Rüttenscheid. . Die neunte „Tour de Rü“ startet am Samstag, 28. April, mit der Oldtimer-Parade auf der Rü um 9 Uhr. Nach der Ausfahrt ins Bergische Land werden die Teilnehmer gegen 17.30 Uhr auf der Rüttenscheider Straße zurückerwartet, wo sie einzeln vorgestellt werden.
Wenn ein Miniatur-Elektroauto, von Firmenchef Ettore Bugatti 1927 für seinen Sohn entworfen, in eine Bankfiliale gehievt wird, abgewetzte Straßenkarten an der Wand hängen und sich die alten Freunde Rolf Krane, Chef der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), und Claudio Schlegtendal, ehemaliger Rallye-Fahrer, Routenplaner und Oberarzt, nur noch leicht genervt mit „Mitstreiter“ ansprechen - dann ist es wieder soweit: Fahrerfeld und Streckenplanung der „Tour de Rü“ werden vorgestellt. Die neunte Auflage der von der IGR organisierten Oldtimer-Ausfahrt startet in diesem Jahr am Samstag, 28. April, 9 Uhr, am Stadtgarten.
„Müssen wir diese Route wirklich fahren?“, fragt Krane augenzwinkernd bei der Präsentation der Strecke. Der Mann weiß, wovon er spricht, ist er doch die teils sehr steilen und kurvenreichen 234 Kilometer durchs Bergische Land bereits mitgefahren. „Das ist keine Kaffeefahrt“, bestätigt Planer Schlegtendal. „Für viele ist das die erste Ausfahrt im Jahr. Ich kann nur empfehlen, die Autos richtig fit zu machen, denn es sind einige Schwierigkeiten zu bewältigen.“ Er gehe davon aus, dass nicht nur die Sonne wärme, sondern auch „Motoren und Herzen“ warm würden.
Für die Mischung aus alten Autos und Motorrädern ist erneut Oldtimer-Experte Franz Maag zuständig, der wie gewohnt zahlreiche Absagen erteilen musste: „Es melden sind meist doppelt so viele Interessenten wie wir mitnehmen können.“ 139 Fahrzeuge von 32 Herstellern gehen auf die Strecke. Mercedes-Fahrer sind in diesem Jahr mit 41 Fahrzeugen in der Überzahl, gefolgt von 16 alten Porsches und der englischen Fraktion mit je neun Austin Healeys und MGs.
Ein thematischer Schwerpunkt der „Tour de Rü“, auch im Programmheft, das ab Freitag in Rüttenscheid ausliegt, sind in diesem Jahr Elektroautos - alte wie moderne. So soll die siebenjährige Mara ab 17.30 Uhr bei der Einfahrt der Teilnehmer vom Messeparkplatz am Girardet-Haus bis zur Bühne an der Martinstraße vorwegfahren - im bereits erwähnten Baby-Bugatti. Das Mini-Auto ist voll funktionstüchtig, rund halb so groß wie das Original und wurde in einer Stückzahl von 500 gebaut, nachdem es 1927 auf der Mailänder Motorshow vorgestellt worden war. „In Deutschland gibt es noch etwa 15 Stück - und die sind fast so wertvoll wie die großen“, weiß Reinhard Pietrass (IGR).
Die Strecke, die Routenplaner Schlegtendal seit einem halben Jahr in nächtlichen Fahrten perfektioniert, würde der Baby-Bugatti sicher nicht schaffen. „Ob das allen anderen gelingt, weiß ich nicht. Es kann sein, dass 20 ausfallen“, warnt Schlegtendal davor, die Strecke zu unterschätzen. Es geht in Richtung Elfringhauser Schweiz. „Hinter Schwelm werden die Fahrer glauben, sie seien im Allgäu“, verspricht der Planer eine landschaftlich reizvolle Tour durch Wiesen, Wälder und kleine Ortschaften.
Die Mittagsrast ist in einer Scheune bei Schloss Ehreshoven in Engelskirchen geplant, das Schloss selbst zu mieten, wäre zu teuer geworden. Nach der anstrengenden Hinfahrt, teils über Feldwege, geht es zügig zurück über asphaltierte Straßen über Remscheid, Velbert, einen Zwischenstopp am Jagdhaus Schellenberg bis nach Rüttenscheid.
Wer also schöne alte Autos sehen, anfassen und mit den Besitzern in Kontakt kommen will, sollte die Einfahrt der Oldtimer auf der Rüttenscheider Straße nicht verpassen. Wer schon einmal dabei war, weiß, dass das ein wirklich sinnliches Erlebnis ist, denn das laute Knattern der Oldies und der Benzingeruch gehören halt dazu, Und wer weiß, wie lange es die „Tour de Rü“ noch in dieser Form geben wird, denn Kosten- und Zeitaufwand sind für die Organisatoren immens. Und so ist es schon fast zum jährlichen Ritual geworden, dass Routenplaner Schlegtendal androht, dass die zehnte Auflage die letzte sein werde. Und alle Fans der „Tour de Rü“ werden hoffen, dass er diese Drohung nicht wahr macht, denn dann wäre Rüttenscheid um eine echte Attraktion ärmer.