Bredeney. . Das Familienzentrum am Brandenbusch unterstützt den schwerstbehinderten neunjährigen Wladimir in der Ukraine. Gemeindeglied Matthias Wunderlich bringt regelmäßig Hilfsgüter dorthin.
Wladimir lebt in Deutsch-Mokra im Südwesten der Ukraine. Der Neunjährige ist durch ein Geburtstrauma schwerst behindert, kann nur wenige Schritte mit Hilfe laufen, hat gravierende geistige und motorische Defizite. Wladimir wiegt gerade mal 15 Kilogramm, ist auf den Rollstuhl angewiesen. Seine Betreuung fordert die Mutter rund um die Uhr. Die Verantwortung trägt sie allein, Wladimirs Vater starb Anfang 2011. Die Mutter lebt mit vier weiteren Kindern und der Großmutter in einem einfachen Holzhaus. Das tägliche Leben ist mühsam, es fehlt an allem und besonders an Geld.
Für den behinderten Jungen erhält die Mutter umgerechnet 200 Euro im Monat vom Staat. An Therapien für den Neunjährigen ist nicht zu denken - nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch, weil in Deutsch-Mokra keine derartigen Therapieplätze verfügbar sind. „Die gibt es allenfalls in Kiew und das ist rund 1000 Kilometer entfernt“, sagt Matthias Wunderlich, der gerade aus der Ukraine zurückgekommen ist.
Der 64-Jährige war technischer Angestellter, ist jetzt im Vorruhestand. Der Bredeneyer engagiert sich in der evangelischen Gemeinde am Brandenbusch, fährt mehrmals im Jahr in die Ukraine und nach Rumänien, um dort Hilfsgüter zu verteilen.
Die Gemeinde Bredeney pflegt eine Patenschaft mit Rumänien. Dort lernte Wunderlich die österreichische Krankenschwester Martha Reiter kennen, die die Hilfsorganisation „HiKöDe - Hilfe für Königsfeld und Deutsch-Mokra“ gründete. Durch sie kam Matthias Wunderlich in die Ukraine, lernte Wladimir und seine Familie kennen.
Und was Wunderlich berichtete, schockierte die Bredeneyer. „Wir betreuen hier in der Kita auch zehn Kinder mit Behinderungen, die aber jegliche Unterstützung erhalten, Frühförderung, täglich Sprach-, Physio- und Ergotherapie bekommen“, erklärt Kathrin Becker, Leiterin des Familienzentrums am Brandenbusch. „Wladimir bekommt nichts dergleichen. Das hat uns veranlasst, die Patenschaft für den Jungen zu übernehmen.“ „Man kann nur versuchen, Wladimir und seiner Familie das Leben ein bisschen angenehmer zu gestalten“, sagt Matthias Wunderlich. „Wenn die Familie Windeln, Geld für Medikamente und Holz für den Winter hat, ist schon viel gewonnen.“ Menschen mit Behinderung hätten in der Ukraine keine Lobby.
Wunderlich nimmt einige Strapazen auf sich, um den Menschen vor Ort zu helfen. Zehnmal war er in Rumänien, dreimal in der Ukraine. „Ich fahre in der Regel bis Linz, wo ich die Österreicher treffe. Gemeinsam fahren wir dann mit dem Transporter oder VW-Bus weiter. Rund 1800 Kilometer sind es bis Deutsch-Mokra, allerdings komme man in der Ukraine wegen der schlechten Straßen nur sehr langsam voran. Man rechnet zehn bis 15 Kilometer pro Stunde“, sagt Wunderlich, der die gesamte Strecke in der Regel in zwei Tagen bewältigt. Vor Ort wohnt er in Familien, bekommt hautnah einen Eindruck davon, wie einfach die Menschen dort leben.
„Wir haben die Hilfe für Wladimir hier im Familienzentrum zu unserem Dauerprojekt gemacht, das aber immer wieder mal ins Bewusstsein der Leute gebracht werden muss“, sagt Kathrin Becker. Es stehe dauerhaft eine Kiste da, in der Spielzeug, Hygieneartikel, besonders für Kinder, Bettwäsche, warme Kleidung und Schuhe, aber auch Schultornister oder Malstifte gesammelt würden. Natürlich sei auch Geld willkommen. „Das Geld bekommt der Kaufmann im Ort, der dann mit uns die Einkäufe der Familie von Wladimir abrechnet“, sagt Wunderlich.