Rüttenscheid.. Der neue Vorstand der Rüttenscheider Sozialdemokraten plant Bürgergespräche auf dem „roten Sofa“ und setzt in Sachen Verkehr und Außengastronomie auf gegenseitige Rücksichtnahme.

Mit dem Wegzug des ehemaligen Vorsitzenden Michael Th. Roy beginnt für den SPD-Ortsverein Rüttenscheid zwar personell eine neue Ära, die Inhalte bleiben aber weitgehend unverändert. „Wir wollen als Ortsverein näher an die Bürger rücken“, ist das Ziel des neu gewählten Vorsitzenden Ingo Lingenberg. Der 37-jährige Familienvater ist kaufmännischer Angestellter. Er trat 1998 in die SPD ein und ist seit anderthalb Jahren im SPD-Ortsverein Rüttenscheid aktiv.

„Wir sind froh aktive Verbände wie die Interessengemeinschaft Rüttenscheid und den Bürger- und Verkehrsverein im Stadtteil zu haben, wollen aber auch die anderen Vereine ansprechen und den Menschen unsere Ideen näher bringen“, gibt Lingenberg die Marschroute vor.

Die Sozialdemokraten wollen die Bürger verstärkt in politische Entscheidungen einbeziehen, planen Info-Veranstaltungen, Bürgerbefragungen und Themenabende mit Mandatsträgern aus Land und Bund. „Wir wollen ein ,rotes Sofa’, eine Diskussionsrunde, bei der Bürger und Politiker miteinander ins Gespräch kommen“, so Lingenberg.

„Als Ortsverein im Essener Süden sind wir für den Ausbau der A 52 und für den Ruhrallee-Tunnel, um den Durchfluss des Verkehrs im Stadtbezirk II zu verbessern und die Stadtteile vom Berufs- und Transitverkehr zu entlasten“, so der Vorsitzende. Für die stark belastete Rüttenscheider Straße müsse man nach Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung suchen. „57 Unfälle in drei Jahren, teils mit Personenschaden, sind zu viel“, verweist die stellvertretende Vorsitzende und Bezirksvertreterin Susanne Demmer auf Zahlen der Unfallkommission. „Es gibt ja bereits einen Beschluss der Bezirksvertretung, dass die Verwaltung prüfen soll, ob die Rüttenscheider Straße in einem Teilbereich zum ,Shared Space’, zum gemeinsam genutzten Raum werden kann“, so Demmer. Noch liege kein Ergebnis der Verwaltung vor.

Die Idee, die bereits in verschiedenen Gemeinden Europas, auch in Deutschland und den Niederlanden, verwirklicht wurde, besagt, dass alle Verkehrsteilnehmer - Fußgänger, Auto- und Radfahrer - gleichberechtigt ohne Vorfahrtsregeln den gesamten zur Verfügung stehenden Raum nutzen können. Die Grenzen zwischen Straße, Rad- und Gehweg entfielen. „Das Ganze funktioniert auf der Basis gegenseitiger Rücksichtnahme“, erklärt Lingenberg.

Rücksicht sei auch in Sachen Außengastronomie gefragt. „Wir sind auf keinen Fall gegen Außengastronomie“, stellt Lingenberg klar. Allerdings dürfe man die Interessen der Anwohner und Passanten nicht vernachlässigen und müsse deshalb Gemeindeordnung und Sperrstunde einhalten. Demmer: „Wir stellen da die Interessen der Anwohner über die der Gäste.“

Angesichts der zahlreichen aktuellen Bauvorhaben im Stadtteil ist es den Rüttenscheider Sozialdemokraten wichtig, dass Wohnraum auch für die alteingesessenen Rüttenscheider bezahlbar bleibt. „Weil Rüttenscheid so beliebt ist, wollen viele hierher ziehen, was die Quadratmeter-Preise in die Höhe treibt. Es kann aber nicht angehen, dass die langjährigen Bewohner so vertrieben werden“, findet Lingenberg.

In Sachen Bewohnerparken wolle man abwarten, was die Verkehrszählung der Verwaltung ergebe: „Wir hoffen, dass die Ergebnisse noch in diesem Jahr vorliegen.“ Noch eine Sorge bewegt die Sozialdemokraten: „Wo sollen die - hoffentlich zahlreichen - Besucher des neuen Geschäftszentrums im ehemaligen Hertie-Haus am Stern parken? Das neue Parkhaus kann die Besucherströme nicht aufnehmen“, befürchtet Susanne Demmer.