Rüttenscheid. In den Räumen des ehemaligen „Club David“ an der Rüttenscheider Straße 114 eröffnen Bastian Herzogenrath und Kristian von der Stein jetzt die Diskothek „Face“ mit tanzbarer Musik für ein Publikum ab 30 Jahren.

Erst kürzlich haben die beiden einen traditionsreichen Laden übernommen: Bastian Herzogenrath und Kristian von der Stein schmeißen seit November 2011 die urige Kneipe „Alt Werden“. Lange bevor es zu dieser Übernahme kam, hatten sie einen Traum, den sich die beiden nun mit dem „Face“ an der Rüttenscheider Straße erfüllen. Und zwar in keiner geringeren Location als der, in der einst der „Club David“ (auch einfach nur als „CD“ bekannt) beheimatet war. Dort, im Kellergeschoss an der Rü 114, endete 2011 eine 36-jährige Ära. Es folgte das „Rü Dekadance“, das kürzlich, nach nur einem Jahr, seine Pforten wieder schloss.

Mit neuem Konzept machen sich jetzt Bastian Herzogenrath und Kristian von der Stein ans Werk: Mit dem „Face“ wird Rüttenscheid um einen Laden mit tanzbarer Musik für Leute ab 30 reicher. Tanzbar bedeutet in diesem Fall: fernab von House, Techno, Rock und Metal. Gespielt wird das, was das Publikum früher wohl auch schon hörte, angefangen von Michael Jacksons „Billy Jean“ über Guns’n’Roses’ „Welcome to the jungle“ bis hin zu „Time of my life“, das nicht nur „Dirty-Dancing“-Fans bekannt sein dürfte. Hinter dem DJ-Pult stehen DJ M.E.C. sowie der Chef persönlich. Bastian Herzogenrath hat bereits in einem Laden unweit der neuen Location Platten aufgelegt und weiß daher genau, wann der richtige Zeitpunkt für ein bestimmtes Lied kommt. An Samstagen wird die Musik zusätzlich für ein paar Stündchen von einem Saxofonisten untermalt. Klingt ungewöhnlich für eine Diskothek – und ist es auch.

Für den Ohrenschmaus wäre also schon mal gesorgt. Gegen den Durst gibt es Bier, Softdrinks jeglicher Art, Sekt und Champagner. Gerstensaft gibt’s vom Fass, aber auch aus der Flasche und an einer separaten Theke werden Cocktails gemixt. „Wir bieten ausgewählte Spirituosen an, darunter auch vernünftige Whisky- oder Wodka-Sorten“, so Kristian von der Stein.

Um Einlass ins „Face“ zu erhalten, muss sich übrigens niemand „aufbrezeln“ - was aber auch nicht bedeutet, dass man den Türstehern unbedingt in einer Jogginghose imponieren kann.

Grüße im Gästebuch

Für viele sind die Räume mit Erinnerungen verbunden: 1975 in der Essener Innenstadt gegründet, genoss das CD – auch nach dem Umzug nach Rüttenscheid - bis zum letzten Tag Kultstatus weit über Essens Grenzen hinaus. Mitbegründer Georg Schneider und Nico Santamaria blättern in einem alten Gästebuch. „In Liebe und Dankbarkeit“ steht auf einer der mittlerweile vergilbten Seiten. Unterzeichnet im Jahr 1977 von Schauspielerin Brigitte Mira. „Hier traf sich alles, was Rang und Namen hatte“, erinnert sich Schneider und zählt weitere Persönlichkeiten auf: Schauspieler Helmut Berger, die „Village People“, Roger Whittaker, Evelyn Künneke – sie alle und noch viele mehr waren da. Für Paradiesvögel aller Art, für Hetereo- und Homosexuelle, für den Oberbürgermeister und die Nachbarn von nebenan hielt das Nachtlokal an sieben Tagen in der Woche, 365 Tage im Jahr, seine Tür geöffnet. Und das bis morgens um vier, am Wochenende auch länger.

„Wir haben diesen Laden geliebt“, so Schneider, „doch irgendwann musste mal Schluss sein“. „Wir haben uns jahrelang die Nächte um die Ohren geschlagen“, begründen die einstigen Inhaber ihre schwere Entscheidung, das Kapitel CD zu beenden. Heute verbringen die beiden Urgesteine der Essener Gastronomie den Großteil ihrer Zeit auf Lanzarote. Den neuen Betreibern wünscht Schneider „den gleichen Erfolg, den wir hatten“.