Das Beratungs-Projekt „Schritt für Schritt“ für junge Mütter des Vereins „Donum Vitae Essen“ zieht nach einem Jahr Zwischenbilanz. Junge Frauen und ihre Kinder werden drei Jahre lang begleitet. Der Anbieter jedoch lebt von der Hand in den Mund.

Katrin ist gerade 19, hat einen zweijährigen Sohn, steckt mitten in der Berufsausbildung und der Kindsvater lebt nicht mehr bei ihr. Kurz gesagt: Sie kommt mit der Situation nicht mehr ohne Hilfe klar. Und nun? Wenn sie Glück hat, steckt sie im Projekt „Schritt für Schritt“ des Vereins „Donum Vitae Essen“ und wird regelmäßig von einer Familienhebamme und Pädagoginnen betreut. Nach einem Jahr zieht die geschäftsführendere Beraterin in Essen, Andrea Vossbrink, eine Zwischenbilanz.

Dreijährige Begleitung

„Die Mütter und ihre Kinder sind nach vernünftigen Maßstäben versorgt, der Alltag wird bewältigt“, unterstreicht Andrea Vossbrink, dass die Arbeit in „Schritt für Schritt“ eine sehr kleinschrittige Angelegenheit ist. „Das Projekt ist auf drei Jahre ausgerichtet, soll die Mütter bis zum Eintritt der Kinder in die Kitas begleiten“, erklärt Diplom-Sozialarbeiterin Vossbrink. Das, so unterstreicht sie, gebe es so in dieser Stadt nicht. Nur die Stadt betreibe eine lückenlose Nachsorge bei jungen Müttern mit Problemen, allerdings lediglich für die Dauer eines Jahres.

Viel Fingerspitzengefühl

Acht Frauen zwischen 17 Jahren und Mitte 30 mit ihren Kindern sind derzeit im Programm. Einmal wöchentlich treffen sie sich zur Gruppenarbeit. Die eingangs erwähnte Katrin gibt es so nicht, ihre Probleme finden die Verantwortlichen jedoch immer wieder vor. Und das bedeutet, Überblick im bürokratischen Dschungel zu vermitteln oder die Angst vor den Ämtern abbauen helfen. „Alles was mit konkreten Beratungen oder Finanzierungshilfen zu tun hat, kommt immer wieder vor“, so Andrea Vossbrink.

Die Beziehung zum Kind, die Erziehung und die Ernährung sind die hauptsächlichen Handlungsfelder. „Eine Frau hatte bislang nur Tütensuppen gegessen. Da setzt man natürlich an“, berichtet Andrea Vossbrink. Oder man zeigt den Müttern, dass man nicht unbedingt vom Pappteller essen muss. Vermittlung im oft gestörten Verhältnis zu den Familien und auch Vätern komme häufig vor. Viel Fingerspitzengefühl habe man in der Betreuung einer Mutter mit einer psychischen Störung aufbringen müssen. „Da haben wir anfangs Schlimmes befürchtet und eng mit dem Jugendamt zusammen gearbeitet“, erklärt Andrea Vossbrink, dass die gelungene Arbeit im Programm sich oft höchstens am Nicht-Eintreten einer Negativ-Entwicklung bewerten lasse: „Vielleicht wären in Essen ohne uns einige Kinder mehr abgegeben worden oder es wäre eben etwas passiert.“

Der Verein „Donum Vitae Essen“ lebt von der Hand in den Mund. Geld gibt es für die weitestgehend selbstständige Gruppe in Essen von den Dachorganisationen von „Donum Vitae“ in Bund und Land nicht.

„Außerdem sind wir der einzige örtliche Verein von ,Donum Vitae’ in NRW, der keine städtischen Mittel bekommt“, sagt Sozialarbeiterin Andrea Vossbrink. „Das liegt an der Förderpraxis in Essen, die nur Projekte unterstützt, nicht aber Fixkosten, die für feste Vereinsstrukturen anfallen“, erklärt „Donum Vitae“-Vereinsvorstandsmitglied Hermann-Josef Lenze.

Hoffnung auf Fördertopf

Rund 20 Prozent (um die 25 000 Euro) der jährlichen Kosten müssen die 50 Vereinsmitglieder und Unterstützer aufbringen. Nach jetzigem Stand reicht das Geld noch bis Mitte 2013. Für die Zeit danach erhofft man sich Gelder aus dem Topf der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“, die über die Städte ausgeschüttet werden sollen.

Auf der Vereinsagenda steht unter anderem die Schwangerschaftskonfliktberatung mit Beratungsschein, der für einen Schwangerschaftsabbruch die Voraussetzung ist. Den gibt es in Essen nur noch bei zwei weiteren Institutionen, der Awo und der evangelischen Familienhilfe.

„Schritt für Schritt“ nimmt noch Frauen auf. Informieren kann man sich bei der Geburtstagsfeier des Projektes am Mittwoch, 5. Dezember, ab 15 Uhr, Alfredstraße 51.