Bergerhausen. England-Fan Hugo Thies aus Bergerhausen war schon an die 200 Mal auf der Insel, machte dort Urlaub oder führte Reisegruppen durch London. Jetzt gratulierte Thies der Queen zum Thronjubiläum - und bekam Antwort.

England-Fan ist Hugo Thies, so lange er denken kann. An die 200 Mal, schätzt der 74-Jährige, sei er bereits in Großbritannien gewesen, habe dort Urlaub gemacht oder Reisegruppen durch London geführt. Jetzt hat er Post aus dem Buckingham Palace bekommen - ein absoluter Höhepunkt für den pensionierten Bundesbahn-Beamten.

Und das kam so: Ein Bekannter überredete ihn, der Königin doch zu ihrem 60-jährigen Thronjubiläum zu gratulieren. „Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber er hat mich wirklich gedrängt. Und so habe ich einen Brief aufgesetzt und losgeschickt“, berichtet Thies. Buckingham Palace, London - weiter präzisieren musste er die Adresse nicht. „Den kennt in London doch jedes Kind. Das kommt schon an“, sagt sich der Pensionär - und sollte Recht behalten.

14 Tage später fand Thies einen Dankesbrief aus dem Palast im Briefkasten und freute sich riesig. Seine Verbindungen zur britischen Insel sind vielfältig, unter anderem auch familiärer Art. „Eine meiner Schwestern hat 1954 als Rote-Kreuz-Schwester einen Engländer kennengelernt, meine andere Schwester beim Besuch auf der Insel 1955 ebenfalls. Beide heirateten und so bekam ich zwei englische Schwager, die leider, wie auch eine meiner Schwestern, inzwischen verstorben sind“, erzählt Thies von seinen familiären Bindungen.

Durch die Verwandtschaft war Thies oft auf der Insel, lernte nebenbei Wissenswertes über Geschichte, Königshaus, Sehenswürdigkeiten und Alltag in England, brachte es sprachlich zu durchaus passablen Kenntnissen. „Ich kenne mich in London fast besser aus als in Essen“, lacht Thies. Wieder und wieder reiste er per Bahnbus mit Seniorengruppen aus Essen, Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck nach Großbritannien, buchte Hotels, berechnete die Kosten.

Die Führungen der Gruppen hätten immer gut funktioniert. „Nur in St. Paul’s und Westminster Abbey bin ich gefragt worden, ob ich ein offizieller London-Führer sei. Denn nur die dürfen dort führen“, erinnert sich Thies, der daraufhin die Kirchen verlassen musste.

Manchmal war schlicht Erholung angesagt. Mit seiner Familie - Ehefrau und zwei Kinder - verbrachte Hugo Thies von 1968 bis 1980 viele Urlaube auf der Insel. Bis heute begeistert er sich für die grünen Berge im Norden Schottlands. Fast alle Ecken des Landes habe er erkundet, nur Devon an der Südküste und Land’s End in Cornwall nicht, wo es viele Besucher und besonders die Rosamunde-Pilcher-Fans hinzieht. Diese Ecke sei einfach zu umständlich zu erreichen, man hätte schon mehrere Urlaubstage für die Anreise einkalkulieren müssen, begründet der Pensionär die Lücken auf seiner persönlichen England-Karte.

Zeitweise zog es Thies drei- bis viermal im Jahr nach Großbritannien. Klagen seitens der Familie angesichts dieser doch etwas einseitigen Urlaubsplanung habe es nie gegeben, versichert Thies. Schließlich hätten die Kinder ja mit ihren Cousins und Cousinen spielen können. „Natürlich haben die familiären Bindungen eine Rolle gespielt, aber ich finde England auch so toll, die Landschaft, die Menschen, die Sprache - und sogar das Essen, besonders das reichhaltige Frühstück“, sagt Thies, den auch Lamm mit Minzsoße nicht schrecken kann.

Der Brief aus dem Buckingham Palace war für den Bergerhauser jedenfalls ein Höhepunkt. „Irgendwie bin ich schon Royalist“, sagt Thies, der nicht nur bei besonderen Ereignissen wie der Hochzeit von William und Kate oder dem diamantenen Thronjubiläum der Queen gern auch parallel das Ereignis bei der BBC verfolgt und vergleicht, wie denn der englische Sender berichtet. Im November wird Thies wieder nach England reisen, wird dabei auch am 11. November den britischen Gedenktag für die Kriegstoten miterleben, bei dem die Verstorbenen mit Bergen von künstlichen Mohnblüten geehrt werden. Sein Wissen über England will der Bergerhauser künftig im Rahmen von Vorträgen in Seniorenclubs weitergeben.