Erst Waschmittelfabrik, dann eines der größten Fotolaboratorien im Ruhrgebiet, heute mit der Gilbert&Gilbert GmbH modernes Druck- und Gestaltungscenter. Das Gelände an der Witteringstraße 20-22 hat wechselvolle Jahre hinter sich.
Der Gang durch die Hallen und Räume an der Witteringstraße 20- 22 macht den Strukturwandel mit jedem Schritt erlebbar. Dort, wo früher Waschpulver in meterhohen Seifenkesseln gelagert wurde, steht heute eine futuristische Theke, an der zur „Designers Night“ im vergangenen Jahr kreative Köpfe aus dem gesamten Ruhrgebiet zusammenkamen. Der Mediengestalter Leander Gilbert hat die 2000 Quadratmeter Fläche auf dem äußerlich unscheinbaren Hinterhof seit 2008 in ein modernes Druck- und Gestaltungs-Unternehmen verwandelt.
Mix aus schäbig und schick
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Dabei hat das Gelände wechselvolle Jahre hinter sich. In den Dreißigern öffnete Bernhard König dort seine Seifen- und Waschmittelfabrik, die in den Wirtschaftswunderjahren der Fünfziger boomte. In den Siebzigern zog ein Lack- und Farbenlager ein, ehe das Color-Studio 27 sich von Anfang der Neunziger bis 2007 zu einer der ersten Adressen für Fotografen von Düsseldorf bis Dortmund etablierte. „60 Mitarbeiter waren hier damals beschäftigt“, weiß Leander Gilbert. Mit dem Siegeszug der Digitalfotografie fand auch dieses Kapitel ein Ende.
Gilbert entschloss sich, die Geschichte des traditionsreichen Ortes weiterzuschreiben. „Dieser Mix aus schäbig und schick hat mich fasziniert“, sagt der 51-Jährige, der acht Mitarbeiter beschäftigt. Für den Umzug seines Betriebs von der Innenstadt nach Rüttenscheid musste das gesamte Gebäude ein halbes Jahr lang komplett entkernt und saniert werden. Die mit schwarzer Folie abgedichteten Fenster wurden erneuert, in den Büroräumen edler Holzfußboden verlegt. In der mittlerweile weiß gestrichenen Eingangshalle erinnern die Fugen auf dem Boden bis heute an die 30 Dunkelkammern, in denen wohl tausende Negative entwickelt wurden. Zurzeit ist in der Halle die Ausstellung „Von Mensch und Fischen“ des Essener Künstlers Peter Reichenbach zu sehen, ein Freund Gilberts.
„Um den Strukturwandel zu meistern, braucht es Ideen“
Im Raum nebenan haben längst Gegenwart und Zukunft Einzug gehalten. An hochmodernen Maschinen für Digital- und Offset-Druck werden die Kundenwünsche erfüllt - von Bannern für das Bistum Essen und die Stiftung Mercator bis hin zu Equitana-Prospekten eines isländischen Kunden sowie Visitenkarten und Einladungen für Privatkunden.
Leander Gilbert kommt aus einer Drucker-Familie. „Ich wollte aber weniger auf das Handwerkliche als viel mehr auf Dienstleistung und Gestaltung setzen“, sagt er. Um sich am Markt durchzusetzen, brauche es Gesamt-Konzepte, ist er überzeugt: „1975 gab es noch 26 5000 Druckereien, in diesem Jahr sind es noch 8600. Um den Strukturwandel zu meistern, braucht es Ideen.“