Bredeney. Im grünen Stadtteil Bredeney lebt es sich gut, bestätigen Lutz Weiler und Hans-Ulrich Philipsenburg von der Interessengemeinschaft „Bredeneyer attraktiv“ und Michael Bonmann vom Kulturverein „Bredeney aktiv“. Sie freuen sich über das Ende der Kanalbaustelle auf der Bredeneyer Straße und sorgen sich um den Erhalt der Jugendstilvillen, die das Bild des Stadtteils prägen.

Jugendstilvillen, alteingesessene Geschäfte, ruhige Wohnstraßen, der Baldeneysee in Sichtweite, Wälder und Parks - Bredeney gehört nicht ohne Grund zu den beliebtesten Stadtteilen. Probleme gibt es hier auch, aber die nehmen sich im Vergleich mit anderen Stadtteilen doch eher gering aus. Das bestätigen Lutz Weiler und Hans-Ulrich Philipsenburg von der Interessengemeinschaft „Bredeney attraktiv“ sowie Michael Bonmann, Vorsitzender des Kulturvereins „Bredeney aktiv“ und Bezirksbürgermeister (CDU), im Gespräch mit Elli Schulz.

Was sind die Stärken Bredeneys?

Weiler: Wir haben ein relativ reges Geschäftsleben und einen hohen Freizeitwert. Mit den großen Park- und Waldflächen ist Bredeney sozusagen die grüne Lunge Essens. Und der Baldeneysee ist nicht weit weg. In den ruhigen Seitenstraßen kann man gut wohnen, andererseits ist Bredeney durch den öffentlichen Nahverkehr gut angebunden. Bredeney ist zudem relativ sicher, in jeder Beziehung.

Philipsenburg: Und wir haben eine spannende Geschichte, die eng mit der Abtei Werden verknüpft ist.

Und die Schwächen?

Weiler: In den letzten Jahren hat der Stadtteil arg unter den Baustellen im Bereich der Bredeneyer Straße gelitten. Dadurch sind viele Parkplätze entfallen, Kunden wurden umgeleitet und sind erst gar nicht ins Zentrum vorgedrungen. Abgesehen von dieser vorübergehenden Situation - in dieser Woche wird die Bredeneyer Straße wieder in beide Richtungen befahrbar sein - hat man in der Vergangenheit den Riesenfehler gemacht, die Bredeneyer Straße nicht durchgehend zur Geschäftsstraße zu machen. Man startet am nördlichen Ende bei den Geschäften im Komplex Alfredusbad, dann kommt ein langes Stück ohne Geschäfte, nur mit Straßenbahnschienen. Die nächsten Läden sind dann wieder im Bereich Bredeneyer Kreuz, gefolgt von Abschnitten nur mit Wohnhäusern.

Was hat das für Folgen?

Weiler: Wir sind ein Dorf mit Straßenbahn. Es fehlen Strukturen wie in Rüttenscheid, wo man ein langes Stück an der Rü an Geschäften entlang bummeln kann. In Bredeney sind die Geschäfte nicht so präsent und die Kunden müssen lange Wege zurücklegen. Deshalb kann man auch kein echtes Straßenfest feiern.

Aber es gibt viele kleine inhabergeführte Läden?

Weiler: Noch. Viele Geschäftsinhaber sind inzwischen an die 70 und haben keinen Nachfolger.

Und die Gastronomie?

Bonmann: Was fehlt, ist vor allem eine echte Eckkneipe.

Philipsenburg: Insgesamt ist die Gastronomie stark rückläufig, in den vergangenen Jahren hat vieles zugemacht, einige Gastronomen haben auch aus Altersgründen aufgegeben und keinen Nachfolger gefunden. Jetzt gibt es nur noch eine Handvoll Restaurants.

Gibt es Angebote für die Jugend?

Weiler: Was fehlt, ist ein Café, das Akzeptanz bei den Jugendlichen findet. Die fahren eher nach Rüttenscheid. Auch die Kirchengemeinden haben es nicht geschafft, einen echten Jugendtreff einzurichten. Ein Szenelokal gibt es hier nicht.

Ist Bredeney überaltert?

Weiler: Das kann man so pauschal nicht sagen. Viele Ältere ziehen aus den großen Häusern in kleinere, modernere Eigentumswohnungen mit mehr Komfort. Das ist durchaus verständlich, hat aber auch negative Folgen für das Gesicht des Stadtteils.

Philipsenburg: Manchmal wollen die Nachkommen die schönen alten Villen gar nicht bewohnen, sondern erliegen dem Charme des Geldes. Und verkaufen an einen Investor, der die für Bredeney so charakteristischen Häuser mit Jugendstilelementen abreißt und dort moderne Eigentumswohnungen errichtet, so geschehen zum Beispiel in der Straße Hohe Buchen. Glatter Beton statt schöner Stuckelemente, das kann nicht in unserem Sinn sein.

Bonmann: Auf der anderen Seite ist der Bedarf an modernen Wohnungen groß. Die werden den Investoren quasi aus den Händen gerissen.

Bredeney hat keine Altstadt . . .

Weiler: Das ist in der Tat ein Nachteil. In Kettwig oder Werden kann man mal durch die Altstadt schlendern und hat gleich Urlaubsgefühle. Aber dafür hat sich Bredeney in der Kruppschen Ära quasi zum Kurort entwickelt, mit dem Alfredusbad und dem Luftkurhaus Ruhrstein. Bredeney wurde nicht nur von den Großbauernhöfen, von denen keiner mehr existiert, geprägt, sondern auch von der Großindustrie.

In Bredeney gibt es große Flächen mit Verwaltungs- und Bürogebäuden. Ein Beispiel ist der Büropark an der Karstadt-Hauptverwaltung.

Philipsenburg: Solche Gebäude sind nicht schön, aber natürlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es sei denn, sie stehen leer.

Die Bredeneyer Straße war die letzten Jahre eine Baustelle. . . Weiler: Bredeney war früher wassertechnisch an der Pumpwerk Werden angeschlossen. Die 80 bis 100 Jahre alten Kanäle mussten erneuert werden. Zwei Jahre lang gab es Beeinträchtigungen für Anwohner, Besucher und Geschäftsleute. Die Zusammenarbeit mit Stadt, Verkehrsbetrieben und Stadtwerken lief allerdings vorbildlich. Es gab frühzeitige, detaillierte Informationen und es wurde viel unterirdisch gearbeitet. Jetzt wird es Zeit, dass sich die Geschäftsleute von den Umsatzeinbußen erholen können. Denn jedes Geschäft, das schließt, reißt ein Loch, vor allem für ältere Menschen, die darauf angewiesen sind, den täglichen Bedarf wohnortnah zu decken. Schon jetzt fehlen nach dem Aus von Schlecker eine Drogerie oder ein Elektrogeschäft, wo man einfach mal eine Glühbirne kaufen kann.

Es gibt immer wieder Gerüchte um den Komplex an der Bredeneyer Straße, wo unter anderem „Kaiser’s“ ansässig ist . . .

Weiler: Das ist in der Tat ein großer Unsicherheitsfaktor. Alle Gewerbe in dem Komplex sind zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt worden, dann wurden Verträge noch mal bis Ende 2012 verlängert. In den Wohnungen leben noch Mieter.

Welche Aktivitäten sind in den nächsten Monaten geplant?

Weiler: Am Samstag, 18. August, feiern wir zum neunten Mal unser Sommerfest auf dem Parkplatz der Nationalbank am Bredeneyer Kreuz. Am 2. September steht der zweite Teil der Wanderung durch das historische Bredeney auf dem Programm, am 8. September startet das vierte Swing-Golfturnier, am 16. Oktober gibt es ein Wein-Seminar.

Den Weihnachtsmarkt gibt es nicht mehr?

Weiler: Nein. Wir haben es versucht. Aber ein Weihnachtsmarkt lebt von der gemütlichen, dunklen Atmosphäre, und die lässt sich nicht so einfach mittags nach der Sonntagsmesse herbeizaubern. Die Veranstaltung ist auch einfach zu wetterabhängig. Wenn es in Strömen regnet, kommt niemand.

Ihre Wünsche für die Zukunft?

Weiler: Dass die Bredeneyer ihre Einkäufe hier vor Ort tätigen und damit die Kaufleute im Stadtteil unterstützen.

Philipsenburg: Dass die Bautätigkeit im Stadtteil aufhört und wir unsere Ruhe haben.

Bonmann: Dass der denkmalgeschützte Saal im alten Rathaus Bredeney, das die Stadt ja in drei Jahren verkaufen will, den Bürgern für Veranstaltungen erhalten bleibt.