Rellinghausen. . Der Rellinghauser Abiturient Bernhard Rosenboom verbrachte zehn Monate in Bolivien und absolvierte ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Dabei erhielt er Einblicke in das einfache Leben der Bevölkerung, in eine fremde Kultur und in ganz spezielle Anbaumethoden. Die Erfahrungen möchte er nicht missen.
„Umweltschutz beginnt im Kopf und im Herzen“ - das ist eine Erkenntnis, die Bernhard Rosenboom während seines Freiwilligen Ökologischen Jahres in Bolivien gewonnen hat. Vor gut zehn Monaten landete der 18-Jährige in La Paz, der wichtigsten Stadt des Andenstaates. Nach dem Abitur am Burggymnasium - er hatte die Möglichkeit der verkürzten Schullaufbahn genutzt - tauchte er damit ein in eine komplett andere Welt.
Dass er bis dahin nur ein paar Brocken Spanisch sprach, beunruhigte den Abiturienten nicht wirklich. „Ich habe zeitweise in einer Familie gewohnt und war eigentlich nur mit Einheimischen zusammen, so dass ich die Sprache besser als aus jedem Schulbuch gelernt habe“, sagt Rosenboom, der noch bei den Eltern wohnt, direkt neben der ev. Kirche in Rellinghausen, wo seine Mutter als Kantorin arbeitet. „In Bolivien sind die Menschen sehr arm, leben oft mit vielen Leuten auf ganz engem Raum“, hat er Einblicke in ganz andere Lebensverhältnisse bekommen.
„Nein, Heimweh hatte ich eigentlich nicht“, sagt der junge Mann, der sich jetzt wieder in sein altes Leben eingewöhnen, sich hier um die alltäglichen Angelegenheiten eines 18-Jährigen kümmern muss: Führerschein, Bewerbung um einen Studienplatz - „vielleicht will ich Volkswirtschaftslehre studieren“ - und den Kontakt zu Freunden. Zehn Monate ohne Facebook, Twitter und Co.? „In Bolivien gibt es kaum Internet-Anschlüsse in Privathäusern, aber viele Internetcafés. Aber das läuft alles so langsam, dass es keinen Spaß macht“, sagt Rosenboom. Kein einziges Mal hatte er via Skype (Blick-)Kontakt zu den Eltern, meldete sich nur alle paar Wochen - ganz klassisch per Telefon.
Für seine Eltern sicher keine sehr entspannte Situation? „Na ja, Bolivien ist für ein südamerikanisches Land relativ sicher, was die Kriminalität angeht. Aber die Straßen. Steil, schmal, schlecht ausgebaut. Wenn einem da jemand entgegenkommt . . .“, berichtet Rosenboom. Zum Glück überstand er aber auch die mutmaßlich „gefährlichste Straße der Welt“ ohne Blessuren.
Seine Faszination für Bolivien hat familiäre Hintergründe. „Meine Tante hat lange in dort gelebt, war mit einem Bolivianer verheiratet. Sie hat dort als Ärztin gearbeitet und später die Stiftung ihres Mannes, die Bergbauern auf der Hochebene unterstützt, übernommen.“ Nach dem Unfalltod des Ehemanns lebe sie heute wieder in Deutschland, verbringe aber jedes Jahr mehrere Wochen in Bolivien. Und so flog sie auch gemeinsam mit Rosenboom dorthin, so dass er wenigstens die erste Zeit nicht ganz auf sich allein gestellt war.
Rosenboom arbeitete erst für die Stiftung seiner Tante, pflanzte später Bäume nach der Anbaumethode Agroforst, die Baumpflanzungen und Gemüseanbau kombiniert. „Ich habe das einfache Leben kennengelernt, bin tief in eine andere Kultur eingetaucht. Das hat Lust auf mehr gemacht“, möchte Rosenboom diese Erfahrung nicht missen.