Rüttenscheid. . Irmgard Krahe und Bernd Köster setzen in ihrem Laden „Buchkontext“ im Girardet-Haus auf Fachliteratur. Seit fünf Jahren beraten sie Autoren, die Sachbücher schreiben wollen, unterstützen die Netzwerk-Bildung - und verkaufen auch einfach mal einen Krimi zur Entspannung.

Manchmal braucht man Mut und den richtigen Riecher, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen: Das bewiesen Irmgard Krahe (51) und ihr Lebensgefährte Bernd Köster (56) vor fünf Jahren. Sie eröffneten ihre eigene kleine Buchhandlung „Buchkontext“ im Girardet-Haus - in Zeiten, in denen die Menschen angeblich immer weniger lesen. „Das kann ich so nicht bestätigen“, sagt Irmgard Krahe, früher Filialleiterin einer großen Buchhandlung in Rüttenscheid. Dass die großen Buchhandlungen vor Ort schon einen Teil des Marktes abdecken, konnte die beiden gelernten Buchhändler nicht schrecken. Sie suchten - und fanden - ihre Nische. „Wir haben uns von Anfang an spezialisiert, sehen uns als Kongress-, Fachbuch- und Stadtteilbuchhandlung“, erklärt Bernd Köster, der selbst lange als Berater im Buchhandel und Verlagswesen tätig war, das Konzept.

Inhaltlich haben sich die gebürtige Augsburgerin und der „Ur-“Rüttenscheider auf den Unternehmensbereich, heißt auf Management, Personal und Coaching spezialisiert, sowie auf die politische Schiene mit Arbeitsrecht und Sozialpolitik. „Wir bieten die Literatur, die Personalchef, Trainerin und Gewerkschafter nachfragen“, sagt Köster. Während die Bereiche Medizin und Jura in Essen schon abgedeckt gewesen seien, gebe es bei „Buchkontext“ Literatur zu Marketing, Existenzgründung und Wissensmanagement.

Häufig sind Krahe und Köster zu Messen und Kongressen unterwegs. „Dann packen wir den Messestand in unseren kleinen Lkw, laden ihn voller Bücher und Publikationen, die zum Thema und zu den Referenten passen“, schildert Krahe die Vorbereitungen.

Natürlich kann man bei „Buchkontext“ auch ganz einfach Kinderbücher, Krimis oder auch Bestseller kaufen oder bestellen. „Aber da wählen wir schon aus, was zu uns passt“, sagt Irmgard Krahe. Beide versuchen, soviel wie möglich zu lesen, arbeiten die Feuilletons der großen Zeitungen durch, bewerten Neuerscheinung. „Wir können eigentlich zu jedem Buch etwas sagen, das wir verkaufen“, so Krahe.

Die Anbindung an den Stadtteil musste erst wachsen. Die Laufkundschaft bestehe zu einem großen Teil aus Müttern, deren Kinder im Girardet-Haus in die Kita oder Musikschule gingen, und aus Senioren der Mundus-Residenz. „Da sind inzwischen sehr gute Kontakte gewachsen, auch da wir hier barrierefrei zu erreichen sind. Und wenn jemand gar nicht gut zu Fuß ist, können wir auch mal eben ‘rübergehen“, sagt Krahe. Die kurzen Wege im Haus nutzten auch Steuerberater, Anwälte und Firmenangehörige. Und so konnten sich Krahe und Köster eine Stammkundschaft aufbauen, obwohl ihr Laden etwas abseits der Rü liegt.

Ihr Wissen und ihre Kontakte geben die Buchexperten auch gern weiter. Sie beraten beispielsweise Autoren, die ein Sachbuch schreiben möchten, analysieren für sie den Markt, helfen bei der Verlagssuche. Wenn sich eine Gruppe für ein spezielles Sachgebiet interessiert, kann sie - auch am Wochenende - gesonderte Events mit Büchertisch, Kaffee oder Sektempfang buchen, um sich jenseits der normalen Öffnungszeiten zu informieren. Krahe und Köster sehen ihre Aufgabe durchaus darin, Kontakte zu vermitteln - und haben deshalb eine „Netzwerk-Wand“ im Geschäft installiert, wo Kunden ihre Visitenkarten und Geschäftsflyer deponieren und die von anderen mitnehmen können.

Dass Krahe und Köster irgendwann keine Bücher mehr sehen können, ist nicht zu befürchten: „Bücher gehören einfach zu unserem Leben, sind unsere Leidenschaft. Wenn wir verreisen, nehmen wir eine große Kiste Bücher mit.“