Holsterhausen. . Yücel Karaman hat ein Geschäft für Kaffee und Schokolade an der Gemarkenstraße eröffnet. Er setzt auf hochwertige Produkte, Wohnzimmer-Atmosphäre und transparenten Handel.
So mancher Passant ist beim Blick durch den Türspalt der „Kaffee Rebellen“ verwirrt: ein Wohnraum, ein Laden? Ein dicker Ledersessel, zwei tonnenförmige Stehtische mit Kaffeetassen und Schokoladen-Stückchen zum Probieren, ein edler Teppich - der Raum macht einen gemütlichen Eindruck. Yücel Karaman, der Besitzer des neuen Kaffee-Shops an der Gemarkenstraße 79, freut sich jedenfalls über alle Kaffeefreunde und Neugierigen, die einfach mal reinkommen, sich über seine Produkte informieren, ein bisschen plaudern oder eine Tasse Kaffee trinken wollen.
Der 33-Jährige hat sich vor kurzem in Holsterhausen in Sachen Kaffee und Schokolade selbstständig gemacht, ist gerade dabei, Netzwerke zu knüpfen und Stammkunden zu gewinnen. „Das gelingt gerade ganz gut. Viele Kunden, die in den ersten Tagen eine kleine Packung Kaffee zum Probieren gekauft haben, kommen jetzt wieder und nehmen dann gleich das große Paket“, freut sich Karaman.
Der türkischstämmige, in Deutschland geborene Karaman kommt eigentlich aus dem Münsterland, lebt aber seit 2005 in Essen und ist vor kurzem mit seiner Familie von der Innenstadt nach Holsterhausen umgezogen: „Wir haben Nachwuchs bekommen, und da lebt es sich hier in Holsterhausen ruhiger.“ Im Ruhrgebiet wohnt und arbeitet Karaman, der aus dem Einzelhandel kommt, bei P&C gelernt hat, später als Abteilungs- und Filialleiter in der Branche tätig war und viel gereist ist, ganz bewusst. „Die Menschen sind offen und zugänglich. Hier fühle ich mich wohl“, sagt der 33-Jährige.
Die Produkte, die Yücel Karaman anbietet, fallen in die Kategorie Genuss: Es gibt ausschließlich Kaffee aus Brasilien, Ecuador und Äthiopien der Kaffeerösterei Quijote. Die lege, so Karaman, großen Wert auf direkten Handel, Transparenz und nachvollziehbare Verträge und zahle den Bauern vor Ort auch schon mal eine Ernte im Voraus. Als Ergänzung bietet der Karaman Hamburger Manufaktur-Schokolade an, die die Kunden auch im Laden probieren können.
Der Name „Kaffee Rebellen“ ist für Yücel Karaman durchaus Programm. „Ich möchte ein bisschen gegen die Großen rebellieren, gegen die Ausbeutung der Bauern, gegen Kinderarbeit“, sagt der Geschäftsmann.
Er kauft und verkauft ganze Bohnen - „da bleibt der Kaffee länger frisch“- , mahlt aber auch nach den Bedürfnissen der Kunden und ihrer jeweiligen Maschinen. Karaman selbst schwört auf klassisch zubereiteten Filterkaffee. „Da kann sich der Geschmack am besten entfalten“, sagt er.
Der Wunsch, sich selbstständig zu machen, beschäftigte Yücel Karaman schon länger. Erst wollte er ein Textil-Geschäft eröffnen, dann überlegte er, die Waren seines Bruders, der in Hamburg eine Nudelmanufaktur betreibt, in Essen zu verkaufen. „Da das aber Frischwaren sind, hätte ich ganz andere Voraussetzungen erfüllen müssen, wie Kühlung und einen gefliesten Raum“, verwarf der 33-Jährige die Idee. Durch seinen Bruder konnte er aber trotzdem Kontakte zu Lieferanten knüpfen - ein Grund, warum er ausschließlich Produkte aus Hamburg vertreibt.
Das Ladenlokal an der Gemarkenstraße fand er zufällig: „Ich bin mit meiner Frau hier oft vorbei gelaufen.“ Eigentlich sei Holsterhausen ein schöner Stadtteil mit Potenzial. „Gerade für junge Familien ist es hier attraktiv. Schade, dass es hier doch einige Leerstände gibt“, sagt der Kaufmann, der auf die Ansiedlung weiterer origineller, szeniger Läden hofft. Bei einigen Nachbarn habe er sich schon vorgestellt, andere waren selbst neugierig und schauten herein.
„Wer Kaffee verkauft, sollte auch mal gesehen haben, wie er angebaut und geerntet wird“, sagt Karaman und plant deshalb für nächsten Sommer eine solche Reise.