Südviertel. . Maryam Pyc kümmert sich in der Tagesstätte „Förderturm“ des Arbeiter-Samariter-Bundes als „Bufdi“ um psychisch Kranke.
Die Abschaffung von Wehr- und Ersatzdienst eröffnet auch neue Chancen: So hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in seinen verschiedenen Einrichtungen vor Ort inzwischen gut 30 Stellen für Menschen geschaffen, die im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes als sogenannte „Bufdis“ im sozialen Bereich tätig werden wollen. Eine von ihnen ist Maryam Pyc (21) aus Gladbeck.
Seit August arbeitet sie in der Tagesstätte „Förderturm“ des ASB für psychisch Kranke an der Hohenzollernstraße, hilft Tagesstätten-Leiterin Susanne Oberhaus-Steiner beim Alltagstraining, Einkaufen und anderen Tätigkeiten, die den Tag der Besucher strukturieren sollen. „Maryam Pyc hat sich bei uns beworben und die Stelle bekommen. Sie bringt genau die Fähigkeiten mit, die hier sehr erwünscht sind, überzeugte uns besonders durch ihre interkulturelle Sensibilität“, erklärt Susanne Oberhaus-Steiner.
Und die kommt nicht von ungefähr. Maryam Pyc hat eine polnische Mutter und spricht dementsprechend fließend Polnisch, sowie einen iranischen Vater. „Ein bisschen Persisch kann ich auch“, sagt die junge Frau, die ihr Fachabitur ablegte und im kommenden Jahr, wenn möglich, an der evangelischen Fachhochschule Bochum Soziale Arbeit studieren will. „Ich hoffe, dass es zum Sommersemester klappt“, sagt Pyc, die als „Bufdi“ auch Punkte für einen Studienplatz sammelt.
Bis März arbeitet sie auf jeden Fall beim ASB, und wenn es mit dem Studienplatz nicht sofort klappt, auch länger. Neben der Tagesstätte gibt es schließlich noch andere Einrichtungen des ASB, die einen Einblick in interessante Aufgabenbereiche ermöglichen, ist die 21-Jährige überzeugt.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Sportbereich. Sie bietet für die Klienten Badminton-Stunden an und plant ab Januar eine Taekwondo-Gruppe, um den Besuchern einen Einstieg in die Sportart zu ermöglichen, sie mit Hintergründen und Grundtechniken vertraut zu machen. „Das ist eine Art Sozialtraining, es bringt Spaß, fördert Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein, macht stolz auf Erreichtes, lässt die Klienten eigene Stärken und Schwächen besser einschätzen“, sagt Pyc. Sie selbst betrieb acht Jahre lang Leistungssport, war Deutsche Meisterin im Taekwondo.
Die junge Frau sieht ihre Zeit als „Bufdi“ als Chance, die Arbeit im sozialen Bereich, für den sie sich eigentlich längst entschieden hat, genauer kennenzulernen und zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, die ihr später im Job nützlich sein können. „Die Ausbildung in Erster Hilfe war Voraussetzung, um beim ,Förderturm’ als ,Bufdi’ anfangen zu können. Zudem habe ich inzwischen eine Jugendgruppenleiterschulung absolviert, kann also jetzt Jugendliche bei Urlaubfahrten betreuen“, berichtet Maryam Pyc. Mit dem aktuellen 40-Stunden-Job kann sie die Zeit bis zum Studium überbrücken, dabei etwas Geld verdienen, und ist für die Zeit renten- und sozialversichert.
„Mit Jugendlichen und älteren Menschen habe ich schon gearbeitet. Da ist die Erfahrung, die ich jetzt mit psychisch Kranken sammele, etwas Neues“, so Pyc. Schon als Realschülerin betreute die heute 21-Jährige Senioren im Altenheim, ging mit ihnen spazieren, spielte mit ihnen, half ihnen beim Essen oder hörte einfach nur zu,
Im „Förderturm“ werden, finanziert vom Landschaftsverband Rheinland, von montags bis freitags 15 Frauen und Männer zwischen 20 und 65 Jahren betreut, die unter chronischen psychischen Erkrankungen leiden, in eigenen Wohnungen oder Wohngemeinschaften leben und dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen.
Für die Hauptamtlichen des ASB ist die Zusammenarbeit mit „Bufdis“ wie Maryam Pyc nicht nur eine Arbeitsentlastung, sondern auch die Chance, Menschen kennenzulernen, die im sozialen Bereich arbeiten wollen - eine Situation, von der beide Seiten profitieren können.