Bergerhausen. . Seit Jahren kämpfen Anwohner der Weserstraße dafür, dass eine Rechts-vor-Links-Regelung in ihrer Straße eingeführt wird, um die Autofahrer zu zwingen, in der Tempo-30-Zone vom Gas zu gehen. Bei der Stadt stößt diese Idee auf wenig Gegenliebe, da eine Tempomessung dort keine gravierenden Geschwindigkeitsüberschreitungen ergeben habe. Jetzt will sich die Bezirksvertretung II noch einmal mit dem Anliegen der Bürger beschäftigen.

„Hier ist eigentlich komplett Tempo 30, aber es wird viel schneller gefahren“, beobachtet Marcus Rattay, Anwohner der Weserstraße, seit langem. Im Bereich von der Johanneskirche, wo Aufpflasterungen die Autofahrer abbremsen, sei die Situation noch akzeptabel. Aber auf dem Stück der Weserstraße, das ziemlich breit sei und abschüssig Richtung Ruhrallee führe, beschleunigen viele Fahrer deutlich, findet Rattay, der genau an diesem Stück wohnt. Die Begründung liege auf der Hand: „Man kann die Ampel, die die Einfahrt auf die Ruhrallee regelt, von oben sehen und viele geben dann Gas, um die Grünphase noch zu erreichen.“ Viele wüssten offenbar gar nicht, dass auch in diesem Bereich weiter Tempo 30 gelte. „Wenn man schon kein Geld für Schilder hat, könnte man doch wenigstens Tempo 30 auf die Fahrbahn schreiben“, findet der Anwohner.

Anrufe bei der Stadt brachten für den Bergerhauser nur ein unbefriedigendes Ergebnis. Er wollte wissen, warum an der Weserstraße nicht, wie normalerweise in Tempo-30-Zonen üblich, eine Rechts-vor-Links-Regelung gelte und stattdessen Vorfahrtschilder an den Kreuzungen stehen. „Die Antwort war damals: Der Bus müsse an den Kreuzungen Vorrang haben. Hier fährt aber gar kein Bus“, war Rattay irritiert über die Antwort. Schon Ende 2010 wandte er sich in dieser Sache an die Bezirksvertretung II. Über seine Eingabe wurde erstmals im Mai 2011 beraten, allerdings ohne abschließendes Ergebnis. Nach einem Ortstermin mit den Politikern wurde eine Tempomessung beschlossen. Die allerdings fand zu einem Zeitpunkt statt, den die Bürger für ungünstig hielten. Nach einer längeren Baustellenphase war die Straße gerade erst wieder frei befahrbar. „Da hatten einige Autofahrer, die die Straße als Abkürzung nutzen, vielleicht noch gar nicht bemerkt, dass man hier wieder durchfahren kann“, sagt Frank Rosinger, der die Situation ähnlich einschätzt wie Rattay.

Zum Glück sei noch kein schwerwiegender Unfall passiert, vielleicht auch deshalb, weil die Eltern offenbar ihre Kinder offenbar zu besonderer Vorsicht erzogen hätten. Eine Rechts-vor-Links-Regelung an den drei Kreuzungen im unteren Bereich der Weserstraße würde die Situation jedenfalls deutlich entspannen, findet Marcus Rattay. Die Anwohner haben bereits 144 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt.

Bei der Verwaltung ist man trotz der Bedenken der Anwohner dafür, die aktuelle Regelung an der Weserstraße beizubehalten, so Stefan Schulze vom Stadtpresseamt. Man habe bei den Messungen keine extremen Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt und auch die Polizei sehe dort keinen Unfallschwerpunkt. Da in einem Teil der Weserstraße Ampeln den Verkehr regelten, könne eine abweichende Vorfahrtregelung, nämlich „Rechts vor Links“, auf dem weiteren Stück möglicherweise zur Verwirrung der Autofahrer führen.

„Da der Verwaltung derzeit keine Finanzmittel zur Verfügung stehen und die Ergebnisse der Verkehrserhebung zeigen, dass das örtliche Geschwindigkeitsniveau zumindest tagsüber durchaus im normalen Rahmen liegt, lässt sich kein vordringlicher Handlungsbedarf ableiten“, heißt es deshalb in der Vorlage der Verwaltung für die öffentliche Sitzung der Bezirksvertretung II am Donnerstag, 8. November, 16.30 Uhr, bei der Jugendhilfe, Schürmannstraße 7, wo das Thema erneut auf der Tagesordnung steht und die Meinung der Politik gefragt ist. Außerdem geht es heute um das Bürgerbegehren zur Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße sowie um Beschwerden über Lärm und Dreck im Christinenpark.