Holsterhausen. Nach einem Vorfall mit campierenden Jugendlichen drängen Politiker auf schnelles Handeln in Sachen Berufskolleg-Gelände an der Cranachstraße. Dezernent Hans-Jürgen Best wundert sich über die plötzliche Eile, nachdem die Politiker die Erstellung eines neuen Bebauungsplans seiner Ansicht nach erst jahrelang verzögert hatten.

Nachdem die Polizei vor einigen Tagen mehrere Jugendliche aufgegriffen hatte, die offenbar tagelang in dem leerstehenden Gebäude des ehemaligen Berufskollegs Holsterhausen an der Cranachstraße campiert und Schäden verursacht hatten, melden sich SPD und CDU zu Wort. „Wenn wir nicht wollen, dass bald alle Kaufkraft in die umliegenden Stadtteile wie Rüttenscheid, Altendorf oder Haarzopf abfließt und langfristig die Gemarkenstraße austrocknet, muss in Holsterhausen jetzt etwas passieren“, so der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Andreas Kalipke,

Auch Benno Justfelder, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, fordert: „Jetzt ist es wichtig, sehr schnell die rechtlichen Voraussetzungen für die baurechtliche Umwandlung des Grundstücks voranzutreiben. Es darf keine weitere Zeit vergeudet werden, sonst wird sich die Situation verschärfen.“ „Jetzt hat man genau die Situation, die alle Holsterhauser seinerzeit vermeiden wollten: ungeklärte Planungen und Vandalismus in der Bauruine“, ärgert sich SPD-Ratsherr Hans Aring. Die SPD habe bereits im April 2007 einen Antrag im Planungsausschuss gestellt, einen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben.

Etwas verwundert reagiert Planungsdezernent Hans-Jürgen Best auf diese Forderungen. Der Wegzug des Berufskollegs zum Schuljahresende 2009 sei zwei Jahre vorher bekannt gewesen. „Aber die Politik hatte offenbar viel Zeit, obwohl ja im gültigen Bebauungsplan das Gelände als Schulstandort festgeschrieben, eine Änderung des Bebauungsplans für eine Neunutzung also unbedingt erforderlich war“, erinnert sich Best. Eine Entscheidung der Politiker habe aber lange auf sich warten lassen. „Erst vor rund drei Monaten haben wir von der Politik die Erlaubnis bekommen, einen neuen Bebauungsplan für das Gebiet zu erstellen“, sagt Best. Probleme mit der Bauruine habe er durchaus kommen sehen.

Jetzt seien verschiedene Aspekte zu prüfen, darunter die Schadstoffbelastung und die Anzahl der Bäume auf dem Gelände. Das werde ab jetzt drei bis fünf Monate dauern, dann könne das Bebauungsplanverfahren mit der Offenlegung der Pläne und einer Bürgerversammlung weitergehen.

Best ist durchaus optimistisch, dass sich ein Investor finden werde, zumal es ja schon Gespräche gegeben habe. „Aber jeder Investor wird sich erst einmal zurückhalten, wenn noch gar nicht klar ist, was er auf dem Gelände realisieren kann“, gibt der Dezernent zu bedenken. Von Anzahl und Größe von Wohnungen und Geschäftsflächen hänge die Rendite ab und davon letztlich auch, wie viel der Investor zu zahlen bereit sei.

Kern des Konflikts sei die Diskussion, ob sich auf dem Areal ein kleiner oder großer Lebensmittelhändler ansiedeln solle. „In Holsterhausen gibt es bereits zwei Edeka-Läden, ebenfalls auf der Margarethenhöhe. Da gibt es natürlich Gerüchte, dass zwei oder drei davon schließen würden, wenn ein großer Markt auf dem Berufskolleg-Gelände eröffnen würde“, so Best. Bei CDU und Grünen habe es über die Frage „großer oder kleiner Lebensmittelmarkt“ lange keine Einigkeit gegeben.

„Deshalb bin ich mir nicht sicher, wie die Sache politisch ausgeht, wenn wir seitens der Verwaltung einen größeren Nahversorger von etwa 1800 Quadratmetern vorschlagen werden“, ist Best skeptisch. Bei der CDU gehen die Überlegungen aber derzeit wohl auch in Richtung großer Einzelhandel. Dieser mache nach Ansicht von Fachleuten das Gelände für Investoren attraktiv und könne bei entsprechender Anbindung auch die Gemarkenstraße beleben, so Kalipke in seiner Stellungnahme.