Rüttenscheid/Holsterhausen. . Zur 1950er-Jahre-Ausstellung im Atelier „Malou“ brachte Rita Rentrop, bis Anfang der 70er Jahre Verkäuferin im Afu-Laden ihrer Eltern in Holsterhausen, viele alte Fotos und spannende Geschichten mit.

Kontaktaufnahme geglückt: Im Januar stellten Renate Zura und Martina Maria Luft im Atelier „Malou“ an der Rosastraße Mode, Fotos und Gebrauchsgegenstände der 1950er Jahre aus - aus eigenem Interesse und in der Hoffnung, dass die Ausstellungsstücke bei den Bürgern Erinnerungen wecken könnten an das Afu-Lebensmittelgeschäft, das sich damals an gleicher Stelle befand.

Und in der Tat: Die Ausstellung und die Berichterstattung dieser Zeitung führten zum Erfolg. Martina Luft lief auf dem Rüttenscheider Markt der ehemaligen Ladenbesitzerin Derpmanns über den Weg, die in späteren Jahren noch einen Brotstand auf dem Markt unterhielt.

Und: Ein Treffen im Atelier „Malou“, bei dem viele Bürger Geschichten und Bilder aus den 50ern zum Besten gaben, lockte auch Rita Rentrop (68) an. Die Holsterhauserin arbeitete bis 1971 im Afu-Laden ihrer Eltern an der Steinhausenstraße in Holsterhausen. Sie hatten denselben Lieferanten wie die Derpmanns und Rita Rentrop verfügt noch über einen großen Fundus an Bildern aus der Zeit. „Das ist sehr ungewöhnlich, denn bei unseren Recherchen zum Thema Afu kannte kaum jemand den Begriff und selbst im Stadtarchiv gab es kein einziges Foto dazu“, wundert sich Martina Luft. Das wird sich ändern, denn Rita Rentrop will ihre Fotos dem Stadtarchiv zur Verfügung stellen, um die Erinnerung an die Tante-Emma-Läden wachzuhalten.

Rita Rentrop lebt noch heute in Holsterhausen und ist auch dem Einzelhandel treu geblieben, verkauft seit 20 Jahren Pralinen im „Brüsseler Markt“. „Ich hätte gern den Laden meiner Eltern, den meine Großeltern bereits seit Beginn der 1920er Jahre führten, übernommen“, blickt Rentrop zurück. Allerdings sei das gerade die Zeit gewesen, als die Angestellten selbst entscheiden konnten, ob sie samstags und sonntags arbeiten wollten. „Da wäre die ganze Arbeit am Wochenende an mir hängen geblieben“, sagt sie. Auch sonntags habe man damals geöffnet, schon wegen der Kuchen, die ihr Vater selbst gebacken habe. Schweren Herzens habe sie sich so gegen das Geschäft entschieden, das im Juni 1971 für immer schloss. Bis in die 1980er Jahre habe es allerdings noch ein Afu-Geschäft an der Kaulbach-/Ecke Gebhardtstraße gegeben, erinnert sich die Holsterhauserin.

Afu-Läden - die Abkürzung steht für Arbeitsgemeinschaft freier Unternehmer - habe es damals vorwiegend in Essen und zum Teil Richtung Niederrhein gegeben. „Das waren alles selbstständige Geschäfte, die aber einen gemeinsamen Hauptlieferanten hatten. Um bessere Konditionen zu bekommen, haben sie sich zur Afu zusammengeschlossen“, erinnert sich Rita Rentrop. Der Lieferant sei übrigens mit dem früheren Essener Oberbürgermeister Hans Toussaint (1949-56) verwandt gewesen. „Das war eine gute Gemeinschaft, wir haben oft Afu-Feste gefeiert und dabei reichlich Pimise getrunken.“ Pimise? „Pils mit Sekt, das mochten auch die Frauen“, grinst Rita Rentrop, die noch heute Kontakt zu ehemaligen Kundinnen ihrer Eltern pflegt und sie im Altenheim besucht.

Beim Blättern in ihren alten Fotoalben kommen Rita Rentrop immer wieder Geschichten und Szenen ins Gedächtnis - vom großen Spiegel, über dem Regal als Schutz vor Ladendieben installiert, oder von dem Mann, der als Junge die Milch, die damals noch im Laden abgefüllt wurde, nur in homöopathischen Dosen statt kannenweise einkaufte. „Weil es jedes Mal ein Gummibärchen für uns Kinder gab“, habe er später zugegeben. Oder von ihrem Großvater, einem Einzelhändler mit Leib und Seele, der mit 92 dann doch in den verdienten Ruhestand ging.

„Im Einzelhandel hat sich schon viel verändert“, sagt Rita Rentrop mit Blick auf die Discounter, die die Tante-Emma-Läden, die es früher an jeder Ecke gab, heute ersetzen.