Holsterhausen. . Weiter für Diskussionen sorgen die Entwürfe für das Gelände des ehemaligen Berufskollegs Holsterhausen. Im Rahmen einer Bürgerversammlung, zu der die Bezirksvertretung III eingeladen hatte, forderten die Bürger vor allem mehr Grün. Der geplante große Lebensmittelmarkt hat Gegner und Befürworter.

Die Forderungen der Bürger zur Neunutzung des ehemaligen Berufskolleg-Geländes an der Holsterhauser/Rubens-straße sind vielfältig und konträr: mehr Grün, nur Grün, gar keine Einzelhandelsflächen, ein Lebensmittelmarkt mit Vollsortiment, ein Marktplatz, nur Altenwohnungen, Wohnungen für junge Familien - alle Wünsche unter einen Hut zu bringen, ist wohl unmöglich. Das wurde bei der Bürgerversammlung im Otto-Hue-Haus deutlich, zu der die Bezirksvertretung III eingeladen hatte. Sehr gut besucht war die Veranstaltung, was aber nur bedingt Rückschlüsse auf das Interesse der Holsterhauser am Thema zulässt, waren doch, grob geschätzt, die Hälfte der Teilnehmer Vertreter der politischen Parteien.

Seit 2006 ist klar: Nach dem Umzug des Berufskollegs 2009 in den Bildungspark kann das Gelände anderweitig genutzt werden. Sechs Jahre später gewinnt man jetzt den Eindruck, als würde die gesamte Diskussion von vorn beginnen, inklusive Forderungen nach einer reinen Grünfläche und einem Architektenwettbewerb.

Kein Allbau-Vertreter anwesend

Moderiert wurde die Versammlung von Bezirksbürgermeister Klaus Persch. Der Allbau, der als Stadttochter mit der Entwicklung einer wirtschaftlich tragbaren Lösung betraut sei und auf den die vorliegenden Planungen zur Gestaltung des Geländes zugeschnitten seien, habe leider keinen Vertreter geschickt, bedauerte Persch. „Es ist schon so viel gesagt worden und die Situation hat sich ja nicht verändert. Zudem sind wir ja nicht Eigentümer des Geländes“, begründet Allbau-Sprecher Dieter Remy im Nachhinein das Fernbleiben, bestätigt aber, dass man in Gesprächen mit dem Klinikum sei, das ebenfalls Interesse an Flächen auf dem Gelände hat.

„Wir könnten uns ein kleines Gesundheitszentrum mit Facharztpraxen und Schulungsräumen, eventuell auch einen Kindergarten, vorstellen“, erläuterte Klaus Rösen vom Klinikum. Allerdings machte er auch klar: „Wir reden hier über ein Projekt von 35, vielleicht sogar 40 Millionen Euro. Das können wir als Klinikum auf keinen Fall allein stemmen, höchstens gemeinsam mit dem Allbau.“

Allein der Abriss des alten, asbestverseuchten Schulgebäudes werde rund 2,5 Millionen Euro kosten. Die derzeit vorliegende Planung sieht einen 1800 Quadratmeter großen Lebensmittelmarkt mit Vollsortiment vor - was ein Teil der Bürger begrüßte. Nur so könne man verhindern, dass die Holsterhauser zum Einkaufen in die Neue Mitte Haarzopf und in die noch entstehenden Geschäfte am Rüttenscheider Stern und an der Haedenkampstraße in Altendorf abwanderten. Wenn schon großflächiger Einzelhandel, dann mit möglichst guter Anbindung an die Gemarkenstraße, so die Forderung vieler Bürger. Ein neues Geschäftszentrum bringe durchaus Chancen für den Stadtteil, so Andreas Müller vom Stadtplanungsamt, der den Bebauungsplanentwurf erläuterte. Allerdings habe Holsterhausen mit der Gemarken- und der Holsterhauser Straße ein zweigeteiltes Zentrum. „Das macht es anfällig“, so Müller. „Keine weitere Einzelhandelsfläche im Stadtteil. Es gibt bereits jetzt ein Überangebot an Ladenflächen“ - auch das war eine Meinung an diesem Abend.

Hauptkritikpunkt der Bürger war, dass die Pläne nur 33 Prozent unbebaute Fläche statt der geforderten 50 Prozent vorsehen. „Dazu kommen noch die Freiflächen zwischen den Häusern. Zudem ist die Begrünung der Flachdächer vorgeschrieben, so dass man auf 45 Prozent Grünfläche kommen kann“, rechnete Stadtvertreter Müller vor. Der Bebauungsplanentwurf lasse viele Freiheiten: „Pflicht ist nur Wohnen und Arbeiten, aber das geht auch ohne Einzelhandel.“

Eines wurde in der Diskussion klar: Auf einen Nenner lassen sich Forderungen wie „Lieber noch ein paar Jahre warten und dann etwas Vernünftiges realisieren“ und „Das Filetgrundstück darf nicht länger verrotten und die Stadt weiter Geld kosten“ wohl kaum. Für ein versöhnliches Ende der hitzigen Diskussion sorgte Peter Wehr, Vorsitzender von TVG Holsterhausen, der vier parteiübergreifende Planungsgespräche mit Bürgern in den nächsten Monaten vorschlug, um einen Kompromiss zu finden.