Holsterhausen. Noch immer ist nicht klar, was aus dem Gelände des ehemaligen Berufskollegs in Holsterhausen wird. Mit der vorliegenden Planung sind längst nicht alle Bürger einverstanden. Am Samstag, 29. September, startet deshalb unter der Leitung von Peter Wehr, Vorsitzender von TVG Holsterhausen, der erste von wahrscheinlich vier Planungsworkshops. Dabei sollen die Bürger ihre Ideen einbringen und Visionen entwickeln.

Die kürzlich von der Bezirksvertretung III einberufene Bürgerversammlung zur künftigen Nutzung des Berufskolleggeländes an der Cranachstraße verdeutlichte vor allem eines: Auch sechs Jahre, nachdem bekannt wurde, dass die Schule ins Nordviertel umzieht, besteht noch immer Uneinigkeit, was auf dem städtischen Gelände tatsächlich entstehen soll. Der auf die Bedürfnisse des möglichen Investors Allbau zugeschnittene Entwurf, der jetzt durch die Bürgerbeteiligung gegangen ist, stellt längst nicht alle zufrieden. Und so endete die Versammlung mit dem Angebot von Peter Wehr, Vorsitzender des Sportvereins TVG Holsterhausen, in naher Zukunft mit den Bürgern Planungsworkshops durchzuführen.

Genau diese Idee wird jetzt in die Tat umgesetzt. Moderator Peter Wehr lädt für Samstag, 29. September, zur ersten von wahrscheinlich vier Bürger-Planungswerkstätten ein. Von 15.30 bis 18.30 Uhr sollen die Teilnehmer im TVG-Gesundheitszentrum an der Keplerstraße 93 ihre Wünsche und Vorstellungen für das Berufskolleggelände äußern und Visionen entwickeln. Die Veranstaltung findet in einem Saal statt, der Platz für 60 bis 70 Leute bietet. „Das ist natürlich ein Risiko. Wir wissen nicht, wie viele Bürger kommen werden“, sagt Peter Wehr, der den Workshop leiten und weitere Termine mit den Teilnehmer abstimmen wird.

„Wir haben das Gefühl, dass in den vergangenen Jahren ein Vakuum entstanden ist, dass ein Ideenstreit gar nicht zugelassen wurde. Zwei Versuche, einen Architektenwettbewerb durchzusetzen, sind ja damals gescheitert“, sieht Wehr akuten Handlungsbedarf. Man müsse das für die Entwicklung Holsterhausens so wichtige Gelände so gestalten, dass ein Großteil der Bürger gut damit leben könne. Und genau deshalb solle sich die Planungswerkstatt nicht an den Interessen der Parteien, sondern an denen der Bürger orientieren.

Warum ausgerechnet er als Vorsitzender eines Sportvereins diese Treffen initiiere? „Ich lebe seit 55 Jahren hier im Stadtteil und führe einen Verein, der seit 1893 nicht nur Bewegung anbietet, sondern über den Tellerrand schaut und sich für die Stadtteilentwicklung einsetzt “, so Wehr. „Wir brauchen mehr Bürgerengagement, mehr Mitgestaltung, mehr Bereitschaft, sich für den öffentlichen Raum einzusetzen.“

Das Berufskolleggelände sei kein isoliertes Areal. Es gebe Nachbarn wie die Melanchthon-Kirche, die Gesamtschule Holsterhausen, die Cranachschule, das Otto-Hue-Haus, die Teiloffene Tür und das Klinikum, die man in die Überlegungen einbinden müsse.

„Architektur muss Kontakt zulassen“

Im Vorfeld der Workshops macht sich Peter Wehr Gedanken über die Strukturen des Stadtteils: „Wichtig sind die beiden Plätze: der Holsterhauser Platz, der derzeit nur Verkehrsknotenpunkt ohne Aufenthaltsqualität ist, und der Kirchvorplatz von St. Mariä Empfängnis.“ Wehr fordert eine Verbindung zwischen Kirchvorplatz und Berufskolleggelände, zum Beispiel durch einen Trimmpfad. Es müsse sich wieder lohnen, über die Gemarkenstraße zu gehen. Holsterhausen habe den Ruf, dass man dort „ganz gut wohnen kann, aber sonst nicht viel los ist“.

„Wir sollten die aktuelle Situation zum Anlass nehmen, zu prüfen, was den Stadtteil für alle Altersgruppen lebenswert macht. Es ist zu einfach, dort ein Geschäft mit Vollsortiment zu installieren. Kinder interessiert das gar nicht“, so Wehr. Man müsse sich von der rein ökonomischen Sichtweise lösen und versuchen, mit neuen Ideen der Raumgestaltung einer „ästhetischen Verrohung“ entgegenzuwirken. „Man muss auch das seelische Befinden der Menschen im Blick behalten und Architektur so gestalten, dass gute nachbarschaftliche Kontakte entstehen können. Darüber müssen wir doch zumindest mal diskutieren dürfen“, erläutert der TVG-Vorsitzende sein Anliegen. Vielleicht müsse es ja nicht unbedingt ein Park sein: „Auf die Durchlässigkeit kommt es an.“