Holsterhausen. . Die aktuellen Pläne für das Gelände des ehemaligen Berufskollegs an der Cranachstraße sorgen für Diskussionen. Kritische Stimmen werden lauter, die durch den geplanten Vollsortimenter Nachteile für die Geschäfte an der Gemarkenstraße befürchten. Gefordert wird vor allem eine gute Anbindung an das Stadtteilzentrum.

Lange tat sich nichts in Sachen Neugestaltung des ehemaligen Berufskolleg-Geländes an der Cranachstraße. Jetzt liegen die Pläne des Architektenbüros Koschany und Zimmer vor - orientiert an den Bedürfnissen des möglichen Investors Allbau. Und prompt meldet auch das Klinikum Interesse an dem Areal an und die kritischen Stimmen im Stadtteil werden lauter. „Ein Geschäft mit Vollsortiment wäre der Tod der Gemarkenstraße“, ist Kai Strathmann, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Holsterhausen (IGH), überzeugt.

Ganz anders sieht das Rainer Pflugrad, SPD-Bezirksvertreter: „Wir stehen voll hinter den Allbau-Plänen. Ein Vollsortimenter auf hohem Niveau wäre ein enormer Anziehungspunkt und würde Kaufkraft in den Stadtteil bringen, wovon auch Geschäfte und Cafés auf der Gemarkenstraße profitieren würden.“ Verkehrstechnisch gebe es aber noch keine Lösung.

Deutliche Kritik am Verfahren äußert Dieter Michael, früher SPD-Ratsherr und nach eigener Aussage „immer noch an den Belangen Holsterhausens sehr interessiert“. „Ich plädiere für einen offenen städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb. Erst wenn der Sieger feststeht, kann man den Bebauungsplan erstellen - und nicht umgekehrt. Sonst nimmt man den Planern doch gleich die Kreativität“, sagt der Architekt. Keiner der vorliegenden Entwürfe beziehe die Auswirkungen auf den Stadtteil und besonders auf die Gemarkenstraße mit ein. „Man kann ein solches Grundstück doch nicht als Solitär betrachten“, sagt Michael. Er hoffe, dass die SPD ihre alte Forderung nach einem solchen Wettbewerb wieder einbringe.

Das Argument, ein solcher Wettbewerb führe zu weiterer Zeitverzögerung, lässt Michael nicht gelten: „Man hat vier Jahre verstreichen lassen. Da fällt ein weiteres halbes Jahr nicht mehr ins Gewicht, wenn man dann eine Lösung hat, mit der alle zufrieden sind“, sagt Michael. Die Gemarkenstraße dürfe auf keinen Fall leiden. Wenn ein Vollsortimenter kommen solle, seien Lage und Anbindung an die Gemarkenstraße entscheidend. „Es nützt nichts, wenn die Leute auf den Parkplatz fahren, zur Holsterhauser Straße wieder herausfahren und den Stadtteil verlassen.“ Es gebe Bestrebungen, eine Bürgerinitiative gegen die Planungen zu gründen.

Auch Jürgen Bessel, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Ruhr und selbst Geschäftsmann an der Gemarkenstraße, ist überzeugt, dass ein Vollsortimenter die Einkaufsmeile schwäche, wenn man keine vernünftige Anbindung hinbekomme. Er sei enttäuscht, dass sich offenbar weder Verwaltung noch Politik um eine sinnvolle Lösung bemühten. „Die aktuelle Planung ist eher schädlich“, findet Bessel.

Eine Patentlösung habe er nicht, könne sich aber vorstellen, dass man den roten Straßenbelag von der Kirche St. Mariä Empfängnis bis zur Cranachstraße ausdehne und den Bürgern so eine Leitlinie gebe. Um Dauerparker aus dem Zentrum zu nehmen, halte er eine Parkraumbewirtschaftung an der Gemarkenstraße, zum Beispiel mit Parkscheiben, für sinnvoll.

Wolfgang Freye von der Partei „Die Linke“ kritisiert, dass die Allbau-Pläne zu wenig Grünfläche vorsähen und plädiert dafür, die Planungen in einer Bürgerversammlung zu diskutieren.

„Alles, was kommt, ist besser als das, was wir jetzt haben“, sagt CDU-Bezirksvertreter Lothar Föhse, der auf jeden Fall das Kunstwerk „Die drei Grazien“ im Stadtteil halten will. Andreas Kalipke, Vorsitzender des CDU-Ortverbandes, ist überzeugt, dass sich eine reine Grünfläche angesichts leerer Kassen nicht realisieren lässt und ein Investor nur über ein großes Geschäft die nötigen Mieteinnahmen erhalten kann. Ein Vollsortimenter sei „ein notwendiges Übel, wenn wir verhindern wollen, dass immer mehr Holsterhauser in Haarzopf oder Rüttenscheid einkaufen“. Deshalb finde er die Allbau-Pläne „durchaus sympathisch“. Vielleicht könne ja die Gemarkenstraße doch davon profitieren. Jedenfalls sei alles besser, als das Gelände „20 Jahre vor sich hin vegitieren zu lassen“.