Holsterhausen. . Das Otto-Hue-Haus, Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt, feiert sein 60-jähriges Bestehen. Im Laufe der Jahre sind die Ansprüche der Bewohner gestiegen, die Arbeit der Pfleger hat sich verändert. Das Jubiläum wird im Juli mit einem Sommerfest gefeiert.

Wie sich die Zeiten ändern: Als das Otto-Hue-Haus, Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt an der Barthel-Bruyn-Straße, vor 60 Jahren eröffnet wurde, waren die Nachwehen des Zweiten Weltkriegs noch deutlich zu spüren. Es fehlte an Wohnungen, viele Männer waren im Krieg geblieben. Ältere Frauen, oft auf sich allein gestellt, suchten eine Wohnmöglichkeit - und fanden sie im Otto-Hue-Haus, das am 30. April 1952 eröffnete. „Damals war ein Altenheim einfach eine Wohneinrichtung mit der Möglichkeit, bei Bedarf pflegerisch betreut zu werden“, erklärt Angelika Schulte, seit 1995 Leiterin des Hauses und vorher seit 1975 dort als Sozialarbeiterin tätig.

Damals leitete Karl-Heinz Hof das Haus. „Der war nicht gerade begeistert, dass ihm eine Sozialarbeiterin zur Seite gestellt wurde“, erinnert sich Angelika Schulte. „Das war halt eine ganz andere Zeit.“ Und auch die Position des Heimleiters umfasste damals ganz andere Aufgaben. Statt Administration war unter anderem Einkaufen angesagt. „Hof machte das, unterstützt von seiner Frau, durchaus gern“, weiß Angelika Schulte teils aus den eigenen Erzählungen ihres Vor-Vorgängers, der später bis zu seinem Tod in eben dem Heim als Bewohner lebte, das er selbst zuvor geleitet hatte. „Hier wurde ihm großer Respekt entgegengebracht“, erinnert sich Schulte.

Insgesamt hat das Otto-Hue-Haus in 60 Jahren nur vier Leiter erlebt: Schwester Henny, Karl-Heinz Hof, Interimsleiterin Brigitte Peters und die aktuelle Leiterin Angelika Schulte. Ausgebildete Pflegekräfte waren in der Anfangszeit des Hauses noch Fehlanzeige. „Die Pflege wurde erst Mitte der 1970er Jahre professionalisiert. Examinierte waren damals auch gar nicht so wichtig wie heute“, sagt Sabine Roos, seit 1985 als Sozialarbeiterin im Haus tätig.

In den 1950er Jahren waren nur wenige Bewohner pflegebedürftig. Heute dagegen sei eine Pflegestufe erforderlich, um einen Platz im Heim zu bekommen. Auch Demenz sei damals noch kein Thema gewesen. „Heute dagegen verwenden wir einen Großteil der Zeit für die biografische Arbeit mit Demenzpatienten, um Dinge aus ihrem Leben herauszufinden und sie darüber zu erreichen“, beschreibt Angelika Schulte die aktuelle Arbeit. Das sei oft nicht einfach, da bei vielen keine Angehörigen greifbar seien. „Dann müssen wir mit Versuch und Irrtum testen, was die Senioren gewohnt sind, was sie wollen. Für die Menschen ist das nicht so toll“, so Schulte.

Auch was die Ansprüche angeht, haben sich die Zeiten geändert. Lebten zur Gründungszeit noch 128 Bewohner, fast ausschließlich Frauen, im noch wesentlich kleineren Otto-Hue-Haus, leben heute 92 Bewohner in 74 Einzel- und acht Doppelzimmern. „Aus unserer Sicht sind sogar die Doppelzimmer eine Fehlplanung“, sagt die Leiterin. Selbst Ehepaare bevorzugten Einzelzimmer. „Die Beschwernisse des Alters führen halt dazu, dass der Partner in seiner Nachtruhe gestört wird“, erläutert Sabine Roos und mag sich gar nicht vorstellen, wie es in den Anfangsjahren im Zehn-Bett-Zimmer unter dem Dach zugegangen sein mag.

„In den Umbau hat die Arbeiterwohlfahrt knapp neun Millionen Euro investiert“, sagt Hans Aring, Referatsleiter für Sozialarbeit und Ehrenamt bei der Awo. Nach zwei Jahren im Übergangsquartier an der Martin-Luther-Straße konnten die Senioren im November 2005 nach Holsterhausen in das komplett entkernte, auf den neuesten Stand gebrachte und erweiterte Haus zurückkehren.

„Die, die noch allein unterwegs sein können, genießen es natürlich, hier mittendrin zu sein, besuchen die Gemarkenstraße und den Markt“, weiß Sabine Roos. Gefeiert wird das 60-Jährige übrigens mit Bewohnern, Mitarbeitern, Angehörigen und Nachbarn am Samstag, 7. Juli, ab 13 Uhr.