Haarzopf. . Dirk und Andrea Stacks haben eine Japanische Kirsche auf ihrem Grundstück fällen lassen, weil diese offenbar vom Pilz befallen war. Das Ehepaar wollte Unfällen vorbeugen und soll jetzt Bußgeld zahlen, weil sie den Baum, der unter die Baumschutzsatzung fällt, ohne Genehmigung abholzen ließen. „Die Stadt misst mit zweierlei Maß“, findet der Haarzopfer und verweist darauf, dass die Stadt ihre „Verkehrssicherungspflicht“ oft als Argument benutze, um Baumfällungen - auch im großen Stil - zu begründen.

Dirk und Andrea Stacks können nur ungläubig mit dem Kopf schütteln, wenn sie lesen: Die Stadt fällt Bäume, um ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen und Unfälle zu vermeiden. „Hier wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Wir haben einen vom Pilz befallenen Baum auf unserem Grundstück fällen lassen und nun sollen wir Bußgeld zahlen“, ärgert sich Stacks. 2009 kauften die Stacks’ ein Haus in Haarzopf an der Ecke Auf’m Bögel/Hartzbeeker Mark. Auf dem Grundstück befanden sich mehrere, offenbar lange nicht mehr beschnittene Bäume, berichten sie: Birken, Fichten und eine offenbar kranke Japanische Kirsche, deren Äste in Höhe einer Laterne auf den Gehweg ragten. „Dort treffen sich oft Schüler, die zum nahe gelegenen Sportplatz am Föhrenweg wollen. Da hatten wir Angst, dass mit dem kranken Baum mal etwas passieren würde“, sagt Stacks.

Vor den Herbststürmen wollte die Familie damals das Problem gelöst haben und ließ zwei Gartenbaubetriebe den Baum begutachten. Beide hätten festgestellt, dass das Baum krank sei und gefällt werden müsse. „Wir haben dann zweimal die Stadt angeschrieben und keine Antwort erhalten“, erklärt Stacks, der die Schreiben abgeheftet hat. Er habe seiner Verkehrssicherungspflicht nachkommen wollen und so die Japanische Kirsche und weitere Bäume, insgesamt 15, von einer Gartenbaufirma aus Linz fällen lassen.

Das Problem: Während man für das Fällen von Birken und Fichten keine Genehmigung braucht, fallen Japanische Kirschen unter die städtische Baumschutzsatzung, dürfen also nicht ohne Genehmigung abgeholzt werden. Zudem muss der Grundstückseigentümer für eine Ersatzpflanzung sorgen. „Wir wollten ja für Ersatz sorgen, aber dafür die nächste Pflanzzeit abwarten“, so Stacks.

Dann sei ein sogenannter Landschaftswächter vorbeigekommen und habe der Stadt den gefällten Baum gemeldet. „Daraufhin kam der Bußgeldbescheid“, so der Hauseigentümer. Er schaltete einen Anwalt ein, der die ursprüngliche Summe von über 1000 Euro auf gut 300 Euro verringern konnte. „Auch die Gartenbaufirma soll über 500 Euro Bußgeld zahlen“, wundert sich Stacks.

„Wir haben inzwischen mehrere Bäume neu gepflanzt: Kirsche, Apfel, Birne, Aprikose und Wildpfirsich sowie einen Olivenbaum. Aber die lässt die Stadt als Ersatz nicht gelten. Ein Olivenbaum sei kein einheimischer Baum. Ist denn eine Japanische Kirsche ein solcher?“, fragt Andrea Stacks.

Die Bäume, die Dirk und Andrea Stacks nachpflanzen ließen, entsprachen offenbar nicht den Vorgaben der Stadt. „Ein Walnussbaum wäre aus Sicht der Stadt okay gewesen, aber den wollten wir nicht. Der wird dann wieder so groß und damit später zum Problem“, sagt Andrea Stacks. Am Ende habe man sich auf einen rund 450 Euro teuren Trompetenbaum geeinigt. Doch auch der Standort erforderte Kompromisse: „Der Vorschlag der Stadt war, ihn in die Mitte der Rasenfläche zu pflanzen. Da wir aber gelegentlich ein Zelt im Garten aufbauen wollen, kam das nicht in Frage“, so Andrea Stacks. Am Ende einigte man sich nach einem Ortstermin mit der Stadt auf einen Eckplatz für den Baum im Vorgarten.

Seitens der Unteren Landschaftsbehörde war mit Hinweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme zu dem konkreten Fall zu bekommen. Sowohl Bernd Schröder, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde, als auch die zuständige Mitarbeiterin Renate Krüger verweisen auf die Baumschutzsatzung. Eine Anzeige erfolge, so Schröder, wenn für die Fällung keine erforderliche Genehmigung vorliege. Den Vorwurf, es werde mit zweierlei Maß gemessen, lässt er nicht gelten: „Die Stadt holt vor der Fällung von Bäumen Gutachten von Fachleuten ein“, so Bernd Schröder.