Stadtwald. Die gebürtige Schwäbin Elisabeth Baumann lebt seit über 20 Jahren in Stadtwald und kaufte ihre Lebensmittel in dem Laden, den sie jetzt selbst führt. Seit langem ihr Ökologie und Nachhaltigkeit am Herzen - nicht nur, was Artikel des täglichen Bedarfs betrifft.
Seit 30 Jahren kauft Elisabeth Baumann Biolebensmittel. Seit einigen Tagen verkauft sie diese auch - in ihrem neu eröffneten Stadtwaldbioladen an der Ecke Frankenstraße/Heidehang. Für die Kunden in Stadtwald setzt sich damit eine Tradition fort. An gleicher Stelle gab es auch vorher einen Bioladen. „Die Vorbesitzerin wollte nicht weitermachen und ist weggezogen“, sagt Elisabeth Baumann. Bereits Ende 2010 hatte sie die Idee, den Laden, in dem sie selbst Kundin war und den sie zudem nebenberuflich als Bilanzbuchhalterin betreute, zu übernehmen. Was folgte, waren langwierige Verhandlungen. Erst im Frühsommer war klar, dass Elisabeth Baumann ihren Stadtwaldbioladen eröffnen konnte. „Damit habe ich mir schon einen Traum erfüllt“, sagt die 57-Jährige.
Vom Büro in den Laden
Elisabeth Baumann stammt aus Stuttgart - der Dialekt ist bis heute nicht zu überhören. Durch ihr Mathematikstudium kam sie 1974 nach Essen - und blieb. Seit 21 Jahren lebt sie in Stadtwald, kennt deshalb ihre Klientel ganz gut. „Wenn ein Bioladen funktioniert, dann hier“, ist sie überzeugt, den Schritt in die Selbstständigkeit am richtigen Standort gewagt zu haben. Ihr Mathestudium hatte sie damals schnell gegen eine Lehre zur Industriekauffrau getauscht und jahrelang in verschiedenen Firmen als „Bürodrache“, wie sie selbst sagt, gearbeitet. Ab 2003 leitete sie für ein Jahr das Essener Tierheim. Für Elisabeth Baumann bedeutet der eigene Laden schon eine gravierende Veränderung ihres Lebens - und das in einem Alter, in dem andere schon an den Vorruhestand denken.
Nicht so Elisabeth Baumann. Wenn sie ihren gut sortierten Laden mit Obst, Gemüse, Brot, Käse, Kuchen, Kaffee und Putzmitteln zeigt, merkt man ihr an, dass das Geschäft für sie nicht nur Broterwerb ist, sondern ihr die Sache am Herzen liegt. Auch vegane Produkte sowie Lebensmittel für Menschen mit Glutenunverträglichkeit und Laktose-Intoleranz hat Baumann im Angebot. Zum Team im Stadtwaldbioladen gehören neben der Chefin auch eine Halbtagskraft und drei Mini-Jobber.
„Mein erstes Biobrot habe ich 1982 in Dortmund gekauft, war danach Kundin in diversen Bio- und Naturkostläden. Damals war das auch irgendwie der Zeitgeist“, erinnert sich Baumann an die Öko- und Friedensbewegung in den 1970er und 1980er Jahren. „Seitdem bin ich an ökologisch erzeugten Lebensmitteln sowie an anderen zuverlässig ökologisch produzierten Produkten für die tägliche Lebensführung interessiert und besorge meine Produkte für den täglichen Bedarf entsprechend“, erläutert Baumann ihre Motivation.
Und irgendwie hätten auch sicherlich die Einsichten ihres Cousins zu ihrer kritischen Haltung gegenüber herkömmlichen Produkten beigetragen. Der habe nämlich an einem Buch über Chemie im Haushalt mitgeschrieben und damit für viele Diskussionen innerhalb der Familie gesorgt.
Ökologie und Nachhaltigkeit spielen für Baumann nicht nur im Lebensmittel-Bereich eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit ihrem Mann - „ich bin froh, dass er das alles mitträgt“ - hat sie ihr Haus in Stadtwald so umgestaltet, dass möglichst wenig fossile Energien verbraucht werden. Deshalb haben sie eine Brennwertheizung und eine Brauchwassersolaranlage installiert, eine Regenwasser-Sammelanlage für die WC-Spülung und Waschmaschine soll noch folgen. „Auch wenn ich selbst keine Kinder habe, ist es mir wichtig, den folgenden Generation die Erde in einem einigermaßen guten Zustand zu überlassen“, beschreibt Elisabeth Baumann ihr Ziel.