Rellinghausen. . Die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald zeigt an zwei Wochenenden alte Karten und Pläne, Luftbilder und Reproduktionen alter Stiche, die viel über die Entwicklung des Stadtteils erzählen. Die Präsentation entstand in Kooperation mit der Stadt und dem Historischen Verein.
Alte Karten müssen nicht verstaubt und langweilig sein, sondern erzählen durchaus spannende Geschichten über die Entwicklung der Stadtteile. Wer sich davon überzeugen will, kann die Ausstellung besuchen, die die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald in Kooperation mit dem Historischen Verein und dem Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster im Blücherturm eröffnet. An zwei Wochenenden, 28. und 29. April sowie 5. und 6. Mai, jeweils 15 bis 18 Uhr, sind alte Karten, Luftbilder und Stadtpläne in dem denkmalgeschützten Turm, Am Stift 9, zu sehen.
Am 6. Mai findet zusätzlich eine Wanderung über das alte Stiftsgelände statt. Treffpunkt dafür ist um 14 Uhr am Turm. „Die Teilnehmer können nachher auf den alten Karten den Weg nachvollziehen, den sie gegangen sind“, erläutert Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft.
Auch Nicht-Historiker können anhand der Ausstellungsstücke, die Rellinghausen im Wandel der Zeiten von 1806 bis heute zeigen, nachvollziehen, wie rasant die Entwicklung der Stadtteile zu gewissen Zeiten verlief. So fehlen auf einigen der rund 30 gezeigten Karten und Fotos noch komplett die Stadtteile Bergerhausen und Huttrop. Stattdessen sind noch große Wald- und Feldflächen zu erkennen.
„Die Karten hat die Stadt zur Verfügung gestellt“, freut sich Hermann-Josef Lenze von der Bürgerschaft. Die Ausstellung im Blücherturm sei eine Art Pilotprojekt. Wenn Besucherzahlen und Reaktionen stimmten, könne eine solche Präsentation auch in anderen Stadtteilen organisiert werden.
Durch Ausschnittvergrößerungen konnte das alte Kartenmaterial genau auf Rellinghausen abgestimmt werden. Besonderer Clou: die 3-D-Ansicht von Rellinghausen 1926, die die Organisatoren mit Hilfe von historischen Luftbildern, bearbeitet in Rot-Grün-Technik, erstellt haben. „Wenn man die Brille aufsetzt, springen einen Bäume und Häuser förmlich an“, erklärt Stoll. Gerade auch für Kinder sei das ein eindrucksvoller Effekt, für den die Fotos überlappend geklebt wurden.
Die älteste gezeigte Ansicht von Honigmann/Landmesser von 1803/1806 ist allerdings kein Original, sondern eine Reproduktion aus den 1950er Jahren. Karten wurden damals aus zwei Gründen erstellt, erläutert Klaus Kaiser, Geschäftsführer des Historischen Vereins. „Entweder sollte Grundbesitz dokumentiert werden, das waren dann die Vorläufer der Flurkarten, oder es ging um militärische Strategien.“ So habe 1842/43 jeder preußische Offiziersanwärter ein Stückchen Land selbst vermessen und zeichnen müssen. „Das geschah je nach Talent natürlich in sehr unterschiedlicher Qualität, war aber eine Chance, an ein Gesamtkartenwerk von Preußen zu kommen, was dann später von den Franzosen genutzt wurde“, so Klaus Kaiser.
Im Obergeschoss des Blücherturms sind zudem Reproduktionen von alten Stichen der Stadt Essen zu sehen, die quasi die Vorläufer der Karten waren. „Auf Genauigkeit und Maßstabstreue legte man damals weniger Wert als auf schöne Bilder. Die Künstler malten auch munter voneinander ab“, zeigt der Bürgerschaftsvorsitzende Johannes Stoll Ähnlichkeiten der Werke, die im Original zwischen 1600 und 1700 entstanden sind. Auffällig sei, dass viele Künstler damals die Kirchtürme deutlich überhöht darstellten und damit ihre Bedeutung als Landmarken besonders hervorhoben.
„Es ist schade, wenn die alten Karten, die so viel Aufschluss über die Entwicklung der Stadtteile geben, nur bei uns im Deutschlandhaus lagern und sie niemand zu sehen bekommt“, freut sich Frank Knospe vom Katasteramt über die Kooperation mit dem Historischen Verein und der Bürgerschaft.