Holsterhausen. . TVG Holsterhausen will einen Treffpunkt für Menschen mit Demenz etablieren und startet deshalb ein Modellprojekt in Kooperation mit dem NRW-Gesundheitsministerium und den Pflegekassen.

Seit Jahren hat sich TVG Holsterhausen nicht nur als Sportverein etabliert, sondern auch etliche soziale Projekte im Stadtteil in Angriff genommen. „Wir sehen uns als Anlaufstelle für die Menschen in der Nachbarschaft und wollen sie über niederschwellige Angebote ins Haus holen“, sagt der TVG-Vorsitzende Peter Wehr. Das neueste Projekt des Vereins steht unter der Überschrift „Sport und demenzielle Erkrankungen“.

„Uns interessiert, wie die Holsterhauser leben, wenn sie älter werden, wie sie mit schwierigen Lebenssituationen wie Vereinsamung, Krankheit und Demenz umgehen. Wir wollen den Bürgern den Zugang zu Institutionen, oder in unserem Fall zum Sportverein, erleichtern, die ihnen im Alter helfen, ihr Leben besser zu meistern“, erläutert Wehr. Ziel sei es, auch hochbetagten Menschen möglichst lang ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.

Durch die Reha-Sportler, die bei TVG Holsterhausen betreut würden, habe man sowieso Kontakt zu vielen hochbetagten Menschen, das heißt Frauen und Männern ab 85. „Und vielleicht kommen wir darüber ja auch an Menschen heran, die unter leichter Demenz leiden“, hofft Peter Wehr, schnell Zugang zu der eigentlichen Zielgruppe des neuen Projekts zu finden. Neben altersangemessenem Sport-Training wie Hocker-Gymnastik und Sturzprophylaxe soll es auch um Themen wie Ernährung, Kommunikationsfähigkeit und die Erhaltung und Verbesserung der Gedächtnisleistung gehen.

TVG Holsterhausen schafft für das Demenzprojekt neue Möglichkeiten auf 160 Quadratmetern, baut dafür die Räume einer benachbarten ehemaligen Bäckerei an der Windmühlen-/Keplerstraße um und nimmt noch eine daneben liegende Wohnung mit Küche, Ess- und Gemeinschafts- beziehungsweise Aktionsraum dazu, um einen „TVG-Treff von 18 bis 93“ zu etablieren. Menschen mit leichter Demenz sollen sich dort stundenweise aufhalten können, gemeinsam einkaufen, Essen zubereiten und einnehmen, aber auch zusammen sportlich aktiv werden.

Die Senioren sollen eine Art zweites Zuhause mit gemütlicher Atmosphäre vorfinden. „Natürlich geht es auch um Gedankenaustausch“, sagt der TVG-Vorsitzende. Die konkreten Angebotsstrukturen für die Zielgruppe müssten sich entwickeln. Der Sportverein will im Rahmen des Demenzprojektes auch den Kontakt zu den umliegenden Schulen weiter verstärken, um Schülern ein Sozialpraktikum zu ermöglichen.

„Wir sind beim NRW-Gesundheitsministerium auf offene Ohren gestoßen, weil wir der erste Sportverein sind, der ein solches Projekt der Daseinsvorsorge im Quartier systematisch in Angriff nimmt“, erklärt Wehr. Für die ersten drei Jahre werde das Modellprojekt mit insgesamt gut 195.000 Euro gefördert, jeweils zur Hälfte vom Ministerium und aus den Ausgleichsfonds der Pflegekassen. Nach drei Jahren will der Verein die Einrichtung allein weiterführen. Zu 50 Prozent finanziere sich das Projekt dann über die Pflegekassen, da die dementen Menschen Anspruch auf solch niederschwellige Betreuungsangebote hätten.

In der nächsten Woche sollen die Umbauarbeiten beginnen, im Frühjahr startet das Projekt inhaltlich. Nach einem Jahr sollen die Strukturen stehen. TVG Holsterhausen verteilt derzeit Informationen bei Ärzten, um auf das Projekt hinzuweisen, in dessen Rahmen zwei neue Arbeitsplätze, für eine Reha-Sportlehrerin und eine Sozialpädagogin, geschaffen werden.