Südviertel. . Die Fotografin Gabriele Klaes ist eigentlich Pädagogin und lässt das Wissen aus ihrem ursprünglichen Beruf in ihre Arbeit einfließen. Jetzt hat sie ihre Werkstatt „Zechenblüte“ eröffnet, wo sie Menschen fotografiert und fotografieren lässt.
„Ich wollte nicht immer auf die Defizite schauen, sondern lieber die Stärken herausarbeiten“, sagt Gabriele Klaes. Und genau deshalb hat die studierte Pädagogin, die viel mit behinderten und verhaltensauffälligen Kindern arbeitete, vor rund zehn Jahren einen Neuanfang gewagt und eine Lehre zur Fotografin absolviert. Jetzt hat die 41-Jährige die „Zechenblüte“, ihre Werkstatt für Fotografisches, eröffnet. Ganz bewusst hat sie den Untertitel „Menschen. Fotografieren.“ gewählt. „Klar kann man sich hier auch einfach fotografieren lassen. Aber eigentlich will ich mit Menschen arbeiten, sie kennenlernen, ihnen vielleicht helfen, sich selbst neu zu sehen und zu erfahren“, sagt sie.
Ein großes Auge
„Die Kamera ist wie ein großes Auge, das alles sieht, wie eine Lupe, die Situationen verstärkt“, erklärt Gabriele Klaes, warum sie ausgerechnet diese Kunst- und Ausdrucksform für sich entdeckt hat. Ihre Erfahrung im therapeutischen Bereich kommt ihr bei ihrer jetzigen Arbeit zugute. „Menschen, die zu mir kommen und sich fotografieren lassen, zeigen ja schon den Mut, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Klaes, für die Selbst- und Fremdwahrnehmung ein zentrales Thema ist. „Erfahrungsgemäß ruhen die Menschen am stärksten in sich, bei denen diese beiden Aspekte weitgehend übereinstimmen.“ Wichtig sei, dass sich die Menschen bei ihr wohlfühlten. „Sie können einfach vorbeikommen, auch mit Kindern, Tee trinken und reden. Wenn dann noch authentische Fotos entstehen, sind alle glücklich.“
Besonders Kinder können bei ihr tun und lassen, was sie wollen - erklärt die Fotografin und zeigt auf witzige Bilder an der Wand: Ein Junge schmiert sich ein Nutella-Brot, klebt das später komplett vor seinen Mund, so dass es sein halbes Gesicht verdeckt - der Spaß, den er bei der Sache hat, ist unübersehbar.
Das Atelier, beziehungsweise die Werkstatt, wie Klaes ihre Räume an der Isenbergstraße nennt, ist übrigens offen für andere Kreative. „Davon gibt es im Südviertel ja viele. Darum wollte ich auch unbedingt hier hin“, sagt Klaes, die die Räume von einer Modedesignerin übernommen hat. Heilpraktiker, Yoga-Lehrerin - wer auch immer mit Menschen arbeitet und Ideen mitbringt, kann sich melden. Nicht nur ihre Räume will die Wahlessenerin teilen. Auch ihr Wissen gibt sie gern weiter. Wer das Fotografieren erlernen will, ist für sie nicht Konkurrent, sondern jemand, der ihre Leidenschaft teilt. „Wenn eine Frau hier Fotos von sich machen lässt und erwähnt, dass ihr Mann gern Industrie-Fotografie machen will, soll sie ihn vorbeischicken“, sieht sich Klaes auch als Lehrerin.
Ein Kurs „Fotoshop für Porträts“ für maximal vier Teilnehmer ist deshalb für Oktober bereits geplant. Auch Kinder lässt die Mutter eines viereinhalbjährigen Sohnes gern selbst zur Kamera greifen und freut sich über die authentischen, kreativen Ergebnisse.
„Ich würde gern Fotoprojekte mit Eltern behinderter Kinder machen, die über die ganzen Fördermaßnahmen oft vergessen, die schönen, innigen und fröhlichen Momente mit ihren Kindern festzuhalten“, sagt Klaes, die auch schon mit autistischen Kindern zusammengearbeitet hat. Das Selbstwertgefühl zu steigern, Menschen zu stärken und sie vielleicht sogar auf dem Weg in ein neues Leben zu begleiten - wenn ihr das gelingt, ist Gabriele Klaes zufrieden. Als Fotografin und als Pädagogin.