Rüttenscheid. . Der kreative Strickkreis der Mundus-Senioren-Residenz fertigt Mützen für krebskranke Frauen, die in Folge der Chemotherapie ihre Haare verloren haben.

Eigentlich war es ein ganz normaler Strickkreis - bis die acht Seniorinnen das Projekt „Mut-Mach-Mützen“ für sich entdeckten und jetzt mit viel Energie und immer neuen kreativen Ideen für den guten Zweck handarbeiten. Ihr Ziel: krebskranken Frauen, die in Folge der Chemotherapie ihre Haare verloren haben, neuen Mut zu geben, sie ganz praktisch, vor allem aber symbolisch, zu wärmen und in der haarlosen Zeit zu schmücken.

Seit Jahren treffen sich Bewohnerinnen der Mundus-Senioren-Residenz jeden Freitagnachmittag, um erst bei Kaffee und Kuchen zu klönen und dann ihrer Strick- und Häkelwut freien Lauf zu lassen. „Natürlich arbeiten die acht Damen auch die Woche über allein weiter. Bei den Treffen geht es vor allem um den Austausch neuer Ideen“, erklärt Ute Jonetat (63), Tochter von Helga Hülsenbeck (87), die selbst fleißig mitstrickt. Ute Jonetat fertigt seit langem hobbymäßig Strickgraffiti, betreut den Seniorinnen-Strickkreis ihrer Mutter ehrenamtlich und gibt den Nadelkünstlerinnen immer neue Tipps.

Einen echten Schub bekamen die Strickaktivitäten der Seniorinnen - die Älteste ist Jahrgang 1919 -, als sie im Kulturhauptstadtjahr 2010 für das A-40-Still-Leben 156 Meter Leitplanken umstrickten. „Anschließend haben wir uns gefragt: Wohin mit dem ganzen Strickwerk?“, erinnert sich Ute Jonetat. Die Leitplanken-Schals wurden zerteilt und zu Decken verarbeitet, die dann auf Zollverein für das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) versteigert wurden. Die Resonanz war groß, der Kontakt zum CJD blieb. Da sich der Verein auch um minderjährige Mütter kümmert, war das nächste Betätigungsfeld der Seniorinnen schon abgesteckt: Babydecken, Strampler, Schlafsäcke, Schuhe und Söckchen.

„Die Frauen haben Zeit, Energie und sind hochmotiviert. Weitere Betätigungsfelder mussten her“, schmunzelt Ute Jonetat. Auf der Suche nach neuen Aufgaben wurde man im Internet fündig: Die Frauen griffen die Idee „chemo-hut-macht-mut.de“ nach Rücksprache mit den Verantwortlichen auf und stricken und häkeln, ganz nach Vorliebe und Können, jetzt seit Ende 2011 Mützen für Krebspatientinnen, die ihre Haare verloren haben. „Meist werden die Mützen gehäkelt, dann sind sie dünner. Sie sollen ja nicht in erster Linie wärmen, sondern vor allem schmücken und den Frauen ein gutes Gefühl geben“, sagt Jonetat.

Der Strickkreis nahm Kontakt mit der sozialen Betreuung im Krupp-Krankenhaus auf, die sich um Patientinnen kümmert, die dort ambulant oder stationär behandelt werden und ihnen auch Pflege- und Stylingtipps für die Zeit während und nach der anstrengenden Therapie gibt. Rund 60 Mützen haben die Seniorinnen schon abgeliefert. auf Wunsch werden weitere, auch in besonderen Farben oder Mustern, gefertigt. Schließlich gebe es immer Frauen, die keine Perücke tragen oder sich aus finanziellen Gründen kein hochwertiges Exemplar leisten könnten.

„Die Strickwut unserer Damen hat sich offenbar herumgesprochen. Jetzt hat auch das Klinikum bei uns angefragt“, freut sich die 63-Jährige, die nicht nur ihrer Mutter den Spaß am Erfolg der Aktion ansieht. Gern würden die Frauen auch Kontakt zu einer Kinderkrebsstation aufnehmen.

Und so profitieren am Ende alle: die krebskranken Frauen und die Seniorinnen, die stolz darauf sind, mit ihren Handarbeiten anderen helfen zu können.