Wunderlich organisieren einmal im Monat ein Seniorenessen für das Familienzentrum am Brandenbusch. Das Angebot wird gern angenommen und lockt auch Menschen aus dem Stadtteil in die Einrichtung. Ziel ist nicht nur das gemeinsame Essen, sondern auch der Kontakt der meist älteren Menschen untereinander.

Das Familienzentrum am Brandenbusch in der evangelischen Gemeinde Bredeney ist keineswegs eine geschlossene Gesellschaft. Ganz im Gegenteil: „Uns ist die Vernetzung im Stadtteil ganz wichtig“, sagt Leiterin Kathrin Becker. Ein Mosaikstein der Arbeit ist dabei der Seniorenmittagstisch, der an jedem dritten Donnerstag im Monat stattfindet. Zusammen mit dem Seniorentreff und dem Frühstück in der benachbarten Kruyk-Stiftung bildet er die drei Säulen der Seniorenarbeit. Ihr Ziel: Älteren Menschen eine Anlaufstelle zu bieten und sie vor Vereinsamung zu schützen.

Den monatlichen Mittagstisch gebe es wohl nicht ohne das Engagement von Renate (67) und Matthias (64) Wunderlich. Seit 24 Jahren wohnt das Ehepaar in der Nachbarschaft, ist der Gemeinde eng verbunden. Kein Wunder: Renate Wunderlich war früher Küsterin.

Entstanden ist das Seniorenessen aus dem Frühstücksangebot, das es schon seit vier Jahren jeden Montag gibt. „Das war ursprünglich für die Bewohner der Seniorenwohnungen der Kruyk-Stiftung gedacht, die dort weitgehend selbstständig leben. „Natürlich kann sich jeder von ihnen morgens sein Frühstück selbst machen, aber in Gesellschaft schmeckt es einfach besser“, ist Kathrin Becker überzeugt, die sich freut, dass sich der aus der Kindergartenarbeit entstandene Kreis inzwischen quasi selbst organisiert.

Anfangs kamen drei Leute, inzwischen ist es ein Kreis von etwa 25 meisten älteren Menschen, Bewohnern der Kruyk-Stiftung und Menschen aus dem Stadtteil. „Eine Gruppe räumt immer ganz schnell Tassen und Teller zur Seite und packt die Spielkarten aus. Die spielen dann bis mittags zusammen Rommé - Ziel erreicht“, freut sich Renate Wunderlich.

„Mit dem Seniorenessen haben wir vor drei Jahren ganz vorsichtig im Zweimonats-Rhythmus angefangen. Dann haben wir gemerkt, die Leute kommen gern und haben den monatlichen Rhythmus eingeführt“, erinnert sich Renate Wunderlich. Sie und ihr Mann Matthias Wunderlich organisieren das Essen, legen fest, was es als Hauptgericht und Nachtisch gibt, decken die Tische ein.

Für die Zubereitung ist Martin Abts zuständig, der sowie im Familienzentrum kocht. „Wenn es allerdings Heringsstipp, den man ja fertig kaufen kann, mit Kartoffeln gibt, kümmere ich mich ums Kochen“, sagt Renate Wunderlich. Sie geht auf die Wünsche der Senioren ein, setzt Gutbürgerliches wie Grünkohl, Hühnerfrikassee, Sauerkraut mit Leberkäse, Putengeschnetzeltes oder Kartoffelsuppe auf den Menüplan. „Wenn jemand keinen Leberkäse mag, bekommt er halt Bratwurst“, sagt Renate Wunderlich.

Die Vernetzung von Familienzentrum und Stadtteilbewohnern funktioniert offenbar. Rund drei Viertel der Gäste beim Seniorenessen kommen aus der Kruyk-Stiftung, aber auch die anderen - ein Mann reist regelmäßig aus Holsterhausen an - finden schnell Kontakt. „Gut essen, kein Abwasch“ - das kommt an, weiß Matthias Wunderlich. Er und seine Frau sprechen auch schon mal gezielt Leute aus der Gemeinde an, ob sie nicht Lust hätten, zum Seniorenessen zu kommen, das übrigens auch für jüngere Leute offen ist. 20 bis 25 Teilnehmer kommen regelmäßig, Platz wäre für etwa 30. Das Essen finanziert sich durch Spenden. „Jeder gibt, was er meint und kann, aber meist haben wir die Kosten am Ende wieder drin“, sagt Renate Wunderlich. Wenn nicht, gibt Kathrin Becker Geld aus dem Etat des Familienzentrums dazu.

Die Arbeit, die Renate und Matthias Wunderlich investieren, ist unbezahlt und unbezahlbar. Sie sind nicht nur kreativ in Sachen Menüauswahl, sondern stellen auch „Neulinge“ vor. „Das Tolle ist, dass immer jemand weiß, warum ein anderer fehlt. Und wenn nicht, kümmern wir uns“, hält Matthias Wunderlich die soziale Kontrolle für sehr wichtig - angesichts von Meldungen, dass Tote oft wochenlang unentdeckt in Wohnungen liegen, sicherlich nicht verkehrt.